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Ein Wiener KI-Institut von Weltrang

2. Januar 2025 | Martin Hehemann
Michael Bronstein, Professor für DeepMind an der Universität Oxford, Gründungsdirektor für das neue KI-Institut "Aithyra" in Wien.
Michael Bronstein, Professor für DeepMind an der Universität Oxford, Gründungsdirektor für das neue KI-Institut "Aithyra" in Wien.

In Wien wurde ein neues Forschungsinstitut für KI und Biomedizin gegründet. Es erhält mit 150 Millionen Euro die größte private Forschungsförderung, die es bislang in Österreich gab – und soll damit „revolutionäre Fortschritte“ in der Biomedizin erzielen.

Bei der Namensfindung sollte die KI schon mal zeigen, was sie kann. Die Künstliche Intelligenz schlug den Namen „Aithyra“ vor und lieferte gleich auch noch eine wunderbare Herleitung: Bei Aithyra handele es sich um eine Dame göttlicher Herkunft. Sie sei die Tochter von Athene, der griechischen Göttin der Weisheit, und Asclepius, des Gottes der Medizin. Das klingt so gut, dass es wahr sein könnte. Ist es aber nicht. Es ist ein reines Produkt der Fantasie – oder eben: der KI.

 

Göttin der Revolution

Der kreative Einsatz der KI ist in diesem Fall mehr als eine intellektuelle Spielerei. Aithyra ist der Name des neuen Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz in der Biomedizin, das die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gemeinsam mit der gemeinnützigen Boehringer Ingelheim Stiftung gegründet hat. Die beiden Partner haben dabei Großes vor: Das neue Institut „wird über die Entwicklung KI-gestützter Forschungsansätze revolutionäre Fortschritte in der Biomedizin erzielen“, heißt es in einem Statement anlässlich der Präsentation des Vorhabens im September.

Man setze mit der Gründung „neue Maßstäbe in der Grundlagenforschung“, meint ÖAW-Präsident Heinz Faßmann. Wien werde „zu einem Zentrum der biomedizinischen KI-Forschung“. Christoph Boehringer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ergänzt: „Aithyra wird neue Impulse für exzellente Wissenschaft setzen und schafft Freiräume sowie beste Bedingungen für he­rausragende Forschende.“

Ihre selbstbewussten Worte unterstreichen die beiden Gründungsorganisationen mit einer spektakulären Personalie: Es ist ihnen gelungen, mit Michael Bronstein einen echten Superstar der KI-Forschung für Aithyra zu gewinnen. Bronstein, Professor für DeepMind an der Universität Oxford, übernimmt in der In­stitutsdirektion die Verantwortung für das Thema KI. Bevor er Professor in Oxford wurde, hatte er eine Professur am Imperial College London sowie Gastprofessuren in Stanford, am MIT in Boston und in Harvard – prestigeträchtigere Institutionen sind in der Wissenschaft schwer zu finden. Bronstein gilt als ausgewiesener Experte im Bereich des Machine Learning. Er besitzt große Erfahrung in der Anwendung von Forschungsergebnissen in akademischen Spin-offs und hat bereits mehrere Start-ups gegründet.

Zwei von Drei. Anita Ender wird als Geschäftsführerin von Aithyra die Dinge am Laufen halten. Michael Bronstein soll in Teilzeit die Forschung im Haus zu neuen Ufern treiben. Ein dritter Institutsvorstand bzw. -vorständin für Biomedizin wird noch gesucht.

Zwei von Drei. Anita Ender wird als Geschäftsführerin von Aithyra die Dinge am Laufen halten. Michael Bronstein soll in Teilzeit die Forschung im Haus zu neuen Ufern treiben. Ein dritter Institutsvorstand bzw. -vorständin für Biomedizin wird noch gesucht.

Spitzenforschung

Dieses Wissen soll er nun in Wien einbringen. Von übertriebener Zurückhaltung bei seinen Ambitionen hält er wenig: „AI wird die biologische Revolution des nächsten Jahrzehnts antreiben“, meint Bronstein. „Das langfristige Ziel ist es, die menschliche Gesundheit zu verbessern. Aithyra wird dazu beitragen, das Beste aus der Welt der akademischen Forschungslandschaft, der Wirtschaft und der Start-ups zu verbinden, indem es einen Mix aus ExpertInnen aus der KI und den Lebenswissenschaften zusammenbringt.“ Sein selbstbewusstes Versprechen: „We will make Aithyra the place where magic happens.“ Eine Koryphäe ähnlichen Kalibers soll ihm dabei helfen. Ein zweiter Direktor oder eine zweite Direktorin, die das Thema Biomedizin abdeckt, wird derzeit gesucht. Anita Ender, administrative Direktorin des Forschungszentrums für Molekulare Medizin der ÖAW (CEMM), übernimmt die Geschäftsführung von Aithyra.

