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Die Parkinson-Krankheit betrifft weltweit mehr als 10 Millionen Menschen, in Österreich rund 25.000. Sie wird als die am stärksten zunehmende neurologische Erkrankung gesehen. "Je früher die Diagnose der Parkinson-Krankheit gestellt werden kann, desto erfolgreicher kann in den Krankheitsprozess eingegriffen werden", erklärt Univ.-Prof. Dr. Walter Pirker, Präsident der Österreichischen Parkinson Gesellschaft (ÖPG).
Parkinson ist derzeit noch nicht heilbar. Die Forschung ist jedoch auf dem besten Weg, geeignete Frühdiagnostik-Instrumente für ein Parkinson-Risiko-Screening sowie krankheitsmodifizierende Medikamente zu entwickeln. Der Fokus liegt hier auf "personalisierter" Medizin mit gezielten Medikamenten für jeden einzelnen Betroffenen. Das Symposium beleuchtet den aktuellen Forschungsstand.
Die Grundlage der Parkinson-Krankheit ist ein schleichender Verlust von Dopamin-haltigen Nervenzellen in der schwarzen Substanz (Substantia nigra) des Mittelhirns. Der Dopaminmangel führt zu den charakteristischen Symptomen Bewegungsarmut (Bradykinese), Muskelsteifheit (Rigor), Sprachstörungen (Hypophonie und Hypoartikulation) sowie Zittern (Tremor). Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass viele Jahre, in manchen Fällen 20 Jahre, vor diesen klassischen Parkinson-Symptomen eine Reihe vor allem nicht-motorischer Symptome auftreten können, die auf die zukünftige Entwicklung einer Parkinson-Krankheit hinweisen können.
Das aktive Ausleben von Träumen (die sogenannte REM-Schlaf-Verhaltensstörung), Stuhlverstopfung, Stimmungsveränderung mit Tendenz zu Ängstlichkeit oder Depression, aber auch ein reduziertes Geruchsempfinden können bereits auf eine Parkinson-Erkrankung hinweisen.
Ein Teil der Betroffenen leidet zudem in der Frühphase der Erkrankung unter uncharakteristischen Frühsymptomen, zum Beispiel Schulter-Arm- oder Kreuzschmerzen oder unter Muskelkrämpfen nach dem Sport.
Ein hochinteressanter aktueller Forschungsaspekt ist die Entwicklung von Blut- und Gewebemarkern für die Parkinson-Krankheit. Das Eiweiß Alpha-Synuklein ist Hauptbestandteil der Ablagerungen, die im Gehirn von Parkinson-Patienten gefunden werden und die wahrscheinlich von zentraler Bedeutung für die Entstehung der Krankheit sind. Bisherige Versuche, Alpha-Synuklein in Blut, Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) und Geweben wie der Nasenschleimhaut zu messen, waren nur mäßig erfolgreich, da die Trennschärfe zwischen betroffenen und gesunden Personen nicht ausreichend hoch war. Mit neuen Analysemethoden (protein misfolding cyclic amplification, PMCA und RT-Quick) ist pathologisch verklumptes Alpha-Synuklein mit extrem hoher Empfindlichkeit nachweisbar. Gleichzeitig sind nuklearmedizinische Methoden (Positronenemissionstomografie) in Entwicklung, mit denen pathologisches Alpha-Synuklein im Gehirn von Patienten dargestellt werden kann. Diese neuen Methoden könnten in Zukunft zu einer Erhöhung der Treffsicherheit der Diagnose im Alltag führen. In Entwicklung sind Impfstoffe gegen Alpha-Synuklein (aktive Immunisierung) und Antikörpertherapien (passive Immunisierung). Studien dazu laufen derzeit auch an österreichischen Zentren.
"Unter den neurodegenerativen Krankheiten ist Parkinson die bei Weitem am besten behandelbar, weil der vielen Symptomen zugrundeliegende Mangel am Neurotransmitter Dopamin durch medikamentöse Zufuhr zum Großteil ersetzt werden kann", erklärt Prim. Priv.-Doz. Dr. Regina Katzenschlager, Vizepräsidentin der ÖPG und Vorstand der Abteilung für Neurologie, Klinik Donaustadt, Wien. Während des gesamten Krankheitsverlaufs sind laut Dr. Katzenschlager individuelle Anpassungen der medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien erforderlich, womit sich viele Symptome gut beherrschen lassen und die Lebensqualität von Betroffenen erhöht werden kann.
Levodopa sollte immer eingesetzt werden, wenn es benötigt wird, auch neue Studien zeigen ein ungünstigeres Kosten-Risiko-Profil der Dopaminagonisten, vor allem aufgrund von Impulskontrollstörungen.
Motorische Wirkschwankungen und Überbewegungen (Dyskinesien) machen Anpassungen der oralen Medikation erforderlich. Ein für Österreich neuer COMT-Hemmer ist Opicapon, das sehr gute Verträglichkeits- und Wirksamkeitsdaten hat und seit Kurzem erstattbar ist.
Mehrere neue, schnell wirkende Substanzen sind in letzter Zeit entwickelt worden, um bei Bedarf rasch Off-Zustände zu beenden. In Österreich noch nicht verschreibbar sind inhalierbares Levodopa und sublinguales Apomorphin.
Wenn diese Anpassungen nicht ausreichend wirken, sind tiefe Hirnstimulation, Levodopa-Infusion (neu auch mit COMT-Hemmer) oder Apomorphin-Infusion zu erwägen. Die kontinuierliche Zufuhr liegt auch mehreren vielversprechenden neuen Levodopa-Pumpentherapien als Prinzip zugrunde, bei denen eine Zulassung zu erwarten ist.
Neben der tiefen Hirnstimulation gibt es ein neues Verfahren, vor allem wenn Tremor im Vordergrund steht. Dabei wird mittels eines stark gebündelten Ultraschalls unter MRI-Kontrolle gezielt ein kleines Areal des Hirngewebes im Bewegungszentrum ausgeschaltet. Nebenwirkungen können beispielsweise Gleichgewichtsstörungen sein. Der fokussierte Ultraschall kommt nur für einen kleinen Teil der Betroffenen infrage, bietet aber in einzelnen Fällen eine neue Behandlungsoption.
Es besteht großer Bedarf an wirksameren Therapien für viele nicht-motorische Symptome, aber einige sind bereits jetzt gut behandelbar. Bei schwer beherrschbaren oder einordbaren Symptomen sollte laut Dr. Katzenschlager frühzeitig eine Überweisung an ein spezialisiertes Zentrum in Erwägung gezogen werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die charakteristisch motorischen Symptome gemeinsam mit nicht-motorischen Symptomen, die Familienanamnese (Parkinson-Betroffene im Verwandtenkreis) und die Frage nach dem Lebensstil (insbesondere Rauchen, mangelhafte Ernährung und Bewegungsarmut) wesentliche Faktoren in der Früherkennung und Prävention spielen. Derzeit stehen krankheitsmodifizierende Therapien noch nicht zur Verfügung, aber es lässt sich wissenschaftlich belegen, dass eine gesunde, mediterrane Diät, Verzicht auf unmäßigen Alkohol-Konsum und vor allem intensives körperliches Training die Entstehung einer Parkinson-Krankheit verzögern und einen späteren Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können. "Für Sport und Bewegung, dazu gehören auch Physiotherapie und Tanz, gibt es einen immer klareren wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis", so Dr. Pirker.