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Telemedizin senkt Todesrate bei Herzschwäche

19. Oktober 2021 | APAMED (APA-OTS)
Monitor auf der Krankenstation im Hintergrund der Ärzte
Monitor auf der Krankenstation im Hintergrund der Ärzte

Aktuelle Ergebnisse vom Telegesundheitsdienst HerzMobil Tirol bestätigen eindrucksvoll die Wirksamkeit der integrierten Versorgung von Patienten mit Herzschwäche. Dies berichtet Prof. Dr. Gerhard Pölzl (Medizischer Direktor HerzMobil Tirol) in einer aktuellen Publikation. Die für HerzMobil verwendete Telehealth Lösung wurde vom AIT entwickelt.

Es braucht viele Zahnräder, die perfekt ineinander greifen, damit die Aufgaben entlang des telemedizinischen Behandlungspfades zu einer Verbesserung der Patientenversorgung führen. Laut den aktuellen Ergebnissen ist das mit dem Telegesundheitsdienst HerzMobil und den am Versorgungsnetzwerk beteiligten Klinik- und niedergelassenen Ärzten und Pflegefachkräften sehr gut gelungen. 

"Telemedizin hilft bei Patienten mit Herzinsuffizienz das Risiko für eine mögliche lebensbedrohliche kardiale Dekompensation zu vermindern. Teil davon sind eigenständige Messung von Gesundheitsparametern (Blutdruck, Körpergewicht) zu Hause, leitlinienkonforme Medikation, sowie spezifische Therapiemaßnahmen, wie etwa dosierte Bewegung", erklärt Andreas Huber, Vorstand des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol. 

"61% Risikoreduktion für Tod innerhalb von 12 Monaten und einer 46%igen Risikoreduktion für Wiederaufnahme oder Tod in 6 Monaten sprechen für sich", betont auch Prof. Pölzl. 

Die Daten stammen aus einer aktuellen Analyse der HerzMobil Tirol-Teilnehmern im Vergleich zur Standardversorgung im Bundesland Tirol.

 

ELGA, TELEMED 5000 und die nächsten Schritte

Diese Erfolge beruhen auf jahrelange Forschungsarbeiten, nicht nur in Österreich, sondern unter anderem an der Charité-Universitätsmedizin Berlin. So wird beispielsweise seit Anfang 2020 an der Charité-Universitätsmedizin Berlin im Projekt TELEMED5000 "Entwicklung eines intelligenten Systems zur telemedizinischen Mitbetreuung von großen kollektiven kardiologischen Risikopatienten" gemeinsam mit der Digital Health Gruppe des Center for Health and Bioresources am AIT Austrian Institute of Technology GmbH, dem Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol der Tirol Kliniken GmbH und auch der Steiermärkischen Krankenanstalten GesmbH speziell an weiterführenden Technologien gearbeitet.

Ein wichtiger Meilenstein für die Telemedizin in Deutschland war die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vom 30.3.2021, Telemedizin bei herzinsuffizienten Patienten als Regelleistung der Gesetzlichen Krankenkassen künftig zu erstatten. Entsprechend der Einschlusskriterien dieses Beschlusses haben künftig ca. 200.000 Patienten in Deutschland einen Anspruch auf eine telemedizinische Mitbetreuung.

"Für die Weiterverbreitung und Steigerung der Vernetzung steht in Österreich die Freischaltung der Anbindung an ELGA kurz bevor. Damit stehen erstmals den betreuenden Ärzten wertvolle Selbstmesswerte von Patienten zu Hause als Telemedizin-Episodenbericht zur Verfügung", so Andreas Huber, und weiter: 

"In enger Kooperation mit der AIT treiben wir am LIV Tirol die Digitalisierung im Tiroler Gesundheitswesen weiter voran. Ein weiterer Arbeitsbereich beschäftigt sich mit der Erfassung und Berücksichtigung von Bewegungsinformation aus dem Alltag der Patienten als weiteren wichtigen Indikator für den Therapieverlauf." 

Im einfachsten Fall wird dafür die Anzahl der zurückgelegten Schritte pro Tag und zur besseren Vergleichbarkeit auch die in sechs Minuten zurückgelegte Strecke verwendet, für deren Bestimmung eine spezielle Smartphone App entwickelt wurde. Methoden der künstlichen Intelligenz spielen eine wichtige Rolle, um die Vorhersage einer möglichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes weiter zu verbessern. Ziel ist es, eine optimale und effiziente Betreuung der Patienten mithilfe telemedizinischer Geräte und Entscheidungsunterstützung zu erreichen.

 

Wachsender Bedarf an telemedizinischer Betreuung

Das integrierte Versorgungsmodell HerzMobil wird in Österreich in den Bundesländern Tirol und der Steiermark angeboten. Prof. Elke Guenther, Leiterin des AIT Center for Health & Bioresources ist überzeugt: "Telehealth Systeme werden mittelfristig essenzieller Bestandteil der täglichen Versorgung chronisch kranker Patienten sein. Das AIT leistet seit 15 Jahren mit seinen österreichischen Partnern, den Tirol Kliniken und dem Gesundheitsfonds Steiermark, aber darüber hinaus auch der BVAEB im Diabetesbereich, Pionierarbeit und nimmt hier eine Vorreiterrolle ein". 

