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Eine Studie der Donau Uni Krems untersucht die Erfahrungen der heimischen Ärzteschaft mit Telemedizin. Ein Zurück zu alten Verhältnissen ist für die wenigsten Mediziner vorstellbar.
Am 13. März 2020 fiel in Österreich ein für unverrückbar gehaltenes Dogma. Der Grundsatz „Nur eine persönliche Konsultation ist eine echte Konsultation“ hatte im Schatten der anrollenden Pandemie ausgedient. Seither werden telemedizinische Konsultationen per Videokonferenz, Email oder Telefon unbürokratisch wie eine in der Ordination erbrachte Leistung abgerechnet.
Der Telemed Monitor Österreich, der 2020 erstmals während der Pandemie von der Donau-Universität Krems durchgeführt wurde, analysiert die Erfahrungen der Ärzteschaft mit den virtuellen Ordinationen. Die Analyse zeigt, dass 57 Prozent der befragten Ärzte Telemedizin befürworten. 34 Prozent stehen der Telemedizin skeptisch gegenüber, während nur 8 Prozent der befragten Ärzte Telemedizin ablehnten. Am häufigsten wurden das Telefon, gefolgt von SMS, Email und Videokonsultation eingesetzt.
„Laut Umfragen im Patienten-Umfeld ist das Vertrauen in die Telemedizin gestiegen“, sagt Florian Stummer, Lektor für Telemedizin in Linz und Innsbruck. Dabei zeige sich „kein großer Unterschied bei der Präferenz zwischen Jung und Alt“.
Der Telemed Monitor ortet die größten Herausforderungen in Sachen Telemedizin bei der rechtlichen Absicherung, Verrechnungsmodellen sowie beim Datenschutz. Ebenso ausbaubar sehen die Autoren die Technik, die für die Abwicklung der Telekommunikation notwendig ist.
Für Wahlarzt und Telemediziner Andrea Vincenzo Braga brachte die Krise mehr Akzeptanz für neue Formen der Kommunikation: „Die Aufmerksamkeit bezüglich der Möglichkeiten und Potenziale der digitalen medizinischen Services ist gestiegen.“
Dabei ist die Auswahl der genutzten Kanäle reine Gewohnheitssache. Verena Beck, Dermatologin in Wien: „Nach der ersten Welle war die Videokonsultation bei mir sogar rückläufig. Ich hatte den Eindruck, dass viele Patienten froh waren, wieder zum Arzt gehen zu können.“ Becks Fazit: „Egal ob per Video oder im persönlichen Kontakt – es wird auch weiterhin darauf ankommen, wie gut Arzt und Patient zusammenfinden und harmonieren.“
Andrea Vincenzo Braga verzeichnete ebenfalls einen Rückgang der Videokonsultationen. „Während des Lockdowns waren über 90 Prozent der therapeutischen Gespräche online. Jetzt sind es etwa 25 Prozent.“ Er ortet jedoch noch Verbesserungspotenzial bei den Rahmenbedingungen: „Die Videokonsultation spielte während Corona aufgrund der niedrigen Tarife eine eher untergeordnete Rolle. Das regulatorische Umfeld ist noch nicht so weit, dass es die Telemedizin sinnvoll abbildet.“
Andrea Vincenzo Braga sieht viele Anwendungsbereiche in der Telemedizin wie z.B. bei pädiatrischen Problemen