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Bessere Betreuung durch Tablets

5. Juli 2022 | Michaela Endemann
Alter Mann wird von seinem Sohn am Tablet unterstützt.
Alter Mann wird von seinem Sohn am Tablet unterstützt.

Pflegedienstleister nutzen die Methoden der Videotelefonie, um den Kontakt mit ihren Kunden zu intensivieren. Ein Pilotprojekt der Caritas Wien liefert erste Erfahrungen.

Die Bezeichnungen Telenursing, Telepflege oder Telecare werden in der Regel mit dem Einsatz einer Rufhilfe assoziiert. Manchmal geht es auch um Projekte des Telemonitoring, bei denen die Pflege eingebunden ist, wie z.B. Herzmobil Tirol. Weitere Digitalanwendungen im Pflegebereich fehlten aber bisher. Die Caritas Wien will dies mit dem Projekt „Telepflege und Teletherapie“ ändern.

 

Per Videochat zu Hause begleitet

Die Caritas nahm dabei Anleihen an einem in Finnland etablierten Angebot. Dort sorgt eine virtuelle Mittagsgruppe mit Medikamentenerinnerung, sozialer Unterstützung und virtueller Physiotherapie für das Wohl der Pflege- und Betreuungsbedürftigen. In der ersten Pilotphase im Jahr 2020 und anschließender Vertiefungsphase bis 2021 wurden bei der Caritas Wien erste Schritte in Richtung Telepflege und Teletherapie gesetzt. 12 Testkundinnen und 10 Pflege- und Betreuungspersonen konnten bei über 90 Videotelefonie-Einsätzen Erfahrungen sammeln. Der Videochat, der über eine App an einem Tablet angeboten wird, fand zusätzlich zur bestehenden mobilen Heimpflege statt. Inhalte der Online-Gespräche zwischen Pflegebedürftigen und Betreuungspersonen waren Besuchsdienst und sozialer Austausch, Organisation des Alltages, Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Tagesstruktur sowie Gespräche mit validierender Haltung und Einheiten der Physio- und Ergotherapie. Neben einfachen Unterhaltungen konnte auch Hilfestellung im Alltag gemeinsam mit oder für die zu Pflegenden gegeben werden, wie z.B. eine gemeinsame Suche nach dem Arzt oder das Vorlesen der Post bei einem sehschwachen Kunden. Auch gemeinsames Betrachten von Fotos oder videobegleitete Spaziergänge im Garten gehören zum Telepflege-Programm. 

„In der Physiotherapie punktete die einfache Überprüfung des Übungsfortschrittes. Weitere Anwendungen waren psychische Unterstützung und Entlastungsgespräche mit Angehörigen“, so Carina Brauneis, Projektmanagerin der Fachstelle Qualität und Innovation in der Caritas der Erzdiözese Wien. 

Eine der wesentlichsten Erkenntnisse sei es gewesen, dass Mimik und Haltung auch per Video gut wahrnehmbar sind. „Die Betreuerinnen berichteten, dass man Menschen sogar per Video „spüren“ kann. Aber es fiel Kunden auch sofort auf, wenn die Betreuungspersonen nicht in den Bildschirm schauen oder etwas anders nebenbei tun“, sagt Brauneis. Für bestehende Kunden sei die Nutzung von Apps und technischen Geräten noch nicht selbstverständlich. Mit zunehmender Akzeptanz und Nutzung von digitalen Lösungen im Alltag könnte die Nachfrage bzgl. videogestützter Angebote zusätzlich steigen.

 

Usability needed

Im ersten Durchlauf setzte das Projektteam auf eine herkömmliche Videochat-App, die jedoch ohne zusätzliche Hilfe oft nicht oder nur schwer bedienbar war. „Eine zielgruppenspezifische Lösung erfordert Funktionsbuttons in entsprechender Größe und klare Beschriftung“, so Brauneis. Besonders wichtig sei eine Lösung, welche die Privatsphäre der zu pflegenden Person achte, und dass der Videochat nur durch ein aktives Annehmen des Gesprächs starte. Brauneis: „Wir haben einen Anbieter einer Softwarelösung gefunden, der uns in der Ausgestaltung für unsere Zielgruppe unterstützt.“ So kann z.B. das Annehmen eines Gespräches nun nur durch Antippen auf der gesamten Tabletoberfläche erfolgen. Brauneis sieht neben Potenzialen wie Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe auch Marktpotenzial für IT-Unternehmen.

Quelle: ÖKZ 6-7/2022, 63. Jahrgang, Springer-Verlag.

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