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Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat sich vor wenigen Tagen gegen die Zulassung des ersten Antikörpers zur Behandlung von Morbus Alzheimer in der EU ausgesprochen. Kritik gibt es dazu von Neurologen in Deutschland und Österreich. Allerdings, beim aktuellen Jahreskongress der Alzheimer's Association International (AAIC) wurde ein nüchternes bis ernüchterndes Bild der Situation gezeichnet.
"Eine Lektion haben Alzheimerforschende inzwischen gelernt: Macht sich eine Alzheimerdemenz klinisch bemerkbar, ist mit Anti-Amyloid-Therapien nicht mehr viel zu holen. Selbst bei leichter Demenz oder ersten kognitiven Einschränkungen (MCI) sind die Effekte mit den beiden in den USA zugelassenen Antikörpern Lecanemab und Donanemab eher moderat (...)", berichtete jetzt die deutsche Ärztezeitung aktuell aus Philadelphia (Konferenz: 28. Juli bis 1. August). Die negativ verlaufene Abschätzung von Wirksamkeit und möglichen Nebenwirkungen (Nutzen-Risiko-Verhältnis) ist laut Angaben der EMA ausschlaggebend für die Entscheidung in Europa gewesen.
Ablagerungen (Plaques) von Beta-Amyloid und von Tau-Protein im Gehirn sind eindeutig Charakteristika von Morbus Alzheimer. Das war seit der Entdeckung der Krankheit durch Namensgeber Alois Alzheimer im Jahr 1906 bekannt. Immer wieder war aber in den vergangenen Jahren bis Jahrzehnten umstritten, wie sehr es sich bei diesen pathologischen Veränderungen im Gehirn wirklich um die Ursache dieser Demenzform handelt. Die Beseitigung der Amyloid-Ablagerungen sollte zumindest eine Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung bringen. Der große Durchbruch steht hier aber weiterhin aus.
Bei einem nur bescheidenen Effekt der monoklonalen Antikörper in der direkten Behandlung von Demenzkranken dachte man allerdings auch an eine mögliche vorbeugende Wirkung. Doch hier zeigte sich laut den aktuellen Daten bisher ebenfalls wenig Positives. Die deutsche Ärztezeitung: "Größere Effekte wären zu erwarten, wenn Menschen mit hoher Amyloidlast oder hohem Risiko für eine Alzheimerdemenz solche Therapien präventiv erhalten, also bevor sie erste klinische Symptome entwickeln. Inzwischen liegen Ergebnisse von acht derartigen Präventionsstudien vor. Doch die Bilanz ist ernüchternd: In keiner einzigen ließ sich ein Nutzen der Anti-Amyloid-Therapie nachweisen."
In den wissenschaftlichen Untersuchungen hätten noch nicht beeinträchtigte ältere Probanden mit viel Beta-Amyloid im Gehirn solche Antikörper (Solanezumab oder Gantenerumab oder sogenannte Beta-Sekretase-Hemmer) erhalten. Die Antikörper hätten keinen signifikanten Effekt gezeigt. Bei Verwendung der Beta-Sekretase-Hemmer (Atabecestat oder Umibecestat) seien die kognitiven Leistungen der Probanden sogar noch schneller schlechter geworden.
In der aktuellen Diskussion zu der abgelehnten EMA-Zulassung geht es um den Anti-Amyloid-Wirkstoff Lecanemab. Mit diesem laufen zum Beispiel zwei Alzheimer-Präventionsstudien seit dem Jahr 2020 bzw. seit 2022. In einer davon wird auch eine Kombination mit einem Tau-Protein-Antikörper untersucht. Doch auf die Ergebnisse wird man noch einige Jahre warten müssen: Diese beiden Untersuchungen sollten im Jahr 2028 erste Resultate bringen. Eine andere Studie, bei der man medikamentös die Amyloid-Belastung des Gehirns von Probanden mit einem genetisch bedingten hohen Alzheimerrisiko gering halten und damit den Beginn einer Demenz verzögern oder gar verhindern will, soll in Kolumbien überhaupt erst im kommenden Jahr beginnen.