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Der Strategieberater Christoph Zulehner wirft einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen der Personalbedarfsplanung im Gesundheitsbereich und erklärt, welche Auswirkungen gesellschaftliche Veränderungen und geänderte Arbeitszeitmodelle auf die Personalressource haben.
"Aktuell haben wir es mit einer Kumulation von mehreren Phänomenen zu tun. Das ist zum Ersten das Phänomen der Subspezialisierung in allen medizinischen Bereichen. Die Zeit der Allrounder ist vorbei. Zum Zweiten verkürzt sich aus rechtlichen wie auch aus gesellschaftlichen Gründen die Wochenarbeitszeit merklich. Zum Dritten führt die demografische Entwicklung mittlerweile zu einem sogenannten kannibalisierenden Wettbewerb, was bedeutet, dass es nicht nur innerhalb des Gesundheitswesens zu einer Verschärfung des Wettbewerbs kommt, sondern dass die gesamte Dienstleistungsbranche auf der Suche nach Mitarbeitenden ist."
"Dieses Thema betreffend darf das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Von uns durchgeführte qualitative Befragungen haben gezeigt, dass Mitarbeitende, die sich für den Gesundheitsbereich interessieren, genau wissen, worauf sie sich einlassen, gemeint sind z.B. die besonderen Rahmenbedingungen wie Nachtdienste, Wochenenddienste und andere Besonderheiten. Diese stellen nicht die wirkliche Herausforderung dar. Ein entscheidendes Problem sind organisationale Unzuverlässigkeiten. Die Mitarbeitenden verlangen zusehends verlässliche Personaleinsatzbedingungen, um das Privatleben sicher planen zu können. Arbeitgeber, – die das sicherstellen –, werden einen deutlichen Vorteil am Arbeitsmarkt haben."
Das ist methodisch gar nicht so schwierig, wie immer behauptet wird. Verlässliche Arbeitszeiten beginnen mit einer ausreichenden Personalressource. Die unzuverlässigen Arbeitszeiten werden immer dadurch verursacht, dass die Personalressource ausgedünnt ist und sich in den letzten Jahren immer mehr Bereiche ohne Reserven entwickelt haben. Wenig überraschend führt dies zu unvorhergesehenen Personaleinsätzen, weil Ausfälle nicht abgedeckt werden können.
Eine verantwortungsvolle Ressourcenplanung berücksichtigt auch Unwägbarkeiten. Anders formuliert: Alles, was sich wiederholt, ist planbar. Umso wichtiger ist es, steuerbare und nicht steuerbare Prozesse organisatorisch zu trennen. Dienstleistungen können nicht auf Vorrat produziert werden. Personalvorhaltungen sind die Lagerkosten des Dienstleisters.
Wie geht es in Zukunft weiter? Wo wird der Fokus liegen, um wieder ausreichend Personal zu finden?
"Der Personalbedarf wird nicht nur durch Personalrekrutierung zu bewältigen sein. Es wird auch anderer Maßnahmen bedürfen. Automatisation beispielsweise oder aber auch Prosuming, also die Integration der Klienten in den Dienstleistungsprozess, so wie wir dies in vielen Bereichen bereits erleben. Selber tanken, selber Obst abwiegen, selber Möbel zusammenbauen. Bei näherer Betrachtung finden sich überraschend viele, allem voran organisatorische und administrative Aufgaben, die auch an die Kunden des Gesundheitssystems ausgelagert werden können. In Teilbereichen wird uns auch die Künstliche Intelligenz unterstützen. Was den Arbeitsmarkt selbst betrifft, werden wir den auf uns zukommenden Bedarf mit eigenen Ressourcen sicherlich nicht decken können. Da wird es auch einer klug gesteuerten Arbeitsmigration bedürfen."
Wir bedanken uns für das Gespräch!