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Bald wird es kaum mehr einen Bereich der Medizin geben, in dem nicht Künstliche Intelligenz (KI) zu einem wesentlichen Teil genützt wird. "KI wächst in alle medizinischen Fachbereiche hinein. Die Systeme machen große Fortschritte binnen weniger Wochen", so der Wiener Onkologe Christoph Zielinski und Präsident der Central European 'Cooperative Oncology Group (CECOG).
Am 12. Jänner organisiert die CECOG in Wien ein Symposium mit namhaften Experten zum Thema der Visionen, Realität und rechtlichen Aspekten dieser Systeme. "Ich habe mir im Juli vergangenen Jahres von ChatGPT einen Behandlungsplan für eine Patientin mit sogenanntem Her-2-positivem Brustkrebs erstellen lassen. Das war noch recht 'bescheiden'. Jetzt habe ich das wiederholt. Und was da herauskam, hatte durchaus Hand und Fuß. Und mit solchen oder ähnlichen 'Dokumenten' kommen bereits Patienten zu mir. Früher haben sie vielleicht 'gegoogelt'. Jetzt sind das Fragen auf einer ganz anderen Ebene", sagte Zielinski.
Die Frage, wie Ärzte in Zukunft mit "Dr. ChatGPT" in der Arzt-Patienten-Kommunikation umgehen werden, ist aber nur ein winziger Teil der Angelegenheit. "KI wird eine zunehmende Rolle von der Erstellung von Daten, im Labor, in der Diagnostik, in Pathologie, in Therapieentscheidungen und vielen anderen Bereichen spielen", erklärte der Onkologe.
Bekannt ist das Beispiel der Radiologie, in der bildgebende Systeme darauf getrimmt werden, mögliche Krankheitsprozesse zu identifizieren. Solche Anwendungen gehörten zu den ersten Bereichen, in welche die künstliche Intelligenz eingedrungen ist und Radiologen direkt unterstützt. Hilfe in der Entscheidungsfindung bei Diagnose und Therapieauswahl wird ganz sicher hinzukommen. "KI wird aber auch Auswirkungen auf die pharmazeutische Industrie haben. Und schließlich geht es auch um die wissenschaftlichen Publikationen", sagte Zielinski. Hier werde man zum Beispiel Regeln dafür entwickeln müssen, was wirklich als originär, was als Plagiat zu betrachten ist.
Bei dem Symposium geht es sowohl um KI-Anwendungen in Spitälern als auch in der niedergelassenen Praxis, in Radiologie, Pathologie und Histologie als auch um Ethik, und schließlich um die rechtlichen Aspekte. Hier hat die EU vor kurzem eine umfassende Regulierung angekündigt. "Dieser 'AI-Act' wird als Verordnung in allen EU-Mitgliedsländern geltendes Recht werden", sagte Nikolaus Forgo, Professor für Technologie- und Immaterialgüterrecht der Universität Wien, der Teil des wissenschaftlichen Komitees für die Veranstaltung im Dachgeschoss der Juristischen Fakultät der Universität Wien ist.
Die EU-Verordnung wurde als weltweit erstes derartiges Regelwerk für KI bezeichnet. Das ist mit Vorsicht zu betrachten, wie der Rechtswissenschafter erklärte: "China hat bereits mit Regelungen begonnen." Es gebe in der westlichen Welt jedenfalls zwei Richtungen. "Wir in Europa interpretieren KI sehr stark als Risiko. In den USA wird sie mehr als Chance gesehen." Dem entsprechend will man in Europa eben schnell zu in allen EU-Staaten gleichermaßen geltenden Rahmenbedingungen kommen. In den USA will man durch möglicherweise voreilige Beschränkungen keinesfalls mögliche Innovationen abwürgen.
"Natürlich stellt sich im Endeffekt auch die Frage der Verantwortlichkeit. Zum Schluss wird immer der Arzt verantwortlich sein", sagte Zielinski. Bei den KI-Anwendungen in technischen Geräten und Verfahren wird es in der EU zu einer Einteilung nach vier Risikokategorien kommen. Die höchste wird wohl nicht mehr akzeptable Anwendungen definieren und soll sie verhindern. "Medizinprodukte werden wohl in die obere Mittelstufe fallen und ziemlich hohe Anforderungen erfüllen müssen. Das wird für die Anbieter relativ aufwendig werden", meinte Forgo. Komme es zu Verstößen, werde das für die Anbieter von betroffenen Produkten in hohen Strafen enden. Österreich wolle schnell auf die EU-Vorgaben aufspringen, erklärte der Jurist. Große Bedeutung werde auch die Etablierung einer nationalen Stelle zur Begutachtung und Beurteilung von KI-Produkten haben.