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Schulung des Gesundheitspersonals verlangt nach viel Zeit und finanziellen Ressourcen. Immer mehr Krankenanstalten installieren E-Learning-Programme, um ihr Personal zu qualifizieren und Kosten zu sparen.
Nur wenige Branchen nehmen Weiterbildung so ernst wie die Gesundheitsberufe. Pflegepersonal und Ärzteschaft sind verpflichtet, ihr Wissen am Stand der Zeit zu halten. Sogar Punkte werden dafür vergeben. Und dennoch zählt die Weiterbildung der Mitarbeiter in Spitälern und anderen Gesundheitseinrichtungen zu den schwierigsten Aufgaben der Betreiber. Denn Weiterbildung kostet: Mehr als die monetären Ausgaben drückt der Zeitaufwand. Wenn Chirurgen tage- oder wochenlang abwesend sind, um den Umgang mit OP-Robotern zu lernen, wenn das Pflegepersonal nach einem 12-Stunden-Ersatzdienst noch einen Workshop besuchen soll, um die medizintechnische Ausrüstung besser zu nutzen – dann kommt Weiterbildung an ihre Grenzen.
Die Digitalisierung liefert ein Werkzeug, das Kliniken und Pflegeeinrichtungen hilft, den Zeit- und Kapitaldruck zu lindern. Mit E-Learning können medizinische Fachkräfte im Büro, zu Hause oder sogar im Zug lernen. E-Learning ist mobil, das heißt, der Nutzer kann mit einem Laptop, Tablet oder Smartphone auf die Lehrinhalte zugreifen, solange der Benutzer über eine Internetverbindung verfügt. Immer mehr Gesundheitseinrichtungen setzen auf die digitale Fortbildung, viele davon komplementär zu konventionellen Präsenzprogrammen. Gesundheitssysteme wie das britische NHS oder die (wenigen) finnischen Krankenanstalten nützen E-Learning-Methoden bereits überwiegend. Daher steigt die Nachfrage nach intelligenten E-Learning-Anwendungen international und national stetig. Zusätzlich getrieben wird der Ruf nach einem Umdenken vom Personalnachwuchs der jüngeren Generationen, die mit E-Lernformen bereits aus Studium und privatem Umfeld vertraut sind.
Die Mobilität von Lernplattformen bringt einen weiteren Vorteil: Kliniken und Pflegeeinrichtungen am Land können im Wettbewerb um die besten Köpfe Terrain gut machen. Es ist Fakt, dass ambitionierte Fachärzte und Pflegekräfte ihre Arbeitgeber bevorzugt in Ballungszentren suchen und Kliniken in Flächenregionen weniger wahrgenommen werden. Eine Klinik, die ihr Wissens- und Lernmanagement digital und vorausschauend aufsetzt, liefert ein Signal an potenzielle Mitarbeiter – unabhängig vom Standort.
E-Learning hat allerdings ein Imageproblem. Weil es überall und ohne Aufsicht verfügbar ist, entsteht der Eindruck, dass es einfach ist. Der digitale Wissenstransfer wird in seiner Wirkung unterschätzt. Zahlreiche Studien (siehe z.B Krishna Regmi, Linda Jonse/A systematic review of the factors affecting e-learning in health sciences education) unterstreichen, dass E-Learning im Gesundheitsbereich genauso effektiv ist wie analoge Lehrmethoden. E-Learning-Systeme arbeiten multimedial mit Videos, Audios, Texten, Arbeitsblättern und Chatrooms. Kommunikation und soziale Kontakte geschehen digital und nicht mehr verbal. Dies ist kein Ersatz für gute Gespräche, aber ein Ausgleich für befürchtete Einzelkämpferschicksale.
Die Kosten für konventionelle Trainingsmethoden sind hoch. Ein klinisches Weiterbildungsprogramm, das seinen Namen verdient, bedarf Trainer, Schulungsmaterial und Schulungszentren. Dazu kommen die Spesen, wenn die Weiterbildung außerhalb des Arbeitsplatzes stattfindet. Schwer zu beziffern ist der Produktivitätsverlust, wenn die medizinischen und pflegerischen Fachkräfte einen Tag oder länger nicht für die Patientenversorgung zur Verfügung stehen. E-Learning umgeht einen Großteil dieser Kosten. Es braucht keine Schulungszentren und die Lernzeit wird fließend in den Arbeitsprozess integriert. Und viel Schulungszeit passiert nach Feierabend. Dies bedeutet, dass die Mitarbeiter im Spitalsablauf produktiv bleiben und gleichzeitig die wichtige Ausbildung erhalten.
