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e-Health in Zentral­europa

2. November 2019 | Lena Reicher
Europäische Flagge
Europa

Digitale Lösungskonzepte gewinnen im Bereich der integrierten Gesundheitsversorgung zunehmend an Bedeutung. Der Status quo im zentraleuropäischen Raum und wie Experten aus dem Gesundheitswesen diese Entwicklung sehen.

Zeitgerechte Versorgungsformen im Gesundheitswesen können ohne digitale Lösungskonzepte nicht bestehen. Die Verwaltung unzähliger Krankengeschichten, die Pflicht zur jahrelangen Aufbewahrung verschiedenster patientenbezogener Dokumente, das kleinteilig organisierte Gesundheitssystem Österreichs, welches eine enge Zusammenarbeit der diversen Gesundheitsdiensteanbieter unentbehrlich macht, sowie die Leistungsverrechnung sind nur einige Beispiele, die die Notwendigkeit digitaler Lösungskonzepte verdeutlichen.

 

Betrachtete Staaten

Im gesamten e-Health-Sektor wird Skandinavien häufig als Vorzeigeregion beleuchtet. Doch auch in einigen zentraleuropäischen Staaten lassen sich Best-Practice-Beispiele und Musterregionen erkennen, an welchen man sich bei der Weiterentwicklung digitaler Lösungskonzepte im eigenen Land orientieren kann. Zu diesem Zweck erfolgte eine wissenschaftliche Analyse1 folgender zentraleuropäischer Staaten: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.

Im Rahmen der Analyse wurden vier digitale Lösungskonzepte, welche allesamt eine hohe Relevanz für das Gelingen einer integrierten Gesundheitsversorgung aufweisen, näher betrachtet:

  • Elektronische Gesundheitskarten
  • Electronic-Health-Record (EHR)-Systeme
  • Elektronische Lösungskonzepte zur einheitlichen Diagnosecodierung
  • Elektronische Entscheidungshilfe zur Medikamentenverschreibung

 

Benchmark-Ergebnisse

Bildet man pro betrachtetem Staat die Summe über jene vier digitalen Lösungskonzepte, auf die im Zusammenhang mit der integrierten Gesundheitsversorgung näher eingegangen wurde, zeigt sich, dass durchschnittlich fünf von acht möglichen Punkten erreicht wurden (siehe Tabelle). Dies bedeutet, dass die dreizehn betrachteten Länder Zentraleuropas im Durchschnitt etwa 62,5 Prozent der Möglichkeiten der vier thematisierten digitalen Lösungskonzepte ausschöpfen. Österreich liegt dabei mit exakt fünf Punkten genau im Mittelfeld. Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass hierzulande momentan im Zusammenhang mit den digitalen Lösungskonzepten sehr viel vorangetrieben wird. So ist die Ausrollung der elektronischen Gesundheitsakte bereits sehr weit vorangeschritten und es erfolgt die Einführung der extramuralen Diagnosecodierung.

Belgien ist mit sieben von acht möglichen Punkten (87,5%) der klare Vorreiter unter den betrachteten dreizehn zentraleuropäischen Ländern. Danach folgen Frankreich, die Niederlande sowie die Schweiz mit jeweils sechs von acht möglichen Punkten (dies entspricht 75%).

 

Auswertung der ausgewählten digitalen Lösungskonzepte nach Punkten

Land Gesamt Elektron.
Gesundheitskarte
 EHR-
System
 Einheitliche
elektronische
Diagnosen-codierung
 Elektronische
Entscheidungs-hilfe zur Medikamenten-
verschreibung
Belgien 7 2 1 2 2
Deutschland 5 2 0 2 1
Frankreich 6 2 1 2 1
Italien 5 2 1 0 2
Kroatien 5 2 1 2 0
Niederlande 6 2 1 1 2
Österreich 5 2 1 1 1
Polen 5 2 1 2 0
Schweiz 6 2 1 2 1
Slowakei 3 1 1 0 1
Slowenien 5 2 1 2 0
Tschechien 2 2 0 0 0
Ungarn 5 2 1 2 0
Durchschnitt 5 1,92 0,85 1,38 0,85

 

Elektronische Gesundheitskarte

In Hinblick auf die Durchdringung der elektronischen Gesundheitskarte zeigt sich bei den dreizehn betrachteten zentraleuropäischen Ländern ein ziemlich homogenes Bild. Lediglich die slowakischen Versicherten haben nur zum Teil elektronische Gesundheitskarten. Alle anderen Bürger verfügen gleichzeitig mit einer Gesundheitsversicherung auch über eine elektronische Gesundheitskarte. Dies erklärt den hohen Durchschnittswert von 1,92 Punkten bei einer möglichen Höchstpunktzahl von 2,00 in diesem Bereich. Österreich erreicht mit zwei Punkten, ebenso wie alle anderen Staaten außer der Slowakei, die höchste Punktzahl.

