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Die bauliche Struktur eines Krankenhauses stellt die wohl bedeutendsten Rahmenbedingungen für die Prozessabläufe zur klinischen Patientenversorgung dar. Zudem beeinflusst sie in hohem Maße die Leistungsfähigkeit und die Betriebskosten des Hauses. Jeder Um- oder Zubau von Gebäuden in Krankenanstalten muss demnach das Zusammenspiel aus betrieblichen Prozessen und baulichen Strukturen bereits in der frühen Planungsphase berücksichtigen.
In zahlreichen österreichischen Krankenanstalten sind Baustellen unterschiedlichster Größenordnungen nichts Ungewöhnliches. Veränderte Fallzahlen, der Wunsch nach effizienterer Patientenversorgung durch die Reduktion von Verweilzeiten, angepasste Spezialisierungen von Fachabteilungen, Zubauten für bessere ambulante oder Notfallversorgung...die Beweggründe für bauliche Adaptierungen sind vielfältig.
Eine klare Zieldefinition ist notwendig, um davon abgeleitet die richtigen Raum- und Strukturkonzepte zu finden, die später die gewünschten Prozessabläufe wirtschaftlich ermöglichen. Nur so gelingt es, die gewünschte Leistungsfähigkeit in einem definierten Kostenrahen zu erreichen. Oftmals behindern jedoch zu geringe Logistikflächen und unnötig lange Wege des effizienten Ablauf - dies gilt nicht nur für die interimistische Bauzeit, sondern auch später den finalen Ausbau von Neubauten.
Neben dem medizinischen Betriebskonzept ist ein Logistikkonzept im Rahmen eines Planungskonzeptes immens wichtig. Denn die Logistikanteile am Patientenversorgungsprozess sind erheblich! Gerade da, wo reibungsloses Zusammenspiel zwischen Personen (Ärzten, Pfleger, Patienten, Service, Studierende/Auszubildende, Besucher, Apotheker, Labormitarbeiter, Küche, etc.), Materialien (Lager, Apotheke, Speisen, Sterilgut, Geräte, Wäsche, Abfälle, Proben, Dokumente, Reinigung, Post, etc.) und klinischen Räumlichkeiten erfolgsentscheidend ist, stellt ein ausgefeiltes logistisches Konzept den Schlüssel fürs Gelingen dar.
Das Logistikkonzept ist die Schnittstelle zwischen den geplanten zukünftigen Prozessen, der eingesetzten Technik und den verfügbaren Flächen. Idealerweise plant, steuert und kontrolliert es im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes demnach alle internen Personen-, Material- und Informationsflüsse sowie alle externen Logistikprozesse (Anlieferungen, Abholungen, Entsorgungen) am gesamten Krankenhaus-Campus. Eine immer stärkere Bedeutung kommt dabei in Pandemie-Zeiten natürlich auch der Berücksichtigung des Faktors Hygiene zu - ein Einfluss, der mit Sicherheit bleiben wird.
Besonders bedeutsam ist im Zeitalter der Digitalisierung natürlich auch, die Stromversorgung und die zukünftige IT-Unterstützung langfristig zu planen. Und dies ist gar nicht so einfach, wenn man berücksichtigt, wie dynamisch diese Märkte sich jüngst gestalten.
Als wäre ein ausgefeiltes Logistikkonzept auf die "grüne Wiese" gesetzt nicht schon genug Herausforderung: die verschiedenen Zwischenphasen des Um- oder Zubaus sind noch einmal eine Klasse für sich. Der laufende Betrieb soll weitgehend unbeschadet von Bauaktivitäten weiter laufen. Transportwege müssen interimistisch umgeleitet werden, Engpässe vorausgesehen werden. Neue Aufzugkonzepte, zwischenzeitige Stellflächen und Leitsysteme, Workarounds in der Stromversorgung - die veränderte Personal- und Materialströme ziehen auch eine Anpassung von Informationsströmen nach sich.
Was früher vor allem eine Großbaustelle für Architekten und Bauherren war, ist im Informationszeitalter ein Großprojekt, das vielen Spezialisten einiges abverlangt. Und je mehr Schnittstellen es zwischen diesen Experten geben muss, desto komplexer und aufwändiger sind derartige Projekte in den Griff zu bekommen. Da hilft es, wenn man sich auf einen etablierten Big Player verlassen kann, der die Integration der eingesetzten IT-Systeme im Griff hat.
f&w, 11/2019, S.1046: Andrea Raida, Friederike Schuhmacher: „Auf vielen Wegen zum Ziel".