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Johannes Pfaff, Vorstand des Universitätsinstituts für Neuroradiologie am Campus CDK des Uniklinikums Salzburg, über die Unterschiede zwischen analogen und KI-basierten Transkriptionen von Befunden.
In meinem Fall wahrscheinlich beides. Ich gehöre zu einer Generation von Ärzten, die nie mit einer Sekretärin gearbeitet hat, um Befunde zu tippen. Schon als Assistenzarzt habe ich alles selbst verfasst. Als ich dann Primar in Salzburg wurde, schlug man mir vor, meine Befunde auf Kassette zu sprechen, damit sie abgetippt werden. Allein das Diktat wegzugeben und dann eine Dreiviertelstunde zu warten, bis der Befund oder der Brief zurückkommt – das war alles viel zu aufwendig.
"Mit Sicherheit. In der Radiologie haben wir sehr standardisierte Abläufe. Eine Röntgenaufnahme des Thorax oder eine CT-Untersuchung des Schädels folgt immer ähnlichen Mustern. Das passiert täglich 40 oder 50 Mal – das ist unser Brot-und-Butter-Werk. Wenn wir bei diesen sehr ähnlichen Abläufen ein standardisiertes Format der Spracherkennung nutzen, gewinnen wir enorm an Effizienz."
"Wir arbeiten mit Nuance Dragon Medical, das mittlerweile auch ins Krankenhausinformationssystem unseres Hauses integriert ist. Der Sprachumfang kann für Klinik, Administration oder Logistik modular aufbereitet werden."
"Ich will nicht mehr ohne arbeiten. Der Zeitgewinn und die Effizienzsteigerung sind enorm. Ich sehe meine Befunde in Echtzeit und kann sofort Anpassungen vornehmen. Ein weiterer großer Vorteil ist die Fehlerreduktion. Wenn ich einen Fehler in meinem Diktat mache, kann ich ihn sofort korrigieren, bevor der Befund weiterverarbeitet wird. Das verbessert nicht nur die Qualität der medizinischen Dokumentation, sondern spart auch enorm viel Zeit. Zudem hilft die Software dabei, Fachterminologie korrekt umzusetzen und Tippfehler zu vermeiden."
"Ich sehe, dass die Spracherkennung mehrheitlich auf die ärztliche Anwendung zugeschnitten ist. Die nicht-ärztlichen Anwendungen, wie bspw. für die Dokumentationsaufgaben bei den Radiologietechnologen oder in der Pflege, sind noch nicht weit verbreitet. Beispielsweise haben Pflegekräfte oft das Gefühl, dass neue Systeme ihre Arbeit verkomplizieren, statt sie zu erleichtern. Wenn es länger dauert, eine Temperaturangabe per Sprache zu erfassen als per Hand, wird die Technologie abgelehnt. Gerade in der Pflege, wo mal mehr, mal nur wenige Werte pro Patient einzugeben sind, braucht es für eine wirklich zeitsparende Texterkennung wesentlich einfachere und direkter arbeitende Tools."
"Ich mache es an unserer Abteilung fest: Die Mitarbeiterinnen im Sekretariat, die schon länger bei uns sind, haben geschätzt 20 % ihrer Arbeitszeit pro Woche für das Tippen der Befunde aufgewendet. Da bestand anfangs die Befürchtung, dass wir Jobs wegrationalisieren. Das hat sich schnell gelegt im Sekretariat. Die frisch von der Ausbildung kommen, können sich gar nicht vorstellen, dass ihre Kolleginnen früher Befunde und Briefe abgetippt haben."
"Beides. Einerseits erlaubt uns die Digitalisierung, mehr Patienten in kürzerer Zeit zu behandeln, weil Prozesse effizienter und nahtloser ablaufen. Ich kann Befunde in Echtzeit diktieren, ohne Notizen nachträglich aufbereiten zu müssen. Andererseits kann ich dem Patienten schneller eine Rückmeldung geben und eine Diagnose besprechen. Die Software verschafft uns mehr Zeit für den einzelnen Patienten. Letztendlich liegt es an der Klinikleitung, ob die Effizienzgewinne am Patienten oder für den Durchsatz verwendet werden."
"Es gibt schon ein paar Sachen, die mich ärgern. Die Akzent- und Dialekterkennung gilt es deutlich zu verbessern. Gerade in einem Land wie Österreich, in dem viele regionale Sprachvarianten existieren, kann es zu Fehlinterpretationen kommen. Das ist nicht nur frustrierend für den Nutzer, sondern auch eine Fehlerquelle in der medizinischen Dokumentation."
"Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit, personalisierte Sprachprofile zu speichern und über verschiedene Systeme hinweg mitzunehmen. Wenn ein Arzt innerhalb eines Verbundes von einer Klinik in eine andere wechselt, sollte er bei der Textverarbeitung nicht bei Null anfangen müssen. Es ist extrem frustrierend, wenn eine Software erneuert wird oder überhaupt ein neues Produkt ein altes ablöst und die Sprachprofile von mehreren Jahren Arbeit verloren gehen."
"Die Integration der Spracherkennung in das gesamte IT-Biotop der Klinik wächst zwar, aber die Anbindung an andere klinische Systeme muss deutlich besser werden. Es wäre ideal, wenn ich Laborwerte oder frühere Befunde direkt per Sprachbefehl in meine aktuelle Dokumentation einfügen könnte. Auch eine automatische Strukturierung der diktierten Texte wäre ein großer Fortschritt."
"Ich kontrolliere jeden Satz unmittelbar auf dem Schirm – und korrigiere ihn, wenn nötig. Wenn die Software erkennt, dass ich eine unvollständige Formulierung verwende oder einen wichtigen diagnostischen Punkt übersehe, möchte ich, dass sie mir in Echtzeit Vorschläge macht."
"Ich bin überzeugt, dass sich speziell auf meinem Gebiet der bildgebenden Medizin das Zusammenspiel zwischen Befunderstellung und Diagnosefindung schnell und deutlich verbessern lässt. KI-gestützte Diagnoseprogramme werden Ärzten helfen, Muster in Befunden zu erkennen oder auf mögliche alternative Diagnosen hinzuweisen."
Quelle: ÖKZ 1/2025, 66. Jahrgang, Springer-Verlag.