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Cooler Daten­pool: Spitäler wollen digi­tale Beschaf­fung

29. September 2024 | Martin Hehemann
Mit einem europaweiten Projekt wollen die Spitäler einen großen Schritt Richtung digitale Beschaffung gehen.
Mit einem europaweiten Projekt wollen die Spitäler einen großen Schritt Richtung digitale Beschaffung gehen.

Mit einem europaweiten Projekt wollen die Spitäler einen großen Schritt Richtung digitale Beschaffung gehen. Der Ansatz: Lernen von der Lebensmittelbranche. Mit dabei sind auch namhafte österreichische Klinikbetreiber.

Das Problem war klar, die Lösung naheliegend. Anstatt mühsam die verschiedenen Lieferanten einzeln zu kontaktieren und per E-Mail vielseitige Excel-Files auszutauschen, soll dies in standardisierter Form und automatisiert über eine digitale Plattform geschehen. Die Vorteile: weniger Zeitaufwand, weniger Fehler, mehr Effizienz, mehr Transparenz. Soweit die Theorie. In der Praxis sah das leider anders aus. 

Stephan Kostner, <br>Leiter des Zentraleinkaufs der Tirol Kliniken.
Stephan Kostner, Chefeinkäufer der Tirol Kliniken.

Wir haben das mit einem Lieferanten getestet und sind dabei immer wieder auf die Nase gefallen.

Stephan Kostner, 
Leiter des Zentraleinkaufs der Tirol Kliniken.

Das größte Hindernis auf dem Weg zur Digitalisierung des Beschaffungsprozesses: Die Produktangaben in den Systemen von Spitalbetreiber und Lieferant – die Experten sprechen hier von den Stammdaten – stimmten kaum überein. Diese Diskrepanzen führten vielfach dazu, dass die Systeme einander schlicht und einfach nicht verstanden. „Was bei einem Nutella hieß, wurde beim anderen als Schokoladenaufstrich bezeichnet“, schildert Kostner. In anderen Fällen klappte die Kommunikation zwar etwas besser, aber auch nicht wirklich gut. Ein Beispiel: Die Packung eines Medizinproduktes, das laut System des Spitalbetreibers 100 Stück enthielt, war im System des Lieferanten mit 1.000 Stück vermerkt. „Plötzlich wurde uns zehn Mal so viel geliefert, wie wir geglaubt hatten, bestellt zu haben“, so Kostner. Sein Fazit: „Die Stammdatenpflege ist substanziell, um den reibungslosen Datenaustausch zu ermöglich.“

 

Viele Vorteile

Diese Vorteile will nun auch das heimische Spitalswesen nutzen. Österreich zählt zu den elf europäischen Ländern, die an der ECHO-Initiative teilnehmen. Bei den übrigen zehn Ländern handelt es sich um Dänemark, die Niederlande, Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Spanien, die Schweiz und Schweden. Rund 20 Gesundheitsunternehmen sind Mitglied der österreichischen ECHO-Arbeitsgruppe – darunter die Tirol Kliniken, die Vinzenz Gruppe und die Gesundheit Burgenland. Von Seiten der Medizinprodukte-Hersteller sind B. Braun und Cook Medical mit an Bord.

In den vergangenen Monaten hat die österreichische ECHO-Arbeitsgruppe unter der Leitung von GS1 Austria einen Katalog von 90 Datenfeldern definiert, die von den Herstellern für jedes Produkt in den Datenpool gepflegt werden sollen. GS1 Austria arbeitet laut Projektkoordinatorin Wendelin derzeit daran, „die technischen Voraussetzungen in GS1 Sync zu schaffen“. Ende 2024 soll die Healthcare-Version von GS1 Sync – GS1 Sync für HC – den Betrieb aufnehmen.

 

Erster Schub

Experten sind überzeugt davon, dass sehr schnell weitere Medizinprodukte-Hersteller folgen werden: „Durch die enge Abstimmung zwischen den elf nationalen Arbeitsgruppen im ECHO-Projekt ist es für die Hersteller relativ einfach, ihre Datensätze auch den anderen Ländern zur Verfügung zu stellen, sobald sie die Daten einmal in einem Land eingegeben haben“, meint ein beteiligter Einkaufsmanager. Allein in den Niederlanden stellen bereits 250 Lieferanten Daten zur Verfügung. Tirol Kliniken-Einkaufsmanager Kostner schätzt, „dass bis Mitte 2025 in einem ersten Schub gleich 10 bis 15 von unseren großen Lieferanten aufspringen werden“. Damit, so Kostner weiter, wären bereits rund 30 Prozent des jährlichen Beschaffungsvolumens der Tirol Kliniken abgedeckt.

Kostner verspricht sich einiges von der digitalen Beschaffung – unter anderem mehr Tempo und Transparenz in den Abläufen: „Wenn es Probleme bei einer Bestellung gibt, bekomme ich sofort eine Information, kann reagieren und rechtzeitig Gegenmaßnahmen treffen“, meint er. „Jetzt erhalte ich vielleicht nach einer Woche ein Mail, das ich unter Umständen auch noch übersehe.“ Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung besteht in der Erhöhung der Effizienz: „Mit Blick auf den Personalmangel im Gesundheitswesen ist es notwendig, dass wir die Abläufe effizienter gestalten. Wir müssen automatisieren, um uns auf die wichtigen Tätigkeiten konzentrieren zu können.“ Der Einkaufsmanager ist daher von der Wichtigkeit der ECHO-Initiative fest überzeugt: „Es ist ein enorm wichtiges Projekt für die Digitalisierung des Krankenhauswesens.“ 

Quelle: ÖKZ 3/2024, 65. Jahrgang, Springer-Verlag.

Ohne Code kein Auftrag. 

Stephan Kostner, Chefeinkäufer der Tirol Kliniken, will seit Langem E-Mails und Excel-Sheets aus dem Beschaffungsprozess entfernen. Das Projekt „GS1 Sync für HC“ soll unter den Lieferanten die nötige Begeisterung für digitalen Einkauf entfachen.

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