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Als "Meilenstein, für den man lange gekämpft" habe, bezeichnete die Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP), Beate Wimmer-Puchinger, die Aufnahme der klinisch-psychologischen Behandlung in das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG). Sie und Experten auf dem Gebiet forderten am Montag bei einer Pressekonferenz jedoch weitere Kostenunterstützungen. Es führe kein Weg an klinisch-psychologischer Unterstützung auf e-Card vorbei.
Aktuell sehe die Regelung vor, dass jede bzw. jeder Versicherte eine klinische Psychologin bzw. klinischen Psychologen aufsuchen und im Anschluss einen Antrag auf Kostenzuschuss stellen kann. Das sei für viele Betroffene nicht niederschwellig genug und schließe vielfach armutsbetroffene Menschen aus, da sie keine finanziellen Vorleistungen erbringen können, so die Kritik von Wimmer-Puchinger und den an der Pressekonferenz beteiligten Institutionen Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Volkshilfe, der Armutskonferenz und der Österreichischen Krebshilfe.
Es dürfe nicht untergehen, dass es nicht nur um psychische Belastungen gehe, sondern auch um einen Schulterschluss mit anderen medizinischen Sparten und Einrichtungen, wenn es um schwere physische Erkrankungen geht. "Wir haben jetzt erkannt, dass jede Erkrankung auch mit einer vorübergehenden, massiven Destabilität der Psyche einhergeht", sagte Wimmer-Puchinger. "Wir wollen hier auch ambulant tätig werden", meinte sie. "Die klinischen Psychologinnen und Psychologen hätten die Expertise, die aber nicht vor der Krankenhausmauer aufhören soll." Deshalb äußerte Wimmer-Puchinger den Appell, "dass wir hier auch auf Krankenschein behandeln können, dürfen und wollen".
Zum derzeit vorgesehenen Kostenzuschuss - in Zukunft soll es Formulare für die Einreichung geben - meinte sie: "Bei allem Verständnis, das wir haben, hoffen wir doch auf ein kleines Wunder, dass sich hier doch etwas tun lässt, dass wir uns doch in der Mitte finden." Wichtig wäre vor allem, dass gerade sozial benachteiligte Menschen besser unterstützt werden können. "Wir haben wirklich bis dato einen positiven Wind von den Regierungsparteien und Gesundheitssprechern feststellen können", meinte die BÖP-Präsidentin.
Auch Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, betonte, dass Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) für das Thema "ein offenes Ohr" habe und die Übernahme der klinisch-psychologischen Behandlung ins ASVG geschafft habe. Die Pandemie habe hier neues Bewusstsein geschaffen, meinte der Mediziner. Aber Sevelda berichtete auch, dass etwa die psychoonkologische Begleitung im ambulanten und niedergelassenen Bereich auf Spenden angewiesen ist, "das kann nicht sein in einem der reichsten Länder der Welt", so der Krebshilfe-Präsident.
Martin Schenk, Sozialexperte und Mitbegründer der Armutskonferenz, kritisierte, dass die Finanzierung noch nicht geklärt sei und appellierte an den Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), mehr Mittel freizumachen. "Ein Gesetz für psychologische Behandlung zu beschließen, ohne es auch dem ärmsten Patienten leistbar zu machen, ist wie eine Wohnung anzubieten, ohne den Schlüssel auszuhändigen", verglich Schenk. "Der Schlüssel wäre eine ordentliche Finanzierung." Denn gerade einkommensschwächere Personen seien am stärksten von Depressionen betroffen. "Das untere Fünftel der Einkommensbezieher weist mit 18,5 Prozent den höchsten Anteil an Depressionen auf", so Schenk. Gleichzeitig seien für diejenigen, die am stärksten betroffen sind, die finanziellen Hürden einer guten Behandlung am höchsten. Elisabeth Anselm vom Hilfswerk Österreich forderte auch entsprechende Verträge mit der Sozialversicherung für Psychologen sowie Institutionen, damit die Unterstützung in der Praxis wirksam sein könne.
Diakonie-Direktorin Katharina Moser beklagte, dass Familien mit geringerem Einkommen es unverhältnismäßig schwerer hätten, an Hilfe und Unterstützung zu kommen. "Die Wartelisten bei psychologischer Behandlung sind noch immer zu lange, die Kosten noch immer zu hoch", kritisierte sie.
Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger hielt in einem schriftlichen Statement zum Pressegespräch fest, dass es immer noch eine Ungleichheit in der Bewertung gesundheitlicher Probleme in Österreich gebe. "Wie kann es sein, dass jedes gebrochene Bein in Österreich behandelt wird, aber bei der psychischen Gesundheit setzen wir den Rotstift an", fragte Fenninger.