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Retention im Fokus: Personal­bindung im medi­zi­nisch-tech­nischen Dienst

6. Juli 2024 | Katharina Simon
Medizintechnische Assistentin.
Medizintechnische Assistentin.

Aufgrund des demografischen Wandels, bevorstehender Pensionierungen sowie auch des zunehmenden Teilzeittrends werden in Österreich bis zum Jahr 2030 innerhalb der sieben Berufsgruppen der medizinisch-technischen Dienste (MTD) teils massive Personalengpässe erwartet. Für öffentliche Krankenanstalten wird es demzufolge immer wichtiger, personalpolitische Handlungsstrategien zu erarbeiten, die zu einer stärkeren Fachkräftesicherung und Personalbindung im MTD-Bereich führen.

 

Der MTD-Bereich als unverzichtbare Stütze im Gesundheitswesen

Der gehobene medizinisch-technische Dienst stellt neben der Gruppe der Pflege und der Ärzteschaft die drittgrößte Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. 

Unter den MTD-Fachbereichen befinden sich die Biomedizinische Analytik, die Diätologie, die Ergotherapie, die Logopädie, die Orthoptik, die Physiotherapie und die Radiologie. 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der genannten Berufsfelder leisten mit ihrer Arbeit in Krankenhäusern einen wichtigen Beitrag zur Diagnostik und Therapie von Patientinnen und Patienten. Sie tragen somit wesentlich zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung bei.

Angesichts der Bedeutung dieser Berufsgruppen für das Gesundheitswesen ist es entscheidend, diese auch in Zeiten von Fachkräftemangel in den Krankenanstalten zu halten. Studienergebnisse zeigen, dass es viele Faktoren gibt, die einen Einfluss auf die Mitarbeiterbindung von Gesundheitspersonal im Setting Krankenhaus haben. Diese Einflussfaktoren können im Sinne eines umfassenden Retention Managements mithilfe von zahlreichen Strategien positiv genutzt werden, sodass das Commitment der Beschäftigten erhöht und die Fluktuation gesenkt wird (Abb. 1).

Evidenzbasierte Einflussfaktoren und Förderungsstrategien der Mitarbeiterbindung im Setting Krankenhaus.

Abb. 1: Evidenzbasierte Einflussfaktoren und Förderungsstrategien der Mitarbeiterbindung im Setting Krankenhaus.

Fachkräftemangel adé: Retention Management im Krankenhaus

Die Personalbindung im Setting Krankenhaus wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören persönliche Faktoren, das Leadership, die jeweiligen Arbeitsbedingungen sowie das Arbeitsumfeld, die Möglichkeiten zu Weiterentwicklung und Fortbildung, die Organisationskultur, die Arbeits- und Versorgungsqualität, finanzielle Faktoren und Benefits sowie kollegiale Beziehungen und die Interdisziplinarität.

Um die Personalbindung zu fördern, können verschiedene Strategien eingesetzt werden. Zu diesen zählen 

  • der persönliche Support der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, 
  • die Umsetzung von Leadership-Strategien und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. 
  • Auch die Schaffung von Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten, die Förderung einer positiven Organisationskultur und die Umsetzung von Qualitätsmanagement können wesentliche Maßnahmen zur Steigerung des Commitments darstellen. 
  • Zuletzt kann noch das Employee Empowerment, die Bereitstellung von finanziellen Anreizen und Sozialleistungen sowie das Teambuilding und die Kommunikation als wertvolle Strategien des Retention Managements genannt werden.

Im Bereich der Arbeitsbedingungen können beispielsweise Gesundheitsförderungsprogramme, Strategien zur erleichterten Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder auch ein spezieller Fokus auf ältere Beschäftigte zu einer Verbesserung der Personalbindung führen. Auch das Schaffen von attraktiven organisationalen Rahmenbedingungen – wie etwa das Anbieten von flexiblen Arbeitszeiten oder die Reduzierung von administrativen Tätigkeiten – können die Kündigungsabsichten von Gesundheitspersonal minimieren.