Der Bedarf an telemedizinischer Betreuung wächst stetig, nicht nur im kardiologischen Bereich, sondern auch in anderen medizinischen Fachgebieten wie beispielweise bei der Betreuung von Gestationsdiabetes oder auch in der Onkologie - immer dort, wo Patienten im häuslichen Umfeld leben und trotzdem engen Kontakt mit der medizinischen Einrichtung halten müssen.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Deutschland und das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in Österreich (nunmehr BMK) hatten im Dezember 2018 den Technologiewettbewerb "Smarte Datenwirtschaft - Technologiewettbewerb mit den Schwerpunkten Künstliche Intelligenz, Semantik, Souveränität" für bilaterale Forschungsprojekte ausgeschrieben. Das AIT wird in Österreich für sein Teilprojekt von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert und vom Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol, der Tirol Kliniken GmbH und der Tiroler Landesuniversität UMIT sowie der Steiermärkischen KrankenanstaltenGesmbH mit Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung von HerzMobil unterstützt.

Karl P. Pfeiffer, eHealth Koordinator für Steiermark, führt weiter aus "Die telemedizinische Versorgung kann einen ganz wesentlichen Beitrag zur Versorgungsqualität leisten und die Kommunikation und Kooperation zwischen Patienten und Gesundheitsdiensteanbietern unterstützen und verbessern." 

Die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten von Telemedizin reichen von den vorgestellten Projekten bis zu den unter COVID-19 Bedingungen auf einmal möglichen Anwendungen. Beispiele hierfür sind die telefonische Arzt-Patienten Konsultation und die Online-Verschreibung von Medikamenten, bis zur Bildübermittlung in der Dermatologie und Beurteilung durch Experten, Telerehabilitation oder zur telemedizinischen psychologischen Beratung. 

<h5>Univ.-Prof. DI Dr. Karl-Peter Pfeiffer <br>e-Health Koordinator für Steiermark,<br>Gesundheitsfonds Steiermark</h5>
Univ.-Prof. DI Dr. Karl-Peter Pfeiffer, e-Health Koordinator für Steiermark im Gesundheitsfonds Steiermark

Wir stehen erst am Beginn einer Entwicklung mit hohen Innovations­potential und damit verbunden wesent­lichen Qualitäts-, Effizienz- und Erreich­barkeits­ver­besserungen im Gesund­heits­system.

Univ.-Prof. DI Dr. Karl-Peter Pfeiffer 
e-Health Koordinator für Steiermark,
Gesundheitsfonds Steiermark

Die Partner

AIT Austrian Institute of Technology GmbHtelbiomed Medizintechnik und IT Service GmbH

AIT Austrian Institute of Technology GmbH ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Spezialist für die zentralen Infrastrukturthemen der Zukunft.

AIT ist Pionier und Wegbereiter in Forschung und Versorgung für Digital Healthcare in Österreich mit über 20 Jahren Expertise im Bereich Telemonitoring und Therapiemanagement und mit über 2 Million Telemonitoring-Tage Erfahrung. Das AIT hat im Rahmen von nationalen und internationalen Forschungsprojekten eine Telehealth Technologie-Plattform zur Unterstützung von Disease Management Programmen und integrierten Versorgungsmodellen entwickelt und erprobt. Für die wirtschaftlichen Wertschöpfung durch nationalen und internationalen Vertrieb der Telehealth Lösung wurde von Mitarbeitern der AIT die telbiomed Medizintechnik und IT Service Gmbh als Spin-Off Unternehmen gegründet.

Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol

Das Landesinstitut für Integrierte Versorgung (LIV) Tirol wurde aus einer gemeinsamen Initiative des Landes Tirol und der Sozialversicherungsträger geschaffen, um Disease Managament Programme zu entwickeln, zu implementieren, zu koordinieren und zu betreiben. Das telemedizinische Programm HerzMobil Tirol ist Teil des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol und wird von Prof. Dr. Gerhard Pölz medizinisch geleitet und von Frau DGKPin Bettina Fetz koordiniert. Diese Struktur ist bisher einzigartig im Österreichischen Gesundheitswesen, trägt zur optimalen Versorgungssicherheit der Patienten in Tirol bei und ist Drehscheibe für neue, innovative und flexible Versorgungsmodelle.

Gesundheitsfonds Steiermark

Der Gesundheitsfonds Steiermark setzt im Rahmen seiner eHealth Strategie "Digitales Gesundheitssystem Steiermark" verschiedene Projekte im Bereich e-Health und integrierte Versorgung um. Das Projekt "HerzMobil Steiermark" wurde vom Gesundheitsfonds Steiermark initiiert und die Steiermärkische Krankenanstalten Gesellschaft mbH (KAGes) mit dem steiermarkweiten Rollout beauftragt. Seitens der KAGes wird der Rollout operativ von OAR Dr. Stefan Pötz auf medizinischer Seite und auf organisatorischer Seite von Bernadette Taucher, BSc, MSc umgesetzt. Die medizinische Gesamtkoordination obliegt dem Leiter der der Abteilung Innere Medizin am LKH Hochsteiermark, Standord Bruck Univ. Prof. Prim. Dr. Gerald Zenker.

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