Vertrauen -
Und plötzlich wachsen der Digitalisierung Flügel
Neue Ideen oder Veränderungen setzen sich niemals durch, wenn es nicht gelingt, dafür das notwendige Vertrauen zu gewinnen. Neue Lösungen entwickeln sich nur dann zu Innovationen, wenn sie akzeptiert werden. Dafür muss das kollektive Vertrauen in den Status Quo auf den Kopf gestellt werden. Das ist nicht immer einfach, da die Menschen Veränderung, besonders komplexer Natur, nicht immer begeistert empfangen. Je mehr Vertrauen also für etwas Neues gewonnen wird, desto erfolgreicher kann die Veränderung gestaltet werden. Damit ist Vertrauen - sowohl bei Ärztinnen und Ärzten als auch bei Patientinnen und Patienten - unabdingbar für die Digitalisierung.
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Digitalisierung
Viele Ärztinnen und Ärzte sehen sich im Digitalisierungsprozess des Gesundheitswesens in der Rolle der Getriebenen. Um sich hiervon zu befreien, bedarf es der Bereitschaft, die eigenen Digitalkompetenzen zu erweitern. Denn das Rad der Digitalisierung im Gesundheitswesen wird sich nicht mehr zurückdrehen. Mitgestaltung muss daher das Ziel der Ärzteschaft lauten, was von unterschiedlichen Seiten auch immer wieder gewünscht oder gar gefordert wird: Sich nicht mit der Rolle des Begleiters der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu begnügen und stattdessen offen, konstruktiv und kritisch an die Spitze der Bewegung zu stellen. Dafür ist es unverzichtbar, sich mit der Digitalisierung auszukennen. Das Bündnis Junge Ärzte sieht es ähnlich: Sein Ziel ist eine bessere Patientenversorgung mit arztunterstützender Digitalisierung, die einen Mehrwert sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für die Ärzteschaft bringt. Digitalkompetenzen gehörten daher künftig zum Berufsbild dazu – als Fundament einer konstruktiven Beteiligung an der digitalen Transformation.
Das Vertrauen in Ärztinnen und Ärzte ist hoch
Über eine Milliarde Arzt-Patienten-Kontakte zählen Statistiken Jahr für Jahr im niedergelassenen Bereich. Patientinnen und Patienten verlassen sich auf die Arbeit von Ärztinnen und Ärzte und zeigen eine hohe Wertschätzung. Gleichzeitig steigt das Interesse an digitalen Technologien.
Durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen ändert sich auch das Verhältnis von Arzt und Patient. Immer mehr Patientinnen und Patienten informieren sich vor ihrem Arztbesuch online. Zwar sagen knapp zwei Drittel der Ärztinnen und Ärzte (64 Prozent), dass sie den Umgang mit Patienten, die sich im Internet vorinformiert haben, als anstrengend empfinden. Allerdings gibt umgekehrt jeder Zweite an, dass er durch den Austausch mit gut informierten Patienten schon einmal hinzugelernt hat (51 Prozent).
Ebenfalls jeder Zweite (48 Prozent) sagt, dass die Patienten durch Informationen aus dem Internet mündiger werden. „Die Kollegen sind im Umgang mit den internetaffinen Patienten zunehmend gelassen und sehen mündige Patienten auch als Chance, neue Ansätze in der Behandlung kennenzulernen. Aufgeklärte Patienten arbeiten außerdem beim Heilungsprozess oft therapietreuer mit und halten die ärztlichen Ratschläge besser ein“, sagt Klaus Reinhardt, Bundesvorsitzender des Hartmannbundes.
