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Jeder Mensch in Österreichkann heutzutage seine Bankgeschäfte über eine Handy-App erledigen. Aber in der Ordination oder im Krankenhaus kann der Arzt mit einem Blick in die elektronische Gesundheitsakte ELGA nicht erkennen, ob man Allergien hat, welche Medikamente laufend eingenommen werden oder ob man eine chronische Erkrankung hat.
"So gut und zukunftsweisend die Plattform ELGA ist, die es seit fast 10 Jahren gibt, das Fehlen einer Kurzübersicht ist ein eklatanter Mangel", erklärt dazu PRAEVENIRE Chief Digital Officer Dr. Franz Leisch, Mediziner und Experte für Digitalisierung. Dabei würde genau das die Erwartungen an ELGA erfüllen. Denn so brauche man als Patienten bei jedem neuen Arztbesuch nicht immer seine Krankengeschichte neu erzählen und Ärzte hätten die Gewissheit, dass alle relevanten Informationen vorhanden sind. Nun gibt es durch eine Initiative der EU-Kommission die Chance, dass auch in Österreich so ein Patient Summary zum Beispiel als "ELGA Notfalldatensatz" eingeführt wird. "Ähnlich wie bei einem Zulassungsschein – nur eben digital – werden hier strukturiert alle relevanten Patientendaten aufgelistet", so Leisch.
Bei knapp 9 Mio. Menschen, die in Österreich krankenversichert sind, stellt sich natürlich auch die Frage, wie und wer so viele Zusammenfassungen erstellt. Das PRAEVENIRE Gesundheitsforum hat sich in den vergangenen Monaten internationale Beispiele sehr genau angesehen und analysiert. Portugal ist als Beispiel interessant – eines der Länder, die bereits eine solche Patientenkurzakte haben. Dort wurde das in Form einer halb-automatischen Lösung umgesetzt. Das IT-System sucht alle vorhandenen relevanten Daten zusammen, macht einen Vorschlag, wie der Patient Summary ausschauen könnte. Der Hausarzt überprüft und ergänzt dann diese Informationen und kann dort eingreifen, wo es nötig ist. Das spart Zeit und Geld. Dennoch sind individuelle Anpassungen leicht möglich. Und in Zukunft werden dann alle neuen Medikationen, Implantate oder andere Eingriffe hierin vermerkt. "Nach einer initialen Investition spart das in der Folge Zeit und Ressourcen – so wie eine energieeffiziente Waschmaschine anfänglich auch etwas mehr kostet, aber unterm Strich Geld spart", erklärt Leisch.
Wenn diese Zusammenfassungen in ELGA verfügbar sind, werden sich auch Wahlärzte gerne und freiwillig an ELGA anbinden.
Sicherheit und Datenschutz müssten immer auf höchstem Niveau gewährleistet bleiben. Da es seit Beginn der ELGA vor fast 10 Jahren keinen relevanten Missbrauchsfall gab, ist das aus Leischs Sicht gewährleistet. Natürlich sei es in berechtigten Notfällen möglich, dass man die konkreten Daten einer bestimmten Person in diesem Patient Summary europaweit einsehen kann. "Aber das ist in diesen Fällen dann auch für das Überleben notwendig. Das ist so, wie wenn Sie in Italien am Urlaubsort Geld abheben wollen – dann ist es auch notwendig, dass der italienische Bankomat eine Abfrage macht, ob die Karte gesperrt ist, PIN und Karte zusammenpassen und der Bankomatbetreiber registriert, dass Sie 100 Euro abheben wollen und das Konto diesbezüglich gedeckt ist", führt Leisch aus.
Ziel müsse es sein, dass so eine Patientenkurzinformation im Rahmen der gerade laufenden Gesundheitsreform in ELGA integriert wird, führt Leisch aus und sieht sich nicht zuletzt auch durch die Ärztekammer bestätigt, die sich letzte Woche im Rahmen ihres Fünf-Punkte Plans ebenfalls für solch eine Übersicht ausgesprochen hat.