Commitment durch Weiterbildung und Karrieremöglichkeiten können durch das Abhalten von internen Fortbildungen und das Schaffen von individuellen beruflichen Perspektiven innerhalb der Organisation erzielt werden. Finanzielle Anreize und Sozialleistungen können beispielsweise durch ein gutes Grundgehalt, Bonuszahlungen oder auch kostenlose Benefits gesetzt werden.

Ein besonderer Fokus sollte im Rahmen von Retention Management auf Leadership-Strategien gelegt werden. Hierbei können Führungskräftetrainings, welche die Führungskompetenzen der Vorgesetzten im Umgang mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbessern, maßgeblich zur Förderung der Personalbindung beitragen.

Der persönliche Support und somit der Einsatz von Mentoring, Praxisanleitung, Maßnahmen zur Orientierung und Strategien zum Onboarding können vor allem bei neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewirken, dass diese schneller in die Organisation integriert und damit frühzeitige Kündigungsabsichten verhindert werden können.

Teambuilding und Kommunikation zielen darauf ab, ein gutes Arbeitsklima innerhalb der einzelnen Teams wie auch einen konstruktiven abteilungsübergreifenden Umgang zu schaffen. Dies kann vor allem durch gezielte Vernetzungsangebote sowie die Implementierung von interdisziplinären Besprechungen erreicht werden.

Das Employee Empowerment ermöglicht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch mehr Entscheidungsfreiheit und Verantwortung eine gesteigerte Identifikation mit der Arbeit und demnach ein erhöhtes organisationales Commitment. Zudem kann mithilfe der Schaffung einer positiven Organisationskultur und der Umsetzung von Qualitätsstandards zusätzlich zur verbesserten Personalbindung beigetragen werden.

 

Übertragung auf den MTD-Bereich: Geht das?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des medizinisch-technischen Dienstes unterscheiden sich in ihren Arbeitsanforderungen und -bedingungen – von der Ausbildung über die Art der Tätigkeit bis hin zu gesetzlichen Bestimmungen – deutlich von anderen Fachkräften im Krankenhaus. Aus diesem Grund erfordert ein zielgruppengerechtes Retention Management mit dem Ziel, MTD-Kräfte zu binden, natürlich auch die Umsetzung von individuell angepassten Strategien. Um solche speziellen Maßnahmen zu erarbeiten, wurden im Rahmen einer qualitativen empirischen Erhebung die relevanten Themenkomplexe aus der Literatur (Abb. 1) mit den besonderen Bedürfnissen der Fachkräfte der sieben MTD-Berufsgruppen verknüpft.

Durch acht gezielte Interviews konnten Einfluss- und Erfolgsfaktoren sowie Wünsche und Strategien hinsichtlich der Bindung der zugehörigen Professionen an öffentliche Krankenanstalten erhoben und somit eine umfassende Retention Management Strategie für den medizinisch-technischen Dienst entwickelt werden (Abb. 2).

Erfolgsfaktoren und Strategien der Mitarbeiterbindung im MTD-Bereich.

Abb. 2: Erfolgsfaktoren und Strategien der Mitarbeiterbindung im MTD-Bereich.

Der Schlüssel zur Treue: Einflussfaktoren auf die Personalbindung im MTD-Bereich

Die Zielgruppe des medizinisch-technischen Dienstes fühlt sich besonders durch ihre vielfältigen Aufgabenbereiche an öffentliche Krankenanstalten gebunden, da dieses Setting den einzelnen Professionen die Möglichkeit bietet, ihre Fachkenntnisse und Fähigkeiten in einem breiten Spektrum von medizinischen Untersuchungen und Behandlungen anzuwenden und weiterzuentwickeln. Auch die Arbeitsbedingungen – einschließlich unbefristeter Dienstverträge, familienfreundlicher Verhältnisse und einer angenehmen physischen Arbeitsumgebung – spielen eine wichtige Rolle hinsichtlich der Personalbindung. Sowohl harmonische zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb des eigenen Teams als auch eine gute Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen innerhalb der Krankenanstalten zeigen eine starke Wirkung auf die Bleibeabsicht der zugehörigen Professionen. Darüber hinaus können finanzielle Unterstützungen für fachliche Fortbildungen wie auch interne Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten als personalbindend hervorgehoben werden.

