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Wir haben nicht nur eine Corona-Pandemie, sondern auch eine Diabetes-Pandemie.
Laut Susanne Kaser, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), gibt es in Österreich 800.000 Diabetiker - hinzu kommen 350.000 Personen mit einer Vorstufe. Viele wissen nichts von ihrer Erkrankung. Eine Studie, die die Dunkelziffer lichten soll, läuft derzeit.
Mögliche Komplikationen der Zuckerstoffwechselstörung können alle Körperbereiche betreffen, betonte Kaser. Beispielsweise ist die Erkrankung der häufigste Grund für nicht traumatische Beinamputationen, 200 Diabetiker erblinden in Österreich jährlich.
Auch haben Diabetiker ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf, sollten sie sich mit COVID infizieren.
"Folgeerkrankungen müssen nicht sein", ist Kaser allerdings überzeugt, notwendig sei ein früher Therapiestart. Die Frühdiagnostik funktioniert laut dem Leiter des Medizinischen Dienstes der ÖGK, Andreas Krauter, derzeit aber nicht gut. Positiv sei, dass die Bestimmung des für die Diagnose wichtigen Langzeit-Zuckerwertes HbA1c nun österreichweit von der Krankenkasse erstattet werde.
"Wir wissen ganz wenig über Diabetes in Österreich", sagte Kaser. Um Diabetiker und Prädiabetiker, die nichts von ihrer Erkrankung wissen, genauso zu erfassen wie Begleiterkrankungen und Betreuungssituation von Diabetikern, wird derzeit eine Studie mit 2.500 Probanden in ganz Österreich durchgeführt. Man müsse die Daten, die es an verschiedenen Stellen bereits gebe, zusammenführen, sagte auch Diabetologe Harald Sourij von der Medizinischen Universität Graz.
Um die Versorgung von Diabetikern zu verbessern, fordert Kaser außerdem die Einführung eines nationalen Diabetesregisters sowie eines mit ELGA verknüpften elektronischen Diabetespasses. Dieser solle Patienten während ihrer Behandlung begleiten, Befunde und geplante Untersuchungen beinhalten und die Zusammenarbeit unterschiedlicher medizinischer Versorger erleichtern.
"Typ 2 Diabetiker werden immer jünger", wies Szekeres auf derzeitige Entwicklungen hin. Eine genetische Prädisposition, aber auch falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht sind Risikofaktoren für die Erkrankung. Die Prävention solle deshalb "idealerweise im Kindergarten beginnen". ÖGK-Verwaltungsrat Martin Schaffenrath wünschte sich in diesem Sinne Gesundheitskompetenz als Schulfach.
Im Zusammenhang mit den steigenden COVID-Zahlen und der "Impfunwilligkeit" wandte sich Kaser an die Politik: Neue Einschränkungen im Gesundheitsbereich sollen nicht auf dem Rücken der Patienten, besonders der Diabetiker, ausgetragen werden. "Ich appelliere an alle, impfen zu gehen", richtete sie sich außerdem an die Bevölkerung.