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Von 78.000 in Österreich lebenden Ukrainern sind fast drei Jahre nach Kriegsbeginn nicht einmal ein Drittel in Arbeit. Dabei seien viele Vertriebene "gut ausgebildet" und angesichts des Fachkräftemangels bitternötig, sagte der Präsident des Vereins "All for Ukraine", Cornelius Granig, bei einem Pressegespräch. Gemeinsam mit dem Pflegeunternehmen Senecura arbeitet die Interessensvertretung an einem Projekt zur Eingliederung ukrainischer Pflegefachkräfte in den Arbeitsmarkt.
"Ich verstehe nicht, warum Österreich Pflegekräfte in Indien oder auf den Philippinen sucht, obwohl viele gute potenzielle Arbeitskräfte schon im Land sind", sagte Granig. Sein Verein hilft Ukrainern, in Österreich Arbeit zu finden. Gemeinsam mit Senecura sei es gelungen, eine Vorgehensweise zu entwickeln, die eine schrittweise Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Noch vor der bürokratisch aufwendigen Anerkennung von Abschlüssen und Ausbildungen aus der Ukraine (Nostrifikation) könne man die Vertriebenen als Hilfskräfte in Pflegeeinrichtungen beschäftigen. Während ihrer Tätigkeit sei es leichter für sie, die Auflagen - ausreichende Deutschkenntnisse, Ablegung von Zusatzprüfungen - zu erfüllen. Nach Abschluss der Nostrifikation seien die Pflegekräfte bereits eingearbeitet und könnten in einer höheren Funktion als Pflegeassistentinnen oder Diplomkrankenpfleger weiterarbeiten.
"Pflege- und Gesundheitsausbildungen in der Ukraine haben hohes Niveau und die Ausbildung dauert mit vier Jahren sogar ein Jahr länger als bei uns", bemerkte Senecura-Sprecher Johannes Wallner. Eine Nostrifikation während des Arbeitsprozesses erleichtere zudem den Prozess für die Ukrainer. "Arbeitskollegen helfen den Geflüchteten beim Deutschlernen und insbesondere beim Erwerb des medizinischen Fachvokabulars", sagte Wallner. Viele Ukrainer hätten zudem Angst vor befristeten Arbeitsverträgen, was für sie das Fallen aus der Grundversorgung und eine ungewisse Zukunft bedeute. "Wir wollen den Leuten diese Angst nehmen", sagte Wallner.
Der Grund warum viele ukrainische Flüchtlinge in Österreich nicht arbeiten, sah das Panel neben einer "unglaublich mühsamen" Nostrifizierung auch in der perfiden Regelung der Grundversorgung. Der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Andreas Achrainer, sprach von einer "Inaktivitätsfalle". Denn wer anfange zu arbeiten, verliere sofort Anspruch auf die finanzielle Unterstützung durch den Staat. Dabei ist es egal, ob nur Teilzeit oder Vollzeit gearbeitet wird. "Die Grundversorgung ist das richtige System für die Erstankunft, das ist für viele drei Jahre her. Wir erschweren den Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt", bedauerte Achrainer.
Die von All for Ukraine und Senecura beschworene Methode bereits durchlaufen, hat Darya Aslikyan. Die 26-Jährige arbeitete in der ukrainischen Oblast Luhansk von 2017 bis 2021 als Krankenschwester in der kardiologischen Abteilung des Krankenhauses Rubischne. Nach ihrer Flucht fand sie einen Arbeitsplatz in einer Pflegeeinrichtung von Senecura in Rust, wo sie bis zum Abschluss ihrer Nostrifizierung als Abteilungshilfe beschäftigt wird. Bevor sie nach Österreich kam, konnte Darya kein Wort Deutsch. "Bei der Arbeit kann ich jetzt lernen. Davor habe ich keinen Kurs gemacht, sondern nur mit meinem Mann zuhause übers Internet gelernt", erzählte sie. Als Pflegeassistentin könnte Darya nach ihrer Nostrifizierung knapp 3.000 Euro brutto verdienen.
"Unser Ziel ist es, in den nächsten Monaten weitere 20 Pflegepersonen aus der Ukraine auf dem Weg zu einem Arbeitsplatz in einem unserer Häuser zu begleiten", sagte Wallner. All for Ukraine-Präsident Granig will das Projekt aber noch großflächiger ausweiten. "Ich hoffe, dass sich einige Unternehmen uns als Vorbild nehmen, was wir aus diesen tollen Menschen machen. Wir hoffen, dass sich viele Gesundheitsunternehmen bei uns melden", erklärte er. Auf Nachfrage sagte Granig, dass sich zukünftige Initiativen nicht auf den Pflegeberuf beschränken würden.
Der Ukraine-Krieg löste auf dem ganzen europäischen Kontinent einen großen Exodus aus. Insgesamt 125.000 Menschen wurde seit Februar 2022 Vertriebenenstatus in Österreich zuerkannt. 78.000 sind bis heute geblieben. Bei den Vertriebenen handelt es sich größtenteils um Frauen, Kinder und Pensionisten. Männern ist die Ausreise verboten, weil sie wehrpflichtig sind. 12.000 ukrainische Kinder gehen in Österreich zur Schule.