Ein großer Teil der MTD-Fachkräfte kann zudem durch finanzielle Faktoren oder zusätzliche Sozial­leistungen, wie etwa die Bereitstellung von Dienstwohnungen, an ihren Arbeitgeber gebunden werden. Des Weiteren kann die direkte Führungskraft im jeweiligen Team sowie die vorherrschende Arbeits- und Versorgungsqualität einen beachtlichen Einfluss darauf haben, ob die sieben beschriebenen Professionen im Unternehmen verbleiben oder nicht. Abschließend kann in diesem Zusammenhang noch die Bedeutung der Organisationskultur genannt werden. Ein wertschätzender Umgang, Anerkennung und die Möglichkeit zur Mitgestaltung des Arbeitsumfelds können demnach eine große Wirkung in Bezug auf die Personalbindung im MTD-Bereich zeigen.

 

Wie kann die Personalbindung gefördert werden?

Im Bereich der Arbeitsbedingungen kann beispielsweise die bewusste Vergabe unbefristeter Dienstverträge, die Ermöglichung flexibler Arbeitszeiten und einer freien Zeiteinteilung im Rahmen des Retention Managements eingesetzt werden. Zudem tragen Rahmenfaktoren, die auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind, wesentlich zu einem gestärkten Commitment der Beschäftigten bei. In diesem Zusammenhang können beispielsweise familienfreundliche oder auch alternsgerechte Arbeitsbedingungen geschaffen werden, um die Beschäftigten in ihren unterschiedlichen Lebensphasen zu unterstützen und langfristig an das jeweilige Krankenhaus zu binden. Darüber hinaus sollten ausreichende personelle und zeitliche Ressourcen sichergestellt werden, um Überlastung und Stress zu vermeiden. Einheitliche Arbeitsbedingungen in bestimmten Bereichen können auch dazu beitragen, Unzufriedenheit an verschiedenen Standorten öffentlicher Krankenanstalten zu minimieren. Schließlich kann auch die Gestaltung eines attraktiven physischen Arbeitsumfeldes mit entsprechenden Arbeitsmaterialien, -räumen und -ausstattungen dazu beitragen, die Bindung an das Unternehmen zu erhöhen.

Im Bereich der Führung zeigt sich, dass ein kollegialer, wertschätzender und authentischer Führungsstil bei den Berufsgruppen der medizinisch-technischen Dienste besonders beliebt ist. Zudem können unterschiedliche Maßnahmen – wie die zielgerichtete positive Beeinflussung des Teamklimas durch die Führungspersonen sowie die individuelle Unterstützung der Beschäftigten – zur Stärkung des Commitments eingesetzt werden. Auch wünscht sich die Zielgruppe von ihren Vorgesetzten eine gute interne Kommunikation und eine adäquate Interessenvertretung nach außen. Außerdem sollten Führungskräfte ihre Teammitglieder gezielt mithilfe von Elementen des Coachings und Mentorings fördern und leitende Aufgaben gut organisieren und koordinieren.

Der Fokus auf Weiterentwicklung und Fortbildung der Beschäftigten kann ebenfalls gezielt eingesetzt werden, um Personal aus den medizinisch-technischen Diensten an öffentliche Krankenanstalten zu binden. Dazu gehören die finanzielle und zeitliche Unterstützung von fachlichen Fortbildungen, die Schaffung von Karriereperspektiven und die Entwicklung von außerfachlichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

Auch im Bereich der Arbeits- und Versorgungsqualität können zahlreiche Strategien im Rahmen des Retention Managements eingesetzt werden. Besonders gute Erfolge erzielen demnach die Erhöhung von Zeit- und Personalressourcen, die Verbesserung der allgemeinen Prozessqualität wie auch die Optimierung interdisziplinärer Abläufe. Zudem können Maßnahmen zur Wissensgenerierung wie etwa fachspezifische Arbeitsgruppen und interne Schulungen zur Förderung der Versorgungsqualität beitragen. Überdies wünschen sich MTD-Kräfte die regelmäßige Wartung und Erneuerung des benötigten technischen Equipments und weiterführende Interventionen zur gezielten Steigerung der Patientenzufriedenheit.

