CompuGroup Medical
Synchronizing Healthcare

Erfahren Sie alles über die Vision, Mission sowie die Menschen, die die CompuGroup Medical weltweit prägen. 

Investor Relations
Eine Person tippt mit dem Finger auf ein Tablet-PC mit einer Investor-Relations-Präsentation
Karriere
Eine junge Frau telefoniert mit ihrem Smartphone, während sie einen Tablet-PC hält
CGM Global
Mehrere CGM-Flaggen

COVID-Präven­tions­aufruf und Warnung vor Re­infek­tionen

6. August 2024 | APAMED (APA-OTS)
COVID-19-Impfstoff im Glas.
COVID-19-Impfstoff im Glas.

Die Immunologin Eva Untersmayr-Elsenhuber vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien warnt angesichts der sich seit einigen Wochen aufbauenden COVID-Welle vor Reinfektionen und den daraus resultierenden möglichen Langzeitfolgen (Long- bzw. Post-COVID-Syndrom bis hin zur Multisystemerkrankung ME/CFS). Sie plädiert für Prävention, etwa durch Maskentragen in bestimmten Situationen. Ärzten legt sie Fortbildung zu Post-COVID nahe.

Zu den seit ca. Juni deutlich gestiegenen Corona-Abwasserwerten sagte Untersmayr-Elsenhuber, sie persönlich trage beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch in geschlossenen Räumen mit vielen Personen wieder Maske. Etwa bei Meetings oder auch bei Flugreisen - und insbesondere beim Zusammentreffen mit vulnerablen Personen. "Da habe ich persönlich wenig Verständnis dafür, dass man einfach nicht an diese Dinge denkt", fordert sie "Eigenverantwortung" ein. Auch das Betreiben von Luftfiltern oder der Einbau von Belüftungsanlagen wäre "wünschenswert". Zur derzeit in vielen Staaten und auch Österreich verfolgten Strategie, ausschließlich auf die Impfung zu setzen, weitere Maßnahmen aber außen vor zu lassen, sagte sie: "Impfen ist ein wichtiger Teil, mit Infektionserkrankungen umzugehen, aber es ist nicht die einzige Präventionsmöglichkeit."

Zwar gehe es mittlerweile in vielen Fällen - dank der Impfung und einer durch die Infektionen erworbenen Immunität der Bevölkerung - weniger um die Schwere der akuten Verläufe. Das Risiko von Langzeitfolgen bestehe aber bei jeder neuerlichen Ansteckung, auch nach leichten Verläufen. Dessen müsse man sich bewusst sein.

Das Spektrum der potenziellen längerfristigen Auswirkungen ist breit: Das Post-COVID-Syndrom umfasst mehr als 200 verschiedene Symptome, die unterschiedlich bei Patienten ausgeprägt sein können, erinnerte Untersmayr-Elsenhuber. Die Veränderungen betreffen demnach etwa Durchblutungsstörungen (diskutiert wird eine übermäßige Blutgerinnung mit Verstopfung der kleinsten Blutgefäße) und dadurch einer veränderten Blutversorgung der Organe oder auch der Muskulatur. Auch die bekannte "Fatigue" (Ermüdungs- bzw. Erschöpfungszustände) könnte eine Folge davon sein, aber etwa auch Konzentrationsprobleme (oft als "brainfog" bezeichnet), Veränderungen bei der Sehkraft oder erektile Dysfunktion; auch die Qualität der Spermien kann abnehmen.

Ebenfalls betroffen sein kann der Magen-Darm-Trakt - mit Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen oder Verstopfungen sowie einer Veränderung des Mikrobioms, so die Expertin. Möglich ist auch ein Persistieren des Virus im Magen-Darm-Trakt. Schäden an der Bauchspeicheldrüse können mit der Entwicklung von Diabetes einhergehen. Auch Autoimmunerkrankungen können sich entwickeln.

Ebenso bekannt als COVID-Folge sind unter anderem das Herz betreffende Probleme (z.B. Tachykardien) sowie Störungen des autonomen Nervensystems. Letzteres kann etwa zu Kreislaufproblemen in aufrechter Körperposition führen, wie POTS (übermäßiger Pulsanstieg im Sitzen oder Stehen) oder orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall in aufrechter Position). Weiters gilt eine Störung der Mitochondrien ("Kraftwerke der Zellen") als mögliche Folge der Infektion, die genauen Zusammenhänge und Mechanismen sind Gegenstand von Forschungen weltweit.

Es handle sich bei Patienten mit post-infektiösen Erkrankungen um eine extrem heterogene Patientengruppe, "die unterschiedliche Beschwerden haben und in ihrem täglichen Leben unterschiedlich stark beeinträchtigt sind". Die Personen müssten dementsprechend auch unterschiedlich behandelt werden.

Ein besonders relevantes Thema stellt bei einem Teil der Betroffenen eine Zustandsverschlechterung nach Anstrengung dar, die aufgrund einer Störung der physiologischen Aktivitäts-Erholungsreaktion auftritt und die als PEM oder Post-Exertional Malaise bezeichnet wird. Liegt diese vor, so ist etwa Rehabilitation mit körperlicher Aktivierung und Anstrengung oftmals nicht möglich und bringt vielmehr eine Verschlechterung des Zustands. Diese Patienten herauszufiltern sei aufgrund des Fehlens von einfach zu messenden Biomarkern schwierig, aber notwendig, betonte Untersmayr-Elsenhuber.

