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2020 starben in Österreich mehr als 90.000 Menschen – das sind deutlich mehr als in den Jahren davor. Die Corona-Pandemie hat statistisch den stärksten Rückgang der Lebenserwartung seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 ausgelöst: sie sank um rund ein halbes Jahr.
Während wir es in den letzten Jahren gewohnt waren, immer älter und älter zu werden, gibt es nun erstmals einen massiven Knick in der Lebenserwartungsstatistik. Der Grund dafür ist eine (auch international verglichen) sehr hohe Übersterblichkeit in den letzten Wochen des Jahres 2020.
Aktuelle Daten der Statistik Austria zeigen, dass im gesamten Vorjahr etwa 10% mehr Menschen starben als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Insgesamt starben 2020 mehr als 90.000 Personen, wobei der Anstieg der Zahl der Sterbefälle Männer (plus 13,7%) deutlich stärken als Frauen (plus 8,2%) betraf. Beachtlich erscheint, dass sich die erste Corona-Welle 2020 kaum auf die Übersterblichkeit auswirkte. Anfang Dezember 2020 änderte sich dies schlagartig: es starben in der ersten Dezemberwoche fast 60% mehr, als im Vergleichszeitraum der letzten fünf Jahre. Die vielen Toten dürften eine Auswirkung jener Infektionen sein, zu denen es vor dem zweiten Lockdown kam (Österreich vermeldete damals täglich über 8.000 Neuinfektionen). Laut Statistik Austria lagen die Werte in den darauffolgenden drei Dezemberwochen auf sehr hohem Niveau, waren jedoch niedriger, als zu den Spitzen der starken Grippewelle im Jänner 2017. Insgesamt war der November 2020 der tödlichste Monat bisher - dies war übrigens auch im Durchschnitt des gesamten EU-Raumes so.
Nachdem immer wieder Vergleiche mit "der Grippe" herangezogen werden: In „starken Grippejahren“ schlug sich die Auswirkung der Krankheit mit einem Rückgang der Lebenserwartung um 0,2 oder 0,3 Jahre nieder – aber dieser Rückgang wurde stets sehr schnell kompensiert. War die Grippewelle vorbei, „normalisierte“ sich auch der Anstieg der Lebenserwartung wieder. Ob dem auch in der aktuellen Phase so ist, hängt wohl stark davon ab, wie schnell man COVID-19 medizinisch über Impfungen in den Griff bekommt. Zudem gibt es aktuell noch keine Einschätzung über die tatsächlichen Langzeitfolgen von überstandenen COVID-19-Erkrankungen.
In Österreich liegt die Sterberate von COVID-19-Infizierten bei etwa 5,3% - in Deutschland bei unter 4%. Dennoch: aufgrund der Qualität unserer ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen und einer vergleichsweise hohen Bettenanzahl im stationären Bereich ist das österreichische Gesundheitssystem noch nicht an seine Grenzen gestoßen. Allen oppositionspolitischen Kritiken zum Trotz hat sich gezeigt, wie schnell ein Umschalten in den Krisenmodus gelang.
Elektive Behandlungen wurden verschoben, nicht unmittelbar notwendige OPs vertagt. So konnte die stationäre Versorgung sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gegenden gewährleistet werden.
Ein starker Rückgang in der Behandlung von akuten Herz-Kreislaufbehandlungen zeigt jedoch, dass auch die Angst vor Ansteckungen dazu beitragen, dass unser System keiner echten Belastungsgrenze ausgesetzt war. Ob aufschiebbare stationäre Behandlungen vom ambulanten Sektor ausreichend aufgefangen werden konnten, bleibt zu hoffen.
Offen ist, wie viele Menschenleben aufgrund der Gesamtsituation in Normalzeiten außerhalb einer vergleichbaren Pandemie gerettet worden wären, weil Patienten rechtzeitig ins Spital gebracht worden wäre. Auch wissen wir heute noch nicht, wann, in welchem Ausmaß und mit welchem Behandlungserfolg die Belegungsrückgänge der elektiven Behandlungen nachgeholt werden. Insgesamt regt der Fallzahlrückgang, insbesondere im Hinblick auf verschiebbare Eingriffe, jedoch zum Denken an – bietet sich hier weiteres Konzentrationspotenzial der medizinischen Kapazitäten?