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Das Gesundheitswesen war großes Thema im steirischen Landtagswahlkampf - und ist es mit der neuen blau-schwarzen Koalition weiterhin. Abgesehen von der Frage des umstrittenen Leitspitals für den Bezirk Liezen zählen der Personalmangel, Patientenlenkung und Fragen der Pflege zu den drängenden Herausforderungen. Und "wir müssen mehr miteinander reden und erklären, was und warum wir tun, was wir tun", so Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP).
Das Regierungsprogramm der neuen Landesregierung sieht vor, die Entscheidung über den Bau des heiß diskutierten Leitspitals in Stainach-Pürgg zu vertagen und einen Plan B mit Ausbau eines vorhandenen Spitals zu erstellen und dann abzuwägen. Kornhäusl - der vor etwas mehr als einem Jahr die Gesundheitsagenden übernommen und nach der Wahl auch behalten hat - ist von Anfang an hinter dem Projekt gestanden. Er muss laut dem Arbeitsübereinkommen mit der FPÖ das Ganze noch einmal überdenken lassen: "Die Ergebnisse sind wie sie sind. Wir werden den Plan B samt aller Zahlen und Daten unter Hinzuziehung einschlägiger Experten - Mediziner, Verkehrs-, Raum- und Spitalplaner, Gesundheitsökonomen und Juristen in den ersten beiden Quartalen gemeinsam erarbeiten. Auf dieser Basis muss man dann schauen, was geht und dann werden die weiteren Entscheidungen getroffen", sagte Kornhäusl.
Aus der bisherigen Diskussion um das Leitspital habe er jedenfalls gelernt, dass das, was für den Arztberuf auch für den des Politikers gilt: "Es ist immer wichtig, dass man die Dinge darstellen und besonnen erklären kann, dass man sie auch wirklich vermitteln kann, dann findet man auch Verständnis. Und ja, insofern werden wir noch mehr aufeinander zugehen und man muss noch mehr kommunizieren."
Personalmangel ist ein Faktor, der für viele Probleme in der Gesundheitsversorgung verantwortlich ist - auch in der Grünen Mark. Im Vorjahr habe man bereits ein großes Gehaltspaket beschlossen, das motivierend wirken sollte. "Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren über 200 Millionen Euro dahingehend investiert und wir bezahlen wirklich sehr gute Gehälter. Aber Geld ist natürlich nicht alles - es geht um sinnstiftende Arbeit, um lebbare Arbeitsbedingungen, um Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Stichwort Kinderbetreuung. Auch da müssen wir weiterkommen", sagte der Landesrat.
Administrative Entlastung der Mediziner und Pflegenden werde ein großes Thema in den kommenden Jahren sein: "Ich habe immer gesagt, es ist absurd, dass für eine hoch qualifizierte Diplomkrankenpflege die Dokumentation eines Pflegeschritts länger dauert als der Akt an sich." Man habe Taskforces eingesetzt und beteilige sich an einem Forschungsprojekt, "um da auf ein gesundes Maß runterzukommen, damit am Ende eine gut lebbare Arbeitswelt herauskommt".
Auch die hohe Teilzeitquote in den Spitälern und der Pflege stelle das System vor große Herausforderungen: "Wir haben allein in den Spitälern der KAGes in der Pflege mittlerweile einen Anteil von über 50% Teilzeitquote. Wenn es gelänge, dass die Teilzeitkräfte um fünf bis zehn Prozent aufstocken, hätten wir tatsächlich schon viele Herausforderungen gelöst. Und wir werden darauf hinarbeiten, dass das lebbar gemacht wird - Stichwort Kinderbetreuung, Ausstattung der Arbeitsplätze, Bürokratieabbau. Und da möchte ich schon auch darauf hinweisen, dass die Teilzeit von heute eine Armutsfalle in der Pension sein kann und Teilzeit eigentlich kein Lebensmodell ist", wie Kornhäusl zu denken gab.