Relevant ist dies auch für Begutachtungen, etwa bei Fragen des Krankengeldes bei der Gesundheitskasse (ÖGK), Pflegegeld-Einstufungen oder der Einschätzung der Arbeitsfähigkeit (etwa bei Anträgen bei der Pensionsversicherungsanstalt). Hier sieht die Expertin auch die begutachtenden Ärzte gefordert, sich entsprechend weiterzubilden.

"Es gibt ausgezeichnete Weiterbildungen", verwies die Immunologin auf Fortbildungsmöglichkeiten bei der Ärztekammer oder auch der MedUni Wien. Auch liegen mittlerweile mehrere Handlungsanleitungen vor, die Ärzte und Interessierte online abrufen können (Weblinks s. unten). "Ich fände es sehr schade, wenn Kollegen und Kolleginnen, diese nicht in Anspruch nehmen, um sich in diesem Bereich weiterzubilden", sagte Untersmayr-Elsenhuber dazu. Ebenso müsse bei der Ausbildung der Studenten angesetzt werden.

Auch wies die ME/CFS-Expertin auf eine Mitte Juli von der MedUni veröffentlichte Studie hin (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/all.16210), die selbst nach milden Krankheitsverläufen eine deutliche Verringerung von Immunzellen im Blut nachwies. Damit könnte auch bei Genesenen das Immunsystem möglicherweise nicht mehr optimal auf neuerliche Infektionen reagieren - eine mögliche Erklärung für die Entwicklung von post-infektiösen Erkrankungen.

In der Studie habe sich gezeigt, "dass gewisse Zellen, die für die Abwehr nötig sind, reduziert zu finden sind - etwa Granulozyten, die wichtig sind, um Krankheitserreger abzuwehren". Es zeige sich in der Studie, dass es insbesondere im Bereich der zellulären Immunabwehr aber auch bei der Produktion von Botenstoffen zu Veränderungen kommt. "Das kann die Immunabwehr nachhaltig reduzieren." "Nach einer durchgemachten COVID-Infektion kann man somit anfälliger für weitere Infektionen sein."

Unklar sei für die Wissenschaft derzeit, ob bestimmte Personengruppen ein besonderes Risiko für Langzeitschäden wie Post-COVID haben. Klar sei, dass Frauen häufiger von post-infektiösen Erkrankungen betroffen sind als Männer. Laut einer Studie zum Post-COVID-Syndrom aus England sind auch Raucher und Personen mit Übergewicht, sowie Personen aus niedrigeren Einkommensschichten häufiger betroffen. "Aber klar definierte Risikofaktoren sind noch nicht bekannt", so die Expertin.

Die immer wieder genannten "vulnerablen" Personen seien jene, die ein Risiko für einen schweren akuten COVID-Verlauf haben. Man sehe aber, dass beispielsweise Patienten mit Immundefekten deutlich häufiger postinfektiöse Erkrankungen entwickeln. Dennoch: Ebenso unter jenen ohne Immundefekte "gibt es auch viele, die das (Post-COVID, Anm.) entwickeln".

Zur immer wieder aufgestellten Behauptung, das Immunsystem der Bevölkerung habe durch die (mittlerweile rund vier Jahre zurückliegenden) Lockdowns bzw. Kontaktbeschränkungen Schäden erlitten, sagte die Expertin, diese Theorie einer angeblichen "Immunschuld" stimme so sicher nicht mehr. Ein "Training" mit schweren viralen Infektionen sei auf jeden Fall nicht dienlich. Richtig sei, dass etwa bei Kleinkindern die fehlende Exposition gegenüber Erregern von banalen Infekten zur Anfangszeit der Pandemie durch gewisse Veränderungen des Immunsystems zu einer Neigung geführt hat, Allergien zu entwickeln. Eine "Schwächung" des Immunsystems stelle das aber nicht dar. Außerdem wies die Expertin darauf hin, dass die Zeiten der stärkeren Kontaktbeschränkungen nun schon lange zurückliegen und jetzt - vier Jahre nach Beginn der Pandemie - eigentlich keinen Einfluss mehr haben können.

Besser als eine Infektion ist laut Untersmayr-Elsenhuber in jedem Fall eine Impfung. "Der Kontakt mit dem Impfantigen ist bedeutend risikoloser als das Durchmachen der Infektion. "Besonders relevant ist die Impfung für vulnerable Gruppen, damit es nicht wieder zu schweren Erkrankungen kommt - dafür sei die Impfung "sehr hilfreich". Leider wisse man bei der Impfung gegen SARS-CoV-2, dass die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion bietet. Und: "Postinfektiöse Erkrankungen können sich - allerdings in reduzierter Häufigkeit - auch nach den Impfungen entwickeln."

Service: Informationsmaterial für Diagnose und Behandlung: D-A-CH Konsensus-Statement abrufbar unter: https://go.apa.at/x1pM5aw8; Praxisleitfaden "Care for ME/CFS": https://go.apa.at/YbAe2YSb S1-Leitlinie zu postviralen Zuständen: https://go.apa.at/yfiyICVB, dazugehöriges "Webtool": https://go.apa.at/mq1Y7gox

Verwandte Artikel
COVID-Schutzimpfung.
COVID-Schutzimpfung.
COVID-Schutz Auffrischung?
Warum lassen sich so viele, die schon mehrfach COVID-geimpft sind, nicht ...
Impfung einer jungen Frau.
Impfung einer jungen Frau.
Faktencheck: Die Mär der versprochenen sterilen Immunität

Während die Corona-Pandemie mitsamt ihren Problemen und Themen für ...