 

Diagnosecodierung

Bei den Lösungskonzepten zur einheitlichen Diagnosecodierung zeigt sich ein durchaus differenzierteres Bild. Acht der dreizehn betrachteten Länder verfügen darüber. Zwei Staaten, darunter auch Österreich, haben ein solches Konzept zum Teil, das heißt, sie stehen gerade bei der Einführung. Die restlichen drei Länder haben kein vergleichbares landesweites Projekt. Zu jenen zentraleuropäischen Staaten, welche mit null Punkten bewertet wurden, zählen Italien, die Slowakei sowie Tschechien. Der Mittelwert, über alle dreizehn Länder gerechnet, beträgt 1,38. Mit einem Punkt liegt Österreich unter dem Durchschnitt.

 

Entscheidungshilfe zur Medikamentenverschreibung

Betrachtet man das Vorhandensein einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Medikamentenverschreibung in zentraleuropäischen Ländern, so zeigt sich, dass drei von dreizehn Staaten eine solche etabliert haben. Diese sind Belgien, Italien und die Niederlande. Fünf weitere Länder, darunter Österreich, haben ein solches digitales Konzept teilweise eingeführt. Die restlichen fünf betrachteten Staaten (Kroatien, Polen, Slowenien, Tschechien und Ungarn) haben kein vergleichbares nationales Produkt in Verwendung. Dadurch ergibt sich ein Mittelwert von 0,85 Punkten. Österreich liegt mit einem Punkt etwas über diesem zentraleuropäischen Durchschnitt.

 

Expertenmeinungen

„Welche Vor- und Nachteile bieten digitale Lösungskonzepte aus den verschiedenen Perspektiven des Gesundheitswesens?“ – Um diese Frage zu beantworten, wurden zahlreiche Experten aus fünf verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens interviewt. Die Ergebnisse der Befragungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Lehre und Forschung: Die Experten aus dem Bereich Lehre und Forschung schätzen den fachlichen Rückhalt, den digitale Lösungskonzepte bieten. Auch die statistischen Auswertungsmöglichkeiten jener Konzepte werden positiv betrachtet, da die Forschung daraus eine breite Wissensbasis generieren kann. Die Gefahr, dass die Gesellschaft weiter auseinanderdriften könnte, da der Zugang zu einigen digitalen Lösungskonzepten durch den sozialen Status mitbestimmt ist, kritisieren die interviewten Personen aus der Perspektive „Lehre und Forschung“. Ebenso leidet die Flexibilität der handelnden Personen durch in solchen e-Health-Lösungen vorgegebene Vorgehensweisen.
  • Gesundheitspolitik und -planung: Der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen wird den Patienten durch digitale Lösungskonzepte im Bereich der integrierten Versorgung erleichtert, meinen Personen, welche im Bereich der Gesundheitspolitik und -planung tätig sind. Ebenso werden Systemressourcen durch digitale Lösungskonzepte effizienter eingesetzt, da beispielsweise Doppelbefundungen vermieden werden. Bekrittelt wird vonseiten der Gesundheitspolitik, dass e-Health-Lösungen grundsätzlich sehr teuer sind und es sich teilweise beobachten lässt, dass sowohl Patienten als auch Gesundheitsdienstleister in der Konfrontation mit digitalen Lösungskonzepte überfordert sind.
  • Consulting: Befragte Consultingunternehmer vertreten die Meinung, dass digitale Lösungskonzepte helfen können, den Mangel an Mitarbeitenden im Gesundheitswesen auszugleichen. Ebenso unterstützen sie das vorhandene Personal, sodass dieses mehr Zeit für die von ihnen betreuten Personen hat. Das Fehlen einer gut funktionierenden Suchfunktion bei der österreichischen ELGA ist der einzige Kritikpunkt, der von den Consultern im Zuge der Interviews genannt wurde.
  • Internationale Perspektive: Experten gehen davon aus, dass eine einheitliche Diagnosecodierung auf internationaler Ebene eine gesteigerte Sicherheit für die Beteiligten bedeutet. Vor allem die Einführung einer europaweit einheitlichen „Patient Summary“, in der staatenübergreifend Gesundheits- u. Medikationsdaten einsehbar sind, wird einen positiven Meilenstein im e-Health-Bereich darstellen. Da beim Thema Datenschutz europaweit eine Grundskepsis bei den Menschen festzustellen ist, muss diese bei einer gewünschten Akzeptanz von digitalen Lösungskonzepten stets mitbedacht werden.
  • Direkte Anwenderinnen und Anwender: Personen, die bereits mit digitalen Lösungskonzepten arbeiten, schätzen, dass relevante Gesundheitsdaten darüber gesammelt einzusehen sind und häufig ein verbesserter Kommunikationsfluss zwischen den Gesundheitsdienstleistern entsteht. Allerdings wird der zeitliche Aufwand, der mit den digitalen Lösungskonzepten verbunden ist, als großer Nachteil betrachtet. Aufgrund der erfahrenen gesteigerten Dokumentationszeit wird befürchtet, dass weniger Patienten behandelt werden können und dadurch finanzielle Einbußen entstehen.

 

Anmerkung:

  1. Lena Reicher wurde für ihre Masterarbeit mit dem Titel "Analyse von ausgewählten digitalen Lösungskonzepten im Bereich der integrierten Gesundheitsversorgung im zentraleuropäischen Raum", die die Grundlage für diesen Artikel bildet, mit dem Health Research Award 2019 ausgezeichnet.

Quelle: ÖKZ 08-09/2019 (Jahrgang 60), Schaffler Verlag

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