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Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck belegt nun, dass Diabetes ein vorherrschender Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf ist. Eine unter Federführung des Leiters der internistischen Intensivstation, Michael Joannidis, im Frühjahr 2020 durchgeführte Pilotstudie hatte diesen Zusammenhang schon vermuten lassen. Nun wurden in einer zweiten Welle Daten von 350 Patienten aus ganz Tirol miteinbezogen.
Rund 30% der Schwererkrankten hatten einen bekannten (Prä-)Diabetes. Bei über 85% der Intensivpatienten war der sogenannte HbA1c-Wert erhöht, der Auskunft über den Langzeit-Blutzuckerspiegel gibt, erklärte Joannidis. Liegt dieser Wert über 6,5%, ist der Blutzuckerspiegel chronisch erhöht und man spricht von Diabetes.
Nur ein Drittel der untersuchten Patienten mit einem erhöhten HbA1c-Wert hätte davon gewusst, betonte der Innsbrucker Mediziner.
Es wäre ratsam, dass im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung bei allen Menschen auch der HbA1c-Wert bestimmt wird.
Er erneuerte damit eine Forderung, die er schon in der Vergangenheit angebracht hatte. Auch die Österreichische Diabetes Gesellschaft fordere dies schon länger. "Diabetiker, die gut eingestellt waren, hatten mildere Verläufe", beobachtete der Mediziner.
"Wir konnten sowohl bestätigen, dass Diabetes Mellitus ein wesentlicher Risikofaktor für Intensiv-Patienten ist, als auch dass die Sterblichkeit von COVID-19-Patienten mit hohem HbA1c an der Beatmungsmaschine erhöht war", fasste Joannidis die Studienergebnisse der zweiten Erhebung im Frühjahr 2021 zusammen.
Schon im Vorjahr hätten die Mediziner bei überdurchschnittlich vielen Corona-Intensivpatienten erhöhte HbA1c-Werte festgestellt, erläuterte der Internist. Dabei habe es sich aber nur um eine "kleine Studienkohorte" im Rahmen einer Pilotstudie gehandelt. Mit Ende Mai umfasste die Datenbank an die 500 Patienten in ganz Tirol, für 350 davon lagen deren HbA1c-Werte vor. "Der Wert wird noch nicht routinemäßig in allen Häusern erhoben", erklärte Joannidis.
Internationale Studien hätten zwischenzeitlich gezeigt, dass Übergewicht zusätzlich schwere Krankheitsverläufe bei COVID-19 begünstigt. Ein Zusammenhang zwischen (Prä-)Diabetes und Übergewicht konnte in der Tiroler Studie zwar ebenfalls gefunden werden, dieser sei aber nicht signifikant. Zudem würden auch normalgewichtige Patienten schwer erkranken.
Die Erkenntnisse wirken sich direkt auf die Therapie und Prävention schwerer COVID-19-Verläufe aus. So werde momentan etwa untersucht, ob eine strengere Zuckerkontrolle auf den Intensivstationen den Krankheitsverlauf bei COVID-19 mildern könnte, merkte Joannidis an.