Das neue Institut soll Mitte 2025 seine Arbeit aufnehmen. Für ausreichend finanzielle Mittel ist dabei gesorgt: Die Boehringer Ingelheim Stiftung hat zugesagt, das Aithyra über einen Zeitraum von zwölf Jahren mit insgesamt 150 Millionen Euro zu fördern. Damit wird die Gründung und der operative Betrieb finanziert. „Das ist die größte private Forschungsförderung, die es in Österreich je gab“, meinen die Partner in ihrem Statement. Die Kosten für die Unterbringung von Aithyra werden zu zwei Dritteln vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie zu einem Drittel durch eine Förderung der Stadt Wien getragen. Die Neuerrichtung des Gebäudes, in dem das Institut final ab 2029 untergebracht werden soll, übernimmt die Wirtschaftsagentur Wien. Das finale Domizil der göttlichen Dame soll am Vienna Bio Center Campus (VBC) in Wien Landstraße entstehen. Bis es so weit ist, wird das Institut in einem bestehenden Gebäude der Wirtschaftsagentur in unmittelbarer Nähe untergebracht werden.

Gründungsgrinser. Der Präsident des ÖAW, Heinz Faßmann und Christoph Boehringer, CEO der Boehringer Ingelheim Stiftung präsentieren die analoge Gründungsurkunde
des neuen KI-Institutes.
Gründungsgrinser. Der Präsident des ÖAW, Heinz Faßmann und Christoph Boehringer, CEO der Boehringer Ingelheim Stiftung präsentieren die analoge Gründungsurkunde des neuen KI-Institutes.

Das erste seiner Art

Laut ÖAW und Boehringer Ingelheim Stiftung ist das neue In­stitut „das erste seiner Art in Österreich und in Europa“. Was die fiktive Tochter der Athene und des Asclepius so besonders macht: KI- und Life Science-Experten sollen im Aithyra-Institut auf eine neue Art zusammenarbeiten – und zwar, indem die KI-Spezialisten von Anfang an in die biomedizinische Forschung eingebunden sind und nicht erst wie bisher üblich erst im Anschluss.

Das gilt für medizinische Experimente ebenso wie für die Auswertung der Daten. Dazu Stephan Formella, Geschäftsführer der Boehringer Ingelheim Stiftung: „Das Ziel der Stiftung ist es, die beiden Forschungsdomänen KI und biomedizinische Grundlagenforschung in einem neuen und durch innovative Ansätze geprägten Forschungsinstitut zu verbinden.“

Die KI soll dabei helfen, ein besseres Verständnis von biomedizinischen Zusammenhängen zu erlangen. Das Ziel dabei: Erkrankungen besser verstehen, schnellere und zuverlässigere Diagnosen ermöglichen sowie die Entwicklung von Therapien für derzeit unheilbare Krankheiten unterstützen. Bei der Entwicklung von Medikamenten kann KI beispielsweise dafür genutzt werden, eine große Menge an Daten viel besser und schneller auszuwerten, als dies ein Forscher oder ein ganzes Forscherteam schaffen könnte. Die KI ist in der Lage rasch auszuwerten: Was wirkt und was wirkt nicht – und was könnte die Wirksamkeit erhöhen?

Im neuen Institut, so die Idee der Gründer, sollen sich „die besten Forschungsansätze aus der Wissenschaft, von forschenden Unternehmen und von Start-ups vereinen und sich mit universitären und außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen im In- und Ausland vernetzen“. Dabei bekennt man sich dezidiert zu einem transparenten Umgang mit den Forschungsergebnissen: Es ist geplant, dass sie allen Forschenden weltweit nach dem Open-Access-Prinzip zugänglich sind.

Die Boehringer Ingelheim Stiftung grenzt sich hier durchaus von der Pharmaindustrie ab: „Als Gesellschaft sollten wir uns fragen, ob es hilfreich ist, wenn hocheffektive AI-Forschung gerade im Kontext der Lebenswissenschaften primär in privaten Unternehmen durchgeführt wird oder eingebunden in die öffentliche Forschung in universitären oder außeruniversitären Forschungskontexten“, mein Geschäftsführer Formella. „Aus diesen Überlegungen engagieren wir uns als gemeinnützige Stiftung für die Förderung dieses Bereichs in Europa.“

In Wien ist man stolz, dass die deutsche Stiftung sich als Partner bei der Gründung von Aithyra ausgerechnet für die ÖAW entschieden hat. Die Österreicher haben sich in einem umkämpften Auswahlverfahren gegen eine ganze Reihe anderer Kandidaten aus dem deutschsprachigen Raum durchgesetzt. Und dabei war es weniger der Wiener Charme, der hier den Ausschlag gab, sondern harte Argumente: „Die Standorte haben jeweils Konzepte ausgearbeitet, und in einem mehrstufigen Verfahren hat sich der Vorstand der Stiftung nach intensiven Diskussionen entschieden“, schildert Geschäftsführer Formella. „Über alle Parameter gesehen, bietet Wien sehr vielversprechende Erfolgsaussichten.“ Was ganz besonders für den Standort Wien spricht: „Das dynamische Life Sciences Umfeld im universitären und außeruniversitären Forschungs­kontext.“ 

 

Quellen und Links:

Quelle: ÖKZ 04/2024, 65. Jahrgang, Springer-Verlag.

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