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Wer vor einer Gesundheitsentscheidung steht, braucht die Fähigkeit, entsprechende Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und daraus eine Entscheidung abzuleiten. Das stellt viele vor große Herausforderungen. Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung ergab, dass sich Menschen vor allem damit überfordert fühlen, Informationen zu bewerten. Deshalb kommt den Einrichtungen und Personen, die Patientinnen bei Entscheidungen unterstützen, eine wichtige Vermittlerrolle zu.
Das Konzept der organisationalen Gesundheitskompetenz von medizinischen Einrichtungen trägt dem Rechnung: Sie stellen sicher, dass Menschen unabhängig von ihren kognitiven Fähigkeiten Zugang zu relevanten, individuell verständlichen Gesundheitsinformationen bekommen und Entscheidungen treffen, die für sie persönlich angemessen sind. Gute Gesundheitskompetenz liegt allein nicht in der Verantwortung des Einzelnen, sondern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wenn medizinische Einrichtungen diese Aufgabe wahrnehmen, tragen sie zu einer gerechteren Versorgung bei, die unabhängig ist von Bildung, Fähigkeiten und sozialem Hintergrund.
Deshalb ist es notwendig, die organisationale Gesundheitskompetenz zu stärken. Einrichtungen aus dem Gesundheitssektor sollten ihrer Aufgabe nachkommen, gut verständliche, auf den Wissensstand der Zielgruppe angepasste Gesundheitsinformationen bereitzustellen, patientengerecht zu kommunizieren und die allgemeine Gesundheitskompetenz so zu verbessern. Um dies zu gewährleisten, muss das Thema mit in die strategische Planung, die Evaluierungsmaßnahmen, die Patientensicherheit, die Weiterbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter und die Qualitätsverbesserung einer Einrichtung einbezogen werden. Dabei ist es wichtig, dass die Patientenkommunikation klar verständlich ist und das Personal entsprechend geschult wird. Um die Bedürfnisse der Patienten besser zu verstehen, sollten sie an der Gestaltung, Umsetzung und Kontrolle von Gesundheitsinformationen und -leistungen beteiligt werden.
Und nicht nur Einrichtungen im Gesundheitswesen sollten die organisationale Gesundheitskompetenz zu ihrem Thema machen. Auch in allen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens müssen neue gesundheitsfördernde Strategien entwickelt werden: beispielsweise in Kindergärten, Schulen, Jugendzentren und in Betrieben. Dafür bedarf es Führungskräfte, die für das Thema offen sind.
Das DNGK machte die organisationale Gesundheitskompetenz zum zentralen Thema seines ersten Kölner Workshops am 20. September 2019 und setzte damit wichtige Impulse für deren Ausgestaltung und Weiterentwicklung in Deutschland. Das Ziel des DNGK ist es, gemeinsam mit seinen Partnern gute Beispiele organisationaler Gesundheitskompetenz in Deutschland aufzuzeigen und darüber das Konzept zu implementieren.
Quelle: Qualitas 03/2019, Schaffler Verlag