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Digitale Lösungskonzepte gewinnen im Bereich der integrierten Gesundheitsversorgung zunehmend an Bedeutung. Der Status quo im zentraleuropäischen Raum und wie Experten aus dem Gesundheitswesen diese Entwicklung sehen.
Zeitgerechte Versorgungsformen im Gesundheitswesen können ohne digitale Lösungskonzepte nicht bestehen. Die Verwaltung unzähliger Krankengeschichten, die Pflicht zur jahrelangen Aufbewahrung verschiedenster patientenbezogener Dokumente, das kleinteilig organisierte Gesundheitssystem Österreichs, welches eine enge Zusammenarbeit der diversen Gesundheitsdiensteanbieter unentbehrlich macht, sowie die Leistungsverrechnung sind nur einige Beispiele, die die Notwendigkeit digitaler Lösungskonzepte verdeutlichen.
Im gesamten e-Health-Sektor wird Skandinavien häufig als Vorzeigeregion beleuchtet. Doch auch in einigen zentraleuropäischen Staaten lassen sich Best-Practice-Beispiele und Musterregionen erkennen, an welchen man sich bei der Weiterentwicklung digitaler Lösungskonzepte im eigenen Land orientieren kann. Zu diesem Zweck erfolgte eine wissenschaftliche Analyse1 folgender zentraleuropäischer Staaten: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.
Im Rahmen der Analyse wurden vier digitale Lösungskonzepte, welche allesamt eine hohe Relevanz für das Gelingen einer integrierten Gesundheitsversorgung aufweisen, näher betrachtet:
Bildet man pro betrachtetem Staat die Summe über jene vier digitalen Lösungskonzepte, auf die im Zusammenhang mit der integrierten Gesundheitsversorgung näher eingegangen wurde, zeigt sich, dass durchschnittlich fünf von acht möglichen Punkten erreicht wurden (siehe Tabelle). Dies bedeutet, dass die dreizehn betrachteten Länder Zentraleuropas im Durchschnitt etwa 62,5 Prozent der Möglichkeiten der vier thematisierten digitalen Lösungskonzepte ausschöpfen. Österreich liegt dabei mit exakt fünf Punkten genau im Mittelfeld. Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass hierzulande momentan im Zusammenhang mit den digitalen Lösungskonzepten sehr viel vorangetrieben wird. So ist die Ausrollung der elektronischen Gesundheitsakte bereits sehr weit vorangeschritten und es erfolgt die Einführung der extramuralen Diagnosecodierung.
Belgien ist mit sieben von acht möglichen Punkten (87,5%) der klare Vorreiter unter den betrachteten dreizehn zentraleuropäischen Ländern. Danach folgen Frankreich, die Niederlande sowie die Schweiz mit jeweils sechs von acht möglichen Punkten (dies entspricht 75%).
Land | Gesamt | Elektron. Gesundheitskarte | EHR- System | Einheitliche elektronische Diagnosen-codierung | Elektronische Entscheidungs-hilfe zur Medikamenten- verschreibung | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Belgien | 7 | 2 | 1 | 2 | 2 | |||||
Deutschland | 5 | 2 | 0 | 2 | 1 | |||||
Frankreich | 6 | 2 | 1 | 2 | 1 | |||||
Italien | 5 | 2 | 1 | 0 | 2 | |||||
Kroatien | 5 | 2 | 1 | 2 | 0 | |||||
Niederlande | 6 | 2 | 1 | 1 | 2 | |||||
Österreich | 5 | 2 | 1 | 1 | 1 | |||||
Polen | 5 | 2 | 1 | 2 | 0 | |||||
Schweiz | 6 | 2 | 1 | 2 | 1 | |||||
Slowakei | 3 | 1 | 1 | 0 | 1 | |||||
Slowenien | 5 | 2 | 1 | 2 | 0 | |||||
Tschechien | 2 | 2 | 0 | 0 | 0 | |||||
Ungarn | 5 | 2 | 1 | 2 | 0 | |||||
Durchschnitt | 5 | 1,92 | 0,85 | 1,38 | 0,85 |
In Hinblick auf die Durchdringung der elektronischen Gesundheitskarte zeigt sich bei den dreizehn betrachteten zentraleuropäischen Ländern ein ziemlich homogenes Bild. Lediglich die slowakischen Versicherten haben nur zum Teil elektronische Gesundheitskarten. Alle anderen Bürger verfügen gleichzeitig mit einer Gesundheitsversicherung auch über eine elektronische Gesundheitskarte. Dies erklärt den hohen Durchschnittswert von 1,92 Punkten bei einer möglichen Höchstpunktzahl von 2,00 in diesem Bereich. Österreich erreicht mit zwei Punkten, ebenso wie alle anderen Staaten außer der Slowakei, die höchste Punktzahl.
Bei den Lösungskonzepten zur einheitlichen Diagnosecodierung zeigt sich ein durchaus differenzierteres Bild. Acht der dreizehn betrachteten Länder verfügen darüber. Zwei Staaten, darunter auch Österreich, haben ein solches Konzept zum Teil, das heißt, sie stehen gerade bei der Einführung. Die restlichen drei Länder haben kein vergleichbares landesweites Projekt. Zu jenen zentraleuropäischen Staaten, welche mit null Punkten bewertet wurden, zählen Italien, die Slowakei sowie Tschechien. Der Mittelwert, über alle dreizehn Länder gerechnet, beträgt 1,38. Mit einem Punkt liegt Österreich unter dem Durchschnitt.
Betrachtet man das Vorhandensein einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Medikamentenverschreibung in zentraleuropäischen Ländern, so zeigt sich, dass drei von dreizehn Staaten eine solche etabliert haben. Diese sind Belgien, Italien und die Niederlande. Fünf weitere Länder, darunter Österreich, haben ein solches digitales Konzept teilweise eingeführt. Die restlichen fünf betrachteten Staaten (Kroatien, Polen, Slowenien, Tschechien und Ungarn) haben kein vergleichbares nationales Produkt in Verwendung. Dadurch ergibt sich ein Mittelwert von 0,85 Punkten. Österreich liegt mit einem Punkt etwas über diesem zentraleuropäischen Durchschnitt.
„Welche Vor- und Nachteile bieten digitale Lösungskonzepte aus den verschiedenen Perspektiven des Gesundheitswesens?“ – Um diese Frage zu beantworten, wurden zahlreiche Experten aus fünf verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens interviewt. Die Ergebnisse der Befragungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Quelle: ÖKZ 08-09/2019 (Jahrgang 60), Schaffler Verlag