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Die Digitalisierung stellt uns vor grundlegende Veränderungen in der Gesundheitsversorgung, medizinischen Forschung und Pflege. Es werden persönliche Gesundheitsinformationen gespeichert, es kommt zum Aufbau und zur Vernetzung medizinischer Datenbanken, wir nutzen künstliche Intelligenz und es werden gesundheitsbezogene Apps, Wearables oder digitale Assistenz- und Überwachungssysteme eingesetzt.
Selbstverständlich zieht diese Entwicklung viele positive Effekte nach sich wie:
Allerdings müssen wir uns auch mit einigen Risiken der Digitalisierung im Gesundheitsbereich auseinandersetzen, diese sind unter anderem:
Daten regulieren verteiltes Handeln und Entscheiden.
durch Erfassung, Analyse und neue Verknüpfung von Daten und Informationen und damit einhergehende erschwerte Anonymisierung und Pseudoanonymisierung. Damit sind Unternehmen gefordert, ihre Verfahren besser überprüfbar zu machen; z.B. Offenlegung, welche Algorithmen verwendet werden, den Ausschluss systematischer Benachteiligung von Regeln zu Datenaufbewahrung, Anonymisierung oder Datenlöschung und die lückenlose und manipulationssichere Protokollierung der Herkunft, Verarbeitung, Verwendung und des Austauschs von Daten.
durch überzogene Selbstkontrolle mittels Apps und Wearables sowie die selbstinduzierte Fremdbestimmung.
durch global agierende IT- und Internetfirmen auch über Staatsgrenzen hinweg.
Im folgenden Fall soll gezeigt werden, dass es ethisch nicht sinnvoll wäre, die ärztliche Entscheidung allein auf digitale Algorithmen zu übertragen, sondern wie wichtig persönliche Beziehungen zwischen Patienten und Gesundheitspersonal sind.
Es handelt sich um eine herzchirurgische Patientin mit 84 Jahren, die aufgrund ihrer sehr eingeschränkten Lebensqualität an der Herzchirurgie vorstellig wurde. Es soll eine Herzklappen- und Bypass-Operation auf Wunsch der Patientin durchgeführt werden.
Trotz ihrer multiplen Vorerkrankungen (Bluthochdruck, Adipositas, chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus II, Zustand nach Brustkrebs mit Chemo- und Strahlentherapie 2001) entschließt man sich, die Patientin zu operieren, da sie alleine lebt und sich selbst versorgt.
Vor der Operation erfolgt ein ausführliches Gespräch im Team und anschließend mit der Patientin. Dabei wird besprochen, welche Therapien und welche Einschränkungen ihrer Lebensqualität für die Patientin vorstellbar wären.
Primär erfolgt die Operation problemlos, im Verlauf kommt es allerdings zu multiplen Komplikationen, die den Einbau einer ECMO (Herz-Lungenmaschine für die Intensivstation) nötig machen. Am 15. postoperativen Tag wird ein Therapiezielgespräch geführt und im Konsens auf Comfort Terminal Care verändert, sodass die Patientin ruhig und schmerzfrei im Beisein ihrer Angehörigen versterben kann. Dieses Therapiezielgespräch kann aufgrund des Patientenwillens, der im persönlichen Gespräch vor der Operation erhoben wurde, erfolgen.
Entscheidungen im Sinne der Patientin, unter Beachtung der vier mittleren medizinethischen Prinzipien Fürsorge, Autonomie, Nichtschaden und Gerechtigkeit, setzten im konkreten Beispiel vertrauensvolle, persönliche Beziehungen zwischen Ärzten/Pflegenden und Patienten/Angehörigen voraus.
Christian Beneker: "Wer fürchtet, die Maschinen könnten die Macht übernehmen, sollte Intensivstationen meiden. Hier piept und flimmert es auf allen Kanälen. Was aufgrund der Werte dann medizinisch zu tun ist, entscheiden allerdings immer noch Ärzte. Noch."
Am Intensivbett werden große Datenmengen erhoben, die man auch über Algorithmen deuten lassen kann, allerdings kann ein Algorithmus immer nur über ein einziges übergeordnetes Zielkriterium, z.B. Effizienz, verfügen. Ein Abwägen von mehreren Aspekten mit gleicher Wertigkeit (z.B. Fürsorge, Gerechtigkeit und Effizienz) ist dabei nicht möglich.
Menschliche Entscheidungen, wie zum Beispiel ein verzögertes Abschalten der ECMO-Therapie, um eine Verabschiedung auch weiter entfernt wohnenden Angehörigen zu ermöglichen, würden durch einen übergeordneten Algorithmus mit dem Zielkriterium Effizienz beispielsweise verhindert werden.
Für ethisch begründete Behandlungsempfehlungen benötigt man viel Erfahrung, Empathie und (Bauch-)Gefühl, wobei diese Eigenschaften in letzter Zeit durch die Technologisierung und Digitalisierung der Medizin zurückgedrängt wurden. Daher ist es trotz einer zunehmenden Digitalisierung, die für uns alle viele positive Aspekte mit sich bringt, notwendig, nicht die Wichtigkeit von echter Hinwendung und Menschvlichkeit zu vergessen. Der digitale Technologieeinsatz in der Medizin kann nur solange ein geeignetes Mittel sein und ethische Legitimität beanspruchen, solange er der Menschlichkeit dient.