Im Bereich der Organisationskultur konnten ebenso wertvolle Erfolgsfaktoren abgeleitet werden, die zur Steigerung der Personalbindung der erforschten Berufsgruppen beitragen. Eine Unternehmenskultur, die geprägt ist von einem positiven Miteinander, Wertschätzung und Anerkennung, Partizipation, Gerechtigkeit, Transparenz und flachen Hierarchien, kann demnach einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Überdies sollte vor allem in Zeiten von strukturellen Veränderungen ein gezieltes Changemanagement eingesetzt werden, um das Organisationsklima auch in Zeiten der Transformation zu stärken.

Kollegiale Beziehungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle – sowohl im eigenen Team als auch in der interdisziplinären Zusammenarbeit. Es ist demnach wichtig, Maßnahmen zur Förderung des Teambuildings sowie gezielte Aktivitäten zur Vernetzung zu ergreifen, um den inter- und intraprofessionellen Zusammenhalt zu stärken. Somit können beispielsweise fächerübergreifende Arbeitsgruppen, Veranstaltungen und Ausflüge den Austausch von Wissen und Erfahrungen fördern, das Vertrauen und die Unterstützung im Team erhöhen und zu einer positiven Arbeitsatmosphäre beitragen.

Auch die finanziellen Faktoren und Sozialleistungen sind für einen Teil der beschriebenen Professionen wesentlich und bieten demnach Raum für strategische Ansätze im Zuge des Retention Managements. Neben einer angemessenen Vergütung wurde hierbei besonders der Wunsch nach einem bundesweiten Angleich der Gehälter deutlich. Auch die Bereitstellung von unterschiedlichen Sozialleistungen und Benefits – wie beispielsweise Dienstwohnungen, Betriebskindergärten oder Sonderurlaubstage – stellen wichtige Maßnahmen zur Personalbindung dar.

Zu den bereits genannten Strategien konnten noch zusätzliche Erfolgsfaktoren zur Personalbindung erhoben werden. Die gezielte Öffentlichkeitsarbeit rund um den MTD-Bereich kann beispielsweise dazu beitragen, innerhalb der Gesellschaft ein gesteigertes Bewusstsein für die Bedeutung der sieben zugehörigen Professionen zu schaffen. Auch sollten Entscheidungsverantwortliche aus Sicht der Befragten zukünftig einen verstärkten Fokus auf Employer Branding und Recruiting setzen, um Personalengpässen entgegenzuwirken.

Für die Untersuchung der Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Berufsgruppen der MTD werden von diesen sowohl quantitative als auch qualitative Erhebungsmethoden empfohlen, um gezielt die Erwartungen und Anliegen der Beschäftigten zu erheben und daraus bedürfnisorientierte Strategien abzuleiten.

 

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass strukturelle organisationale Attraktivierungsmaßnahmen in Verbindung mit politischen Entscheidungen zugunsten der MTD-Bediensteten unumgänglich sind, um die sieben Berufsgruppen des medizinisch-technischen Dienstes langfristig an öffentliche Krankenanstalten zu binden.

Durch die Implementierung gezielter Strategien in den genannten Bereichen können das Commitment der Beschäftigten gestärkt, Personalengpässe abgewendet und eine hochwertige Versorgung sichergestellt werden. Es bedarf hierbei jedoch eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten als auch die organisationalen Rahmenbedingungen berücksichtigt, um langfristig erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen.

Quelle: QUALITAS 02/2024, Springer-Verlag.

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