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Neue Technologien erleichtern das Altern in Selbstständigkeit. Ein Grazer Verein fördert den Einsatz von Assistenzsystemen, um Senioren ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
Die europäische Bevölkerung altert. Dabei will sie so lange wie möglich im eigenen Heim leben – bei hoher Lebensqualität, unabhängig und sicher. AAL, also Active & Assisted Living – altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben – sollen in vielen Bereichen des Lebens dabei helfen. Sturzmeldesysteme, Herdüberwachung oder Videosysteme an der Wohnungstüre ermöglichen Mobilität, Arbeit und Pflege der älteren Generation.
In Österreich wurde 2012 die Plattform AAL Austria auf Initiative des damaligen Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) gegründet, die heuer ihren 10-jährigen Bestand feiert. Über tausend betreute Wohneinheiten in elf AAL-Pilotregionen sind mit assistierender Technologie ausgestattet. Zwei Leitprojekte gelten als besonders erwähnenswert: „Linked Care“ hat sich zum Ziel gesetzt, den Informationsfluss in der mobilen Pflege, Betreuung und Therapie zu vereinfachen. Das Projekt „TeleCareHub“ bietet einen Überblick über Telepflege und technische Lösungen in Österreich. In der AAL-Austria-eigenen Projektdatenbank sind derzeit 317 Projekte eingetragen.
Der Verein AAL-Zentrum ESTHER in Graz ist aus der Kooperation mit dem Zentrum für altersgerechte Assistenzsysteme hervorgegangen. „Es geht um Information und Beratung, aber auch um Förderung von Forschung und Entwicklung von AAL-Lösungen“, so Wolfgang Kratky, Obmann des Vereins AAL-Zentrum ESTHER. In einem Schauraum werden AAL-Technologien, aber auch Innovationen aus Medizin und Pflege im Allgemeinen und hilfreiche Problemlöser ausgestellt. Interessierte Personen erhalten Information und Beratung, welche Lösungen es gibt und wie man Technologie einsetzen kann, um das Leben leichter zu gestalten.
„In der Praxis sind AAL-Technologien noch nicht weit verbreitet, was an Bekanntheit, aber auch Kosten liegen mag. Der Trend geht aber klar in diese Richtung“, meint Kratky. Die Technologien würden auch „zunehmend leistbar“. In einer ersten Phase werden die vornehmlich digitalen Lösungen in Pflegeheimen eingesetzt. Sie seien laut Kratky aber „noch nicht im privaten Bereich angekommen“. Es fehle oft an technischem Support. „Das ist aber ein hochspannender Markt“, ist Kratky optimistisch.
Kratky beschreibt die Kenntnis der Marktentwicklung als entscheidend: Die Herausforderung sei es, wirklich sinnvolle Lösungen aus der Masse zu identifizieren, zu erproben oder einzusetzen. Irmtraud Ehrenmüller ist FH-Professorin für Organisation und Prozessmanagement an der FH OÖ. Sie forscht auf dem Gebiet der Robotik in der Pflege. „Die Wirksamkeit im Sinne des ‚Netto-Nutzens‘ wird über den Einsatz von AAL-Systemen entscheiden“, ist Ehrenmüller überzeugt: „Was nützt dem Menschen“ müsse im Fokus stehen, nicht „was kann die Technik“.
Die Ziele sind definiert. Gab es 2015 nur ein dünnes Positionspapier der AAL Austria, so gibt es mittlerweile die AAL Vision 2025 mit einem hehren Vorsatz: In zwei Jahren sollen in Österreich kostengünstige und individualisierbare AAL-Technologien für mehr Lebensqualität bis ins hohe Alter zur Verfügung stehen.
Quelle: ÖKZ, 63. JG, 11/2022, Springer-Verlag.