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Fast die Hälfte der Pflegekräfte denkt ans Aufhören. Das zeigt eine Online-Umfrage von Arbeiterkammer (AK), Ärztekammer und Gewerkschaften vom Sommer, die am Mittwoch präsentiert wurde. "Die letzte Bundesregierung hat viel versprochen, aber nichts gehalten", kritisierte Gerald Mjka, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft vida und appellierte an den neuen Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), "dringend notwendige Reformen" anzugehen.
Die Ergebnisse unserer Umfrage sind sogar noch dramatischer als ich erwartet habe.
Von den rund 7.000 Befragten (71% davon Frauen), darunter 3.650 Pflegekräfte, fühlen sich zwei Drittel (67,7%) "erschöpft" und niedergeschlagen. 56,8% der Befragten finden "keine Freude mehr" an der Arbeit.
61,5% gaben an, im Vorjahr "mehr als vereinbart" gearbeitet zu haben, 42,5% konnten ihre Urlaube nicht wunschgemäß beanspruchen.
"Die ohnehin hohen Belastungen durch die Arbeitszeit sind extrem gewachsen", so Rosoli weiter. Die Folgen der Dauerbelastung sind Angststörungen, Vergesslichkeit und Konzentrationsprobleme (jeweils 47 bis 49%) sowie Schlafprobleme (54,5%).
Rund 45% der Pflegekräfte denken wöchentlich oder noch öfter daran, aufzuhören. Viele würden nur noch aus Solidarität mit den Patienten und Klienten bis zum Ende der Pandemie weitermachen, zitierte Mjka Betroffene.
"Wenn ich das höre, dann werd' ich richtig wütend auf die Bundesregierung, die es seit Jahren verabsäumt hat, die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich zu verbessern. Ganz im Gegenteil: Seit Beginn der Pandemie haben sich die Arbeitsbedingungen drastisch verschlechtert. Der Druck auf die Menschen wird immer höher", Burnouts seien die Folge.
"Es braucht daher eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen", schlussfolgerte Mjka. "Wir erwarten uns vom neuen Bundeskanzler Schallenberg, dass er aus dem Schatten seines Vorgängers tritt und die dringend notwendigen Reformen in der Pflege angeht."
Zudem brauche es eine Ausbildungsoffensive in den Pflegeberufen, forderte Reinhard Waldhör, Vorsitzender der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft.
Die Pilotversuche an den Berufsbildenden Höheren Schulen für Pflegefachassistenz, "die sehr gut funktionieren", müssten in den Regelschulbetrieb überführt werden und es brauche mehr Fachhochschulplätze, auch im ländlichen Raum. Praktikumsplätze müssten aufgewertet werden und zeitlich sowie finanziell abgegolten werden. "Wir müssen weg von derzeit ausschließlich privaten Bildungsträgern, wo von den Auszubildenden auch noch ein Schulgeld zu bezahlen ist."
Die "Pflege Zukunft Wien"-Ausbildungsoffensive schafft anlässlich der höchst angespannten Situation ein neues Bild der Pflege in der öffentlichen Wahrnehmung. Es sollen sich mehr Menschen für eine Ausbildung und eine Tätigkeit in diesem Bereich entscheiden.
Anlässlich des heutigen Strategiedialogs zur "Pflege Zukunft Wien" im Pflegewohnhaus Baumgarten stellen der Fonds Soziales Wien und die Kooperationspartner Wiener Gesundheitsverbund und FH Campus Wien auch die aktuelle Infokampagne vor.
Ziel ist es, einen neuen, lebensnahen und interessierten Blick auf die Pflege zu werfen, da althergebrachte Klischees oft den Blick auf diese Berufssparte verstellen. Wir rücken nun die Kompetenz, Qualifikation und das Wissen von Pflegekräften sowie die Vielfalt des Berufes in den Fokus.
"Zusätzliche Ausbildungsplätze brauchen vor allem eines: Menschen, die sich dafür interessieren", so Bauer.
Bei der Konzeption und Entwicklung der Kampagne, die den Schwerpunkt auf das erforderliche Wissen für Pflegeberufe setzt, wurden Expertise & Erfahrungen von Pflegekolleginnen aller drei Kooperationspartner miteinbezogen. Im Rahmen der auf drei Jahre angelegten Kampagne stehen insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Ergänzend zur Kampagne wurde die Website https://pflegezukunft.wien/ ins Leben gerufen. Neben allgemeinen Infos zu den verschiedenen Berufszweigen und Ausbildungswegen finden sich dort auch aktuelle Veranstaltungen, Infos zu Fördermöglichkeiten und Einblicke in die Welt der Pflege.