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Fast die Hälfte aller Todesfälle in Österreich geht auf Herz-Kreislauferkrankungen zurück. Die Kardiologie profitiert in hohem Maß von den Fortschritten der Digitalisierung, gerade auf diesem Gebiet spielt das Arzt-Patienten-Verhältnis aber gleichzeitig weiterhin eine zentrale Rolle, erläuterten führende Kardiologen in Wien anlässlich der Auftakt-Pressekonferenz ihrer Jahrestagung.
Telemonitoring, Maschinenlern-Algorithmen und nicht zuletzt Apps zur Vorsorge haben sich für die Versorgung von Herz-Patienten durchaus etabliert. Nicht selten erweist sich heute ein Algorithmus als verlässlicher als jedes Stethoskop: Vor allem in der Vorhersage können selbstlernende Systeme menschliche Prognoseverfahren schlagen. Künstliche Intelligenz verändert in der Herz-Medizin vieles: Neben der Primärprävention erweist sich die Patientenüberwachung als vielversprechend.
Andrea Podczeck-Schweighofer, Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) vom Wiener SMZ Süd - Kaiser Franz Josef-Spital, sprach von einem "riesigen Spagat", den es zu bewältigen gelte. Unmittelbares ärztlichen Tun wie zuhören, angreifen, abhören, interpretieren von Befunden und nicht zuletzt der persönliche Kontakt mit Patienten und Angehörigen blieben Dreh- und Angelpunkt. Auf der anderen Seite eröffne die Digitalisierung Möglichkeiten, die die Arbeit von Kardiologen völlig verändern - und dabei gleichzeitig Chancen und Risiken bergen.
Vielversprechend zeigen sich etwa Ansätze künstlicher Intelligenz in der Primärprävention via Fitness- und Gesundheits-Apps. Die Wertigkeit insgesamt rund 14.000 vorhandener mobilen Schrittzähler, Blutdruck- oder Trainingsprogramme sei unbestritten - allerdings tun sich Laien nicht selten schwer bei der Interpretation der Daten aus den verschiedenen Tools, was eine gute Arzt-Patienten-Beziehung in den Fokus rückt. Der Gefahr der "Entmenschlichung der Medizin durch Digitalisierung" müssen gerade Kardiologen entgegen wirken. "Herzkranke Patienten brauchen Zuwendung und ein kompetentes Gegenüber, das ausreichend Zeit hat", zeigten sich die Mediziner überzeugt. IT sollte die Kardiologie "unterstützen, aber nicht ersetzen" wollen.
Ein weiterer Ansatz sei die bessere Vorhersage von gefährlichen Herzrhythmusstörungen: Das EU-Projekt PROFID ("Personalized Risk Prediction for Sudden Cardiac Death") etwa hat unter Einsatz selbstlernender Algorithmen eine Neuanalyse bestehender Evidenz zum plötzlichen Herztod vorgenommen. Das Resultat ist eine genauere Prognose - die Leben retten kann: "Es gibt eine bessere Prädiktion von bedrohlichen Herzrhythmusstörungen - damit können wir künftig kardiale Implantate noch gezielter einsetzen. Für die Patienten wird es sicherer, ihre Überlebenschancen steigen", sagte Kardiologin Podczeck-Schweighofer.
Auch im Spital kann die Digitalisierung in Zukunft gute Dienste leisten: Medikamentengabe erfolgt oft nicht mehr via Zentralapotheke, sondern computergestützt. Dies schließt nicht nur menschliches Versagen aus, sondern es findet gleichzeitig auch eine Überprüfung der Interaktionen der Arzneien, die ein Patient nimmt, statt und schlägt bei Problemen Alarm.
Auch mögliche Risiken der Entwicklungen wie Datenschutz, Datensicherheit und einer "entmenschlichten Medizin" werden bei der Konferenz in Salzburg thematisiert. Durchaus gerechtfertigt sind etwa Bedenken in Richtung Internetkriminalität. Es müssten "alle erdenklichen Vorkehrungen für maximale Sicherheit" getroffen werden - nicht zuletzt, weil einer Studie der Roland-Berger-Stiftung zufolge 64 Prozent aller deutschen Kliniken bereits Opfer von Cyberattacken und Hackerangriffen wurden.