Der digitalie Patient: Spannende Ergebnisse aus Studien
Hohe Erwartungen in die elektronische Patientenakte
Viel Optimismus bringen Versicherte auch der elektronischen Patientenakte entgegen. Seit 1. Juli 2021 müssen alle Vertragsärzte und Psychotherapeuten die ePA lesen und befüllen. 59 Prozent der befragten Patienten finden diese Innovation gut; 33 Prozent lehnen sie ab. Gleichzeitig sind die Erwartungen hoch. 57 Prozent hoffen, dass sich medizinische Behandlungen verbessern; 33 Prozent sind eher skeptisch. Befragte mit hohem Bildungsniveau und jüngeren Versicherte waren generell interessierter an der Technologie. Vorerkrankungen oder chronische Leiden beeinflussen die Einstellung kaum. Die elektronische Patientenakte wird auch von der Ärzteschaft positiv angenommen. So sagen 65 Prozent, dass dank der Akte eine einfachere Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten möglich wird. 54 Prozent meinen, dass es so zu weniger Doppeluntersuchungen kommt.
Apps auf Rezept – digitale Therapiemöglichkeiten
Das Spektrum an Möglichkeiten ist längst noch nicht ausgeschöpft. Seit Ende 2020 können Ärztinnen und Ärzte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zu Lasten gesetzlicher Krankenversicherungen verordnen. Patientinnen und Patienten haben aber auch die Möglichkeit, DiGA bei ihrer Krankenkasse selbst zu beantragen. Alle Apps oder Online-Anwendungen werden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Sicherheit und Funktionstauglichkeit, auf Datenschutz und Informationssicherheit sowie auf Qualität und Interoperabilität hin überprüft. Hersteller müssen nachweisen, dass ihre DiGA positiven Versorgungseffekte zeigt; reine Wellness-Tools werden nicht finanziert.
Doch wie kommen neue Technologien bei Patienten an? Frauen nutzen die digitalen Gesundheitsanwendungen fast drei Mal so häufig wie Männer. Auch zeigt sich, dass DiGA nicht nur eine junge Zielgruppe ansprechen: Die meisten Nutzer sind zwischen 50 und 59 Jahre alt, gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen und Menschen zwischen 40 und 49 Jahren. Beliebt sind Apps bei Behandlung von chronischem Tinnitus, bei Rücken-, Knie- und Hüftschmerzen, Adipositas und Migräne. Auch die Dermatologie hat die Chancen von Patienten-Apps und arztgestützten Tools längst erkannt und einen Digi Derma Day eingerichtet.
Chancen der Digitalisierung
Das Gesundheitswesen wird künftig viel mehr von Daten geprägt sein als heute. Dank digitaler Technologien bleibt dem Mediziner so mehr Zeit für den Patienten sowie für Diagnosen und Behandlungen abseits der täglichen Routine.
Befragt nach Zukunftsszenarien für das Jahr 2030 sieht jeder dritte Mediziner (35 Prozent) künstliche Intelligenz, die Ärzte beispielsweise bei der Diagnose unterstützt, im Alltagseinsatz. Jeder Fünfte (22 Prozent) glaubt außerdem, dass die Medikamenteneinnahme und –abgabe durch unter die Haut implantierte Mikrochips erfolgt und solche Chips zudem die Funktionsfähigkeit von Organen verbessern.
Die Digitalisierung, so die Experten, ist der zweite große Entwicklungsschritt der Medizin nach der Einführung der Antibiotika vor rund hundert Jahren. Und dank einer verbesserten Prävention und individueller Therapien bleiben die Menschen länger gesund.
Vertrauen in Ärztinnen und Ärzte – Vertrauen in moderne Technologien
Bleibt als Fazit: Patientinnen und Patienten vertrauen Ärztinnen und Ärzten – und damit auch neuen, innovativen Technologien aus ärztlicher Hand. Mit guter Beratung erschließen Mediziner neue Zielgruppen, aber auch neue Möglichkeiten der Diagnostik, der Therapie und der Prävention. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Digitalisierung im Gesundheitswesen liegt in ärztlicher Hand.
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- 7 Beispiele, wo Digitalisierung Leben retten kann
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MFA Ausgabe 02-2021
*Dieser Artikel ist in der Kundenzeitschrift von CGM MEDISTAR erschienen.
PIONERO Ausgabe 02 | November 2021