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Virtual Reality (VR) ist eine computergenerierte Simulation einer dreidimensionalen Umgebung, die eine immersive Erfahrung bietet, indem sie Benutzerinnen und Benutzer in eine virtuelle Welt eintauchen lässt. Das interaktive Erlebnis entsteht durch den Einsatz spezieller Headsets und Tracking-Technologien zur Erkennung von Augenbewegung und Handgestik. Diese Technologie ermöglicht es, sich in interaktiven Umgebungen zu bewegen und durch multisensorische Reize (Sehen, Hören, Fühlen) stimuliert zu werden.
Bedingt durch den demographischen Wandel wird die Anzahl von Menschen mit Demenz in Europa stark steigen, was die Frage neuer Möglichkeiten in der Prävention und Früherkennung von Demenz sowie in der Betreuung und Therapie aufwirft. Die Anwendung von VR hat in der Medizin in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt und bietet neue Hoffnung und Möglichkeiten für Patientinnen, Patienten, Angehörige und Pflegepersonal. Die Anzahl an Studien, die sich mit der Anwendung VR bei älteren Menschen beschäftigen, ist in den letzten Jahren stets gestiegen (Huygelier 2019, Margrett 2022). Konkrete Anwendungsgebiete von VR mit belegter Wirksamkeit, die heute bereits Anwendung in Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen finden, werden im Folgenden beschrieben.
VR ermöglicht virtuelle Reisen an neue oder bekannte Orte. Insbesondere profitieren jene Menschen, die aufgrund ihrer körperlichen Verfassung keine „echten“ Reisen mehr machen können. Diese stimulierenden Erlebnisse bieten eine Abwechslung zum Alltag, wecken positive Erinnerungen und steigern die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Senioren (Dieckmann, 2022). Weiters können durch gezielte VR-Übungen kognitive Funktionen wie Aufmerksamkeit, räumliches Denken und Problemlösung verbessert werden. Das gezielte Training kognitiver Fähigkeiten trägt entscheidend dazu bei, Demenz vorzubeugen (Ngandu, 2015). Darüber hinaus ermöglicht VR auch eine sichere Umgebung für das Training von Alltagsfertigkeiten wie Kochen, Einkaufen oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Diese Anwendungsbereiche lassen sich am besten in der Alltagsgestaltung und Betreuung von rüstigeren Senioren ohne oder nur mit milden kognitiven Einschränkungen nutzen. Als Gruppenanwendung fördern sie den sozialen Zusammenhalt.
VR kann zur Reduktion von Demenzsymptomen wie Angstzuständen, Depressionen und Agitation beitragen. Das Reisen an echte oder fiktive virtuelle Orte, oft in Verbindung mit interaktiven Elementen und auditiver Stimulation wie binauralen Beats, wirkt stimmungsaufhellend und beruhigend sowie schmerzreduzierend (Garcia-Argibay 2018, Fougère 2023). Die Reduktion von Schmerzempfindung findet in der Praxis auch bei schmerzhaften ambulanten Eingriffen wie der Wundversorgung Einsatz (Viderma 2023).
Biographiearbeit bei Demenz zielt darauf ab, durch die Nutzung von persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen Wohlbefinden und Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. Zum Beispiel können VR-Simulationen historischer Ereignisse oder von Reisen an vertraute Orte (an Orte der Kindheit, die eigene Wohnung, die Lieblingsoper etc.) dem Patienten helfen, sich an vergangene Erlebnisse zu erinnern und sein Gedächtnis zu stimulieren (Lu, 2023).
Neben der Therapie kann VR in der Zukunft eine entscheidende Rolle bei der Diagnose und Früherkennung von Demenz spielen. Mit VR können kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und räumliches Denken sowohl trainiert wie auch getestet werden. Es ist erwiesen, dass bestimmte Biomarker wie die Bewegung der Augen mit dem Grad der kognitiven Beeinträchtigung korrelieren (Liu 2021). Diese Augenbewegungen können mittels Eye-Tracking präzise erfasst und später analysiert werden. Diese Verfahren sind oft genauer und weniger belastend für die Patientinnen und Patienten im Vergleich zu herkömmlichen diagnostischen Verfahren. Abweichungen von der Norm sollen so zukünftig schneller erkannt werden und eine frühzeitige Erkennung von Demenz ermöglichen, um effektive Therapien früher starten zu können.
Erstveröffentlichung:
Kratky, W. & Goldgruber, J. (2024). Virtual Reality in Therapie und Diagnostik von Demenz, ProCare, 4 | 2024
Quellen:
Quelle: Qualitas 04/2024, Springer-Verlag.