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Angesichts der rasant steigenden Corona-Zahlen und einer neuen Virusmutation in Indien hat Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery umfassende Schutzmaßnahmen gefordert. Die in Indien weitverbreitete Mutante sei offenbar "ansteckender und im Krankheitsverlauf schlimmer" als bisher bekannte Virus-Varianten, so seine persönliche Einschätzung.
In Indien waren gestern ~370.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden - mehr, als je zuvor ein Land in so kurzer Zeit gemeldet hat. Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern hat knapp 18 Millionen Infektionen erfasst. In absoluten Zahlen ist das Land damit hinter den USA am härtesten von der Pandemie betroffen. Landesweit fehlt es an Medikamenten und medizinischem Sauerstoff. Gleichzeitig überschreitet das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt die Schwelle von 200.000 Todesfällen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt angesichts der in Indien aufgetauchten Corona-Variante B.1.617 dennoch vor voreiligen Schlüssen. Die Organisation beobachtet die Virusvariante, hat sie aber noch nicht als besorgniserregend eingestuft, wie eine WHO-Sprecherin mitteilte.
Denn bisher sei nicht klar, in welchem Ausmaß die Variante für den rapiden Anstieg der Fälle in Indien mitverantwortlich ist. Es gebe viele Faktoren, die dazu beigetragen haben könnten. So hätten in jüngster Zeit Feste und Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern stattgefunden. Zudem verbreite sich B.1.617 neben anderen ansteckenderen Varianten wie der zuerst in Großbritannien nachgewiesenen Variante B.1.1.7.
Ob B.1.617 mehr schwere Krankheitsverläufe auslöse und damit zu höheren Todeszahlen beitrage, sei bisher ebenfalls nicht klar, sagte die Sprecherin. Die höheren Todeszahlen könnten auch daran liegen, dass Kliniken ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben.
Als besorgniserregend - "Variant of Concern" - hat die WHO neben B.1.1.7 etwa die in Südafrika entdeckte Variante (B.1.351) und die in Brasilien entdeckten Variante (P.1) eingestuft. Als besorgniserregend gilt eine Variante nach WHO-Angaben, wenn bekannt ist, dass sie sich leichter ausbreitet, schwerere Krankheiten verursacht, dem Immunsystem entgeht, das klinische Erscheinungsbild verändert oder die Wirksamkeit der bekannten Instrumente verringert.
Die Variante B.1.617 hat zwei Mutationen an einem Oberflächenprotein, die von anderen unter Beobachtung stehenden Linien bekannt sind. Allerdings traten die beiden Mutationen nach Angaben der WHO bisher nicht zusammen in einer Variante auf. B.1.617 wurde erstmals am 1. Dezember 2020 in Indien nachgewiesen.
Eine der Mutationen, L452R, könne Einfluss auf die Effizienz von Behandlungen mit monoklonalen Antikörpern haben. Die andere Mutation, E484Q, könne womöglich Antikörper neutralisieren, die bei einer früheren Infektion gebildet worden waren. Dann wären Genesene nicht mehr vor einer neuen Infektion geschützt.
Auf der Plattform Gisaid, die genetische Sequenzen von Grippe- und Coronaviren enthält, seien bis 23. April mehr als 850 Sequenzen dieses Virus aus mehr als 18 Ländern hochgeladen worden. Die meisten kamen aus Indien, Großbritannien, den USA und Singapur. Das gibt allerdings kein akkurates Bild der Verbreitung, da viele Länder deutlich weniger sequenzieren, andere mangels Kapazität gar nicht.
"Die indischen Krankenhäuser sind überfüllt. Es gibt keinen Sauerstoff zur Beatmung mehr, und viele Menschen sterben, ohne eine Behandlung erhalten zu haben", sagte er der Zeitung. Es sei "in unser aller Interesse", die Infektionslage so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen.
Montgomery verwies auf die jüngste Vorstandssitzung des Weltärztebundes, bei der eine Notfall-Resolution verabschiedet wurde. Darin fordert der Weltärztebund die internationale Staatengemeinschaft auf, Länder wie Indien und Brasilien mit Hilfen zu unterstützen, darunter mit Sauerstoff, Medikamenten und Schutzausrüstung.
Deutschland kündigte am Sonntag Nothilfen für das Land an. Die Regierung in Neu Delhi hatte bereits am Freitag zuvor mitgeteilt, dass eine Lieferung von 23 Anlagen zur Aufbereitung von Sauerstoff aus Deutschland geplant sei.
Österreich hilft Indien im Ausmaß von 2 Mio. EUR aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF), der gerade um das vierfache erhöht wurde. Ziel ist es den Kampf gegen die Pandemie mit antiviralen Medikamenten zu versorgen - die dringend benötigten Medikamente würden über das Österreichische Rote Kreuz beschafft.
"Unterstützung und Solidarität für Indien in dieser schweren Notsituation ist für Österreich selbstverständlich. Die Pandemie können wir nur gemeinsam weltweit besiegen."
Österreich helfe daher wo immer möglich, sei es durch die intensivmedizinische Behandlung ausländischer Corona-Patienten in Österreich, die Versorgung mit medizinischer Ausrüstung von Ländern in Not oder die gemeinsame Impfstoffbeschaffung mit der EU-Kommission für Staaten des Westbalkans.
Vizekanzler Werner Kogler ergänzte: "Jetzt heißt es hinschauen, Kräfte bündeln und Hilfe leisten - und zwar rasch. Deshalb haben wir heute ein Soforthilfepaket als Österreichs Beitrag zu einer gemeinsamen Anstrengung der Europäischen Union beschlossen."
"Die Bilder, die uns in den letzten Tagen aus Indien erreicht haben, sind erschreckend", sagte Alexander Schallenberg, Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten. "Sie führen uns ganz eindringlich vor Augen, dass wir im Kampf gegen die Pandemie alle gefordert sind. Denn niemand ist sicher, bevor wir nicht alle sicher sind. Umso wichtiger ist es, dass wir jene Länder unterstützen, die unsere Hilfe so dringend brauchen."
Die Pandemie wird nicht enden, bis wir COVID-19 in jeder Nation bekämpfen. Und jetzt ist es Zeit für globale Kooperation, Solidarität und Unterstützung füreinander.