Der Kern eines E-Learning-Programms sind seine Inhalte. Das System stellt eine Datenbank bereit, die mit allen Fragen des Arbeitsalltags konfrontiert werden kann. Die Nutzer loggen sich ins System, gehen zum Modul der Fortbildung und klären den Sachverhalt – fertig. Die meisten E-Learning-Systeme verfügen auch über Suchmaschinen. Dies erleichtert den Suchprozess nach geübter Google-Methodik. Viele Einrichtungen fügen ihrem E-Learning-System noch eine Messenger-Funktion für Aktualisierungen hinzu. Die Nutzer werden dadurch begleitend mit neuen Informationen zum digitalen Modul versorgt.
E-Learning kommt zudem den individuellen Lerntypen entgegen. Manche Menschen sind visuelle Lerner, während andere am besten durch Lesen oder Zuhören lernen. Videos, Bilder, Audiodateien und Texte zur Wissensvermittlung können in der bevorzugten Form genutzt werden. Und wer Pausen braucht oder häufige Wiederholungen, der holt sie sich. Niemand muss warten oder wird überrumpelt, wenn es zum nächsten Modul geht. E-Learning gestaltet Weiterbildung individuell.
Wir stellen eine massive Steigerung des Fortbildungs-Verhaltens fest.
Wolfgang Sissolak: "Wir nützen E-Learning als zusätzliches bzw. ergänzendes Fortbildungs- und Förder-Angebot. Da wir eine Fachklinik mit spezialisierten Bereichen sind, ist es uns ein großes Anliegen, die Expertise der Mitarbeiter zu fördern."
"Wir bieten für jeden unserer Mitarbeiter seit Oktober 2021 eine Mediathek mit über 200 E-Learnings, etlichen E-Books, Podcasts, Videosequenzen sowie lizenzierten Fachzeitschriften an. Im Rahmen des „CNE – Certified Nursing Education“ haben wir hier nun auch noch erweiterte Pakete, wie Pflegemanagement, Intensivpflege, Geriatrie und vieles mehr, mit nochmals zusätzlichen Inhalten als zusätzliche Erweiterung lizenziert."
"Auf dieses System haben alle Mitarbeiter der Pflege auch von zu Hause aus Zugriff. Das E-Learning-System ist mit ÖGKV-Pflegefortbildungspunkten zertifiziert und unsere Mitarbeiter bekommen entsprechend ihren ÖGKV-Punkten auch Dienstzeit zur Verfügung gestellt bzw. können auch von zu Hause aus lernen. Das System wird sehr gut angenommen und wir können bereits jetzt eine massive Steigerung des Fortbildungs-Verhaltens in unserem Haus feststellen."
"Wir setzten E-Learning für rein theoretische Inputs ein. Viele Themen müssen aber mit praktischen „Hands-On“-Methoden vermittelt werden. Zum Beispiel gab es einen Workshop mit Alters-Simulations-Anzügen. Damit erfahren die Teilnehmer Bewegungs- und Sichteinschränkungen oder sogar einen Tremor in der Hand. Auch unser Basis-Life-Support Schulungsprogramm ist hybrid aufgestellt. Der theoretische Part wird über E-Learning absolviert, die praktische Übung und Abnahme erfolgt an der Reanimationspuppe."
"Nein. Wir investieren zusätzlich in das digitale Fortbildungsprogramm. Wir sehen es als eine Erweiterung unseres Angebots zum Erhalt bzw. weiteren Ausbau der Expertise in der Pflege unserer Fachklinik. Aber ja, wir ersetzten den einen oder anderen „Frontal-Vortrag“ durch ein zeitlich und örtlich flexibles digitales Angebot. So erweitern wir dafür unser Workshop-Programm durch das APN (Advanced Practice Nurses) der unterschiedlichen Fachbereiche."
Quelle: ÖKZ, 63. JG, 05/2022, Springer-Verlag.