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Bis 2015 war es den österreichischen Apotheken nicht erlaubt, Arzneimittel zu versenden. Ausländische Apotheken eroberten den Markt, denn ihnen war es erlaubt, zugelassene oder registrierte, nicht-rezeptpflichtige Produkte nach Österreich zu liefern. Um dem Druck ausländischer Anbieter entgegenzuwirken, startete 2014 der Apothekerverband das Projekt APOdirekt. Etwa jede zweite Apotheke nahm daran teil. APOdirekt wurde 2017 wieder eingestellt, denn in der Zwischenzeit, 2015, wurde es für österreichische Apotheken möglich, einen Onlineshop mit Versand nicht rezeptpflichtiger Medikamente zu betreiben.
Gemäß § 59a Arzneimittelgesetz vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) sind für den Fernabsatz Qualitätsanforderungen zu erfüllen, die im Arzneimittelgesetz und in der zugehörigen Fernabsatz-Verordnung definiert sind. Dazu gehören eine Registrierung, die über die BASG öffentlich einsehbar ist, und regelmäßige behördliche Kontrollen. Waren es 2018 erst 52 Apotheken, die sich eintrugen und einen eigenen Onlineshop eröffneten, so sind derzeit 263 Apotheken registriert – von österreichweit 1.415 öffentlichen Apotheken und 31 Filialapotheken.
Im März dieses Jahres ging der gemeinsame Online-Marktplatz „unsere-apotheken.at“ der heimischen Apotheken des Österreichischen Apothekerverbandes an den Start. Etwa 100 Apotheken nehmen derzeit daran teil. Andreas Hoyer, Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbands: „Kundinnen und Kunden haben es während des gesamten Kaufvorganges mit einer echten österreichischen Apotheke zu tun. Sie wählen meist ihre Apotheke, die sie auch aus persönlichem Kontakt kennen.“ Zustellung, Versand oder Abholung der bestellten rezeptfreien Arzneimittel wickelt die Apotheke selbst ab. Beratung sei parallel über Telefon oder per E-Mail möglich. „Das gibt nicht nur das gute Gefühl, sicher aufgehoben zu sein, sondern stärkt auch die lokale, heimische Wirtschaft. Jeder Cent, den man auf unsere-apotheken.at
ausgibt, geht an die jeweilige österreichische Apotheke. Keine Plattform verdient am Verkauf im Hintergrund mit und kein Cent geht ins Ausland.“
Den Apothekern ist bewusst, dass der Online-Handel ein hart umkämpftes Geschäft ist. Dazu Gernot Majeron von der Andreas Apotheke in Langenwang: „Als Nahversorger wird der Versandhandel nur für wenige wirklich Profit abwerfen. Wir können nicht mit den Konzepten der großen Versandapotheken aus dem Ausland konkurrieren.“ Apotheken hätten aber deutlich mehr Aufgaben wahrzunehmen als ihre virtuellen Mitbewerber. Majeron nennt „die Betreuung von Substitutionspatienten, Nachtdienste und magistrale Zubereitungen“ als typische Dienstleistungen, die es in keinem Onlineshop gäbe.
Andrea Hirschmann von der Apo Kalksburg merkt an: „Was uns derzeit fehlt, ist die Sichtbarkeit im Internet.“ Sie hofft, diese mithilfe der neuen Plattform zu erreichen. Diese stelle nun „im Gegensatz zum Vorläuferprojekt APOdirekt ein echtes Beispiel für Versandhandel dar“. Click&Collect sei dabei für jene immer noch möglich, die „Beratung vor Ort erhalten möchten“.
Viele Apotheken betreiben ihre eigenen Onlineshops. Sabine Wagner-Theußl, Apothekenleitung der Regenbogen Apotheke Graz/Webling KG merkt an: „Unser neuer eigener Onlineshop soll die Verfügbarkeit der Produkte anzeigen.“ Gernot Majeron dazu: „Natürlich heißt es auch hier: Offen sein für nötige Anpassungen und Änderungen, um die Kundenwünsche möglichst gut erfüllen zu können.“
Quelle: ÖKZ, 64. JG, 6-7/2023, Springer-Verlag.