Fest steht aber auch, dass der niedergelassene Bereich die Patientenströme nicht mehr auffangen kann und Spitalsambulanzen zu den medizinischen Nahversorgen geworden sind. Um diese zu entlasten, setzt die Steiermark auf vor allem zwei Maßnahmen: Den Ausbau von Primärversorgungszentren, Portalambulanzen und die Gesundheitshotline 1450. Bei letzterer habe es im dritten Quartal 2024 rund 24.000 und im vierten Quartal etwa 27.000 Anrufende gegeben. "Wir wissen, dass knapp die Hälfte der Patientinnen und Patienten, die eine Ambulanz aufsuchen, diese nicht bräuchten. Da sieht man, was da für ein Entlastungspotenzial gegeben ist", so Kornhäusl.
Um die Spitalsambulanzen des UKH Steiermark und des LKH-Graz West zu entlasten, habe man eine mit Allgemeinmedizinern besetzte Erstversorgungsambulanz eingerichtet, die mit Jahresbeginn den Betrieb aufgenommen hat. Für Kinder gibt es an der Kinderklinik Ähnliches mit Kindermedizinern. Die Zahlen werden noch evaluiert, dann werde man sehen, ob diese ganzjährig oder nur zu den Spitzenzeiten je nach Infektionsgeschehen geöffnet hat.
Auch in der Pflege werde die Rekrutierung, Ausbildung und Motivierung von Personal weiterhin eine Schlüsselfrage sein. Für den Bereich gelte mobile Versorgung vor teilstationärer und stationärer Versorgung als Ziel, so Kornhäusl. In den vergangenen Monaten sei viel weitergegangen: "Wir haben mittlerweile in neun von 13 Bezirken mehr Menschen in mobiler Betreuung als in der Langzeitstationären. Ich will das in 13 von 13 Bezirken erreichen", so der Landesrat. Neben der mobilen Pflege wolle man Tagesbetreuungszentren wie auch die Übergangs- und Kurzzeitpflege weiter ausbauen. "Langzeitstationäre Pflege wird es immer brauchen. Das Ziel ist es aber den Bedarf zu reduzieren, weil die Menschen zu Hause älter werden wollen", sagte Kornhäusl.
Hinsichtlich des Ärztemangels ist im Arbeitsabkommen auch eine Aufstockung der Medizinstudienplätze genannt. Das bisherige System der gewidmeten Studienplätze für den öffentlichen Bereich sei Kornhäusl zufolge gut gemeint gewesen, habe aber "in der Umsetzung gehapert". Kornhäusl will für die Aufgaben im öffentlichen Interesse "ein fixes Kontingent von 20 Medizinstudienplätzen jedes Jahr, die wir nach dem Test selbst vergeben können. Jenen, die es ganz knapp nicht geschafft haben, wird angeboten, ob sie in der Steiermark studieren wollen, wenn sie sich nach dem Studium eine Zeit lang an unser Bundesland binden." Mit dieser Forderung wolle er an den Bund herantreten, "weil das ist nichts, was ich oder auch die anderen Bundesländer alleine lösen können".
Der Landesrat forderte generell einen bundesweiten "Masterplan Gesundheit Österreich", der auf einem runden Tisch gemeinsam mit allen Akteuren (Bundesregierung, Länder, Sozialversicherungen, etc.) erarbeitet werden soll. "Die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, lassen sich nur durch eine starke Zusammenarbeit bewältigen. Da darf es keine Denkverbote, Standesdünkel sowie Scheuklappen geben und es muss auch offen über Zuständigkeiten, Konstruktionen und Finanzierungen gesprochen werden. Wir haben noch immer keinen bundesweiten, einheitlichen Honorarkatalog für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, es ist niemandem erklärbar, dass die Untersuchung eines Wieners mehr wert ist, als die eines Steirers", kritisierte Kornhäusl. Die Bevölkerung erwarte zurecht, "dass die Bundesregierung das angeht und endlich dieser Wildwuchs an Verantwortungen, an Finanzierungsströmen durchforstet und dann das System neu aufgesetzt wird".