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Fachhoch­schulen – wo die Gesund­heits­berufe zu Hause sind

11. Dezember 2024 | Michael Krassnitzer

Sie sind seit 30 Jahren die akademischen Ausbildungsstätten der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe: Fachhochschulen haben den Umbau des heimischen Gesundheitssektors grundlegend geprägt.

Nahezu pünktlich zum 30. Geburtstag ist ein langjähriger Wunsch der österreichischen Fachhochschulen in Erfüllung gegangen: Seit Juli dieses Jahres dürfen sie sich nach deutschem – und internationalem – Vorbild auch Hochschulen für angewandte Wissenschaften nennen. Die bisherige IMC Fachhochschule Krems etwa hat diese Gelegenheit ohne Umschweife genutzt: Gleich am 1. Juli hat sich die Einrichtung in IMC Hochschule für Angewandte Wissenschaften Krems umbenannt. Andere verwenden nun dank der Gesetzesänderung den Begriff „university of applied sciences“ für ihren internationalen Auftritt. „Die Fachhochschulen sind eine unverzichtbare Säule unseres Hochschulsystems“, erklärte Wissenschaftsminister Martin Polaschek anlässlich des Jubiläums. Wichtiger noch: Er kündigte die Finanzierung von 800 zusätzlichen Fachhochschulstudienplätzen ab dem Studienjahr 2025/26 an.

 

Meilensteine

Im Gesundheitsbereich spielen die vor nunmehr drei Jahrzehnten ins Leben gerufenen Fachhochschulen die zentrale Rolle. Denn bis auf eine Ausnahme findet die Ausbildung zu den diversen nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen an Fachhochschulen statt.

  • Im Jahr 2006 wurde die Ausbildung der Medizinisch-Therapeutisch-Diagnostischen Gesundheitsberufe in die Fachhochschulen überführt. Dies umfasst die Fachgebiete der Logopädie, Ergotherapie, Diätologie, Physiotherapie, biomedizinischen Analytik, Orthoptie (Fachgebiet, das sich Störungen der Augenmuskulatur und des beidäugigen Sehens beschäftigt) und der Radiologietechnologie.
  • Gleichzeitig wurde der Beruf der Hebamme akademisiert.
  • Wichtig: Im Jahr 2018 folgte die Ausbildung der Pflegeberufe (Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz, DGKP).

„Das waren Meilensteine für die Ausbildung auf dem Gesundheitssektor“, betont Ulrike Prommer, Präsidentin der Österreichischen Fachhochschul-Konferenz (FHK). Zehn der 21 existierenden Fachhochschulen in Österreich bieten Studien in den Gesundheitswissenschaften an. Die Anzahl der entsprechenden Studierenden ist in den letzten Jahren sowohl verhältnismäßig als auch in absoluten Zahlen deutlich angestiegen. Im Wintersemester 2018 waren 13 Prozent (7.102) der Fachhochschulstudenten in ein gesundheitswissenschaftliches Studium eingeschrieben, im Wintersemester 2023 waren es 18 Prozent (10.600). Bei den Studienanfängern ist der Anteil der Gesundheitswissenschaften sogar von 14 auf 20 Prozent hochgeschnellt. „Ich bin überzeugt, dass bereits im nächsten Jahr jeder fünfte Studierende an einer Fachhochschule die Ausbildung zu einem Gesundheitsberuf absolviert“, bekräftigt Walter Draxl, Geschäftsführer der FH Gesundheit in Tirol, die sich auf Gesundheitswissenschaften spezialisiert hat und auch rare Fächer wie Augenoptik oder Gebärdendolmetschen anbietet.

 

Späte Akademisierung

Die Akademisierung der Ausbildung bei den nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen war eine internationale Entwicklung, die in Österreich vergleichsweise spät vollzogen wurde. Dennoch werden hierzulande noch immer Stimmen laut, die der Überführung der Ausbildung in die Fachhochschulen wenig abgewinnen können. Dass die Matura Voraussetzung für ein Fachhochschulstudium sei, so heißt es, hindere viele Interessierte daran, in einen Gesundheitsberuf einzusteigen. Markus Golla, Institutsleiter für Pflegewissenschaft an der IMC Krems, lässt dieses Argument nicht gelten. Denn nicht nur die Matura, sondern auch eine Berufsreifeprüfung oder eine Studienberechtigungsprüfung sind mögliche Voraussetzungen für ein Fachhochschulstudium. Der heutige Professor (FH) und gelernte Fotograf startete seine akademische Karriere selbst mithilfe einer Studienberechtigungsprüfung. Heute gibt es zusätzliche Zugangsmöglichkeiten: Wer über ein Pflegeassistenz- oder ein Pflegefachassistenz-Diplom verfügt, kann unmittelbar in die Ausbildung für den gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege einsteigen. De facto ist dann nur noch eine Qualifikation in Englisch und Deutsch auf Maturaniveau vonnöten. Auch die Zahl der Interessenten spricht eine andere Sprache. Für eine Ausbildung zum Physiotherapeuten oder zur Hebamme bewerben sich rund zehnmal so viele Interessenten als es Studienplätze gibt. Auch die Pflegeausbildung, für die ein Vielfaches an Studienplätzen zur Verfügung steht, ist beinahe restlos ausgebucht. Golla nimmt sogar um rund 70 Bewerber mehr auf, als es Studienplätze gibt, um von vornherein die unvermeidlichen Drop-outs auszugleichen.

 

Berufsspezifische Forschung

Der wohl wichtigste Effekt der FH-Einführung war die Einbindung der Ausbildung in den Wissenschaftssektor und damit die Anknüpfung der Lehre an die Forschung. „Als wissenschaftliche Disziplinen entwickeln sich die nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe auf Grundlage neuer Forschungsergebnisse kontinuierlich weiter“, betont Prommer. „Es braucht praxisorientierte berufsspezifische Forschung“, unterstreicht auch Draxl. Die aktuellen Standards müssen immer wieder analysiert und gegebenenfalls neu ausgerichtet werden. Vorher fand zum Beispiel Pflegeforschung, wenn überhaupt, an Universitäten statt. „Da wurde Grundlagenforschung betrieben, die keine praktische Relevanz hatte“, erinnert sich Golla.

Im Jahr 2023 liefen an Österreichs Fachhochschulen exakt 400 geförderte Forschungsprojekte. Die Bandbreite dieser Projekte umfasst alle nur denkbaren Aspekte. An der IMC Krems zum Beispiel wird erforscht, wie die kognitiven Leistungen von Menschen mit Demenz durch bestimmte Formen des Gedächtnistrainings verbessert werden können. Oder wie sich der Pflegealltag durch digitale Tools verändert. Oder was Mitarbeiter in der Pflege brauchen, um zufriedener zu sein. Die FH Gesundheit in Tirol erhebt zum Beispiel die Osteoporose-Wahrscheinlichkeit bei über 50-Jährigen, um die Grundlagen für ein entsprechendes Früherkennungsprogramm zu legen. In einem anderen Projekt wird der Bedarf für Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie bei Kindern im Krippenalter erhoben. Auch hier ist die Etablierung eines Vorsorgeprogrammes das Ziel.

Studierende an Fachhochschulen - jeweils im Wintersemester.

Studierende an Fachhochschulen - jeweils im Wintersemenster.

Neue Fachkarrieren

Dass Hochschulen autonome universitäre Einrichtungen sind, macht es ihnen leichter, das Curriculum an aktuelle Erfordernisse anzupassen. Dies zeigte sich im Jahr 2019, als der Oberste Gerichtshof ein Urteil bestätigte, demnach ausschließlich Ärzte und Diätologen kranke und krankheitsverdächtige Menschen (z.B. bei Diabetes, Krebs oder Adipositas) ernährungstherapeutisch beraten und behandeln dürfen. In der Pflegeausbildung allerdings gehörte Ernährungsberatung bei Diabetes zum Unterrichtsstoff. Im Gegensatz zu den damals noch existierenden Pflegeschulen konnten die Fachhochschulen sofort reagieren und die Ernährungsberatung aus dem Curriculum streichen.

Auch Fachkarrieren sind mit der Akademisierung der Pflege möglich geworden. Wenn man sich beruflich weiterentwickeln wollte, gab es zuvor nur zwei Möglichkeiten: Entweder man wurde Führungskraft oder Pflegelehrer. „Wer jedoch weder ein Team leiten, noch unterrichten wollte, hatte das Ende der Fahnenstange erreicht“, erzählt Golla. Nun aber gibt es Möglichkeiten, sich im Pflegeberuf weiterzuentwickeln: etwa in Form von Community Nurses oder School Nurses. Die ersten Community Nurses wurden 2022 im Rahmen eines EU-geförderten Pilotprojekts in unterversorgten Regionen Österreichs installiert. Ebenfalls seit zwei Jahren läuft auch das School-Nurses-Pilotprojekt in Wien. Inwieweit sich diese Berufe etablieren werden, ist allerdings noch nicht abzusehen.

 

Gesundheitsberufe attraktiv machen

Die Akademisierung hat auch dazu geführt, dass das Gehaltsniveau bei den nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen insgesamt angestiegen ist. Dadurch werden diese Berufe, in denen ja ein akuter Personalmangel herrscht, attraktiver. Mit einem akademischen Abschluss ist auch ein gewisser Status verbunden, der Erleichterungen bei der Berufsausübung mit sich bringt. „Eine akademische Ausbildung ist unerlässlich, um in der medizinischen Versorgung den Ärzten auf Augenhöhe begegnen zu können“, betont Draxl, der darin auch eine gesellschaftspolitische Dimension erkennen will: „Es war höchst an der Zeit, dass typische Frauenberufe auch mit höherem Einkommen und höherem Status verbunden sind.“

Der letzte nicht-ärztliche Gesundheitsberuf, dessen Ausbildung noch nicht in die Fachhochschulen überführt wurde, ist der des Sanitäters. International ist auch das längst üblich. Paramedic wird dieses Berufsbild im englischen Sprachraum genannt. In Großbritannien etwa dauert die Ausbildung drei bis vier Jahre und findet an Universitäten statt. „Für die Basis reicht sicherlich die Sanitäter-Ausbildung des Roten Kreuzes“, sagt Draxl: „Aber Notfallsanitäter sollten auf Fachhochschulen ausgebildet werden.“ Das könnte in Zukunft auch zu einer Ausweitung der Kompetenzen der Sanitäter bei der Notfallversorgung führen.

Ganz grundsätzlich hält es Prommer für notwendig, insbesondere die ärztlichen Gesundheitsberufe durch andere qualifizierte Berufsgruppen, vor allem durch die nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe, zu entlasten. Das bringe auch Änderungen im Berufsprofil mit sich: „Mit neuen Qualifikationen werden nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen neue Kompetenzen übertragen, wodurch das praktische Arbeitsfeld immer spannender, interessanter und attraktiver wird“, bekräftigt die Präsidentin der Fachhochschulkonferenz. Auf diese Weise werde es künftig gelingen, mehr und mehr Menschen für Gesundheitsberufe zu begeistern. 

Quelle: ÖKZ 04/2024, 65. Jahrgang, Springer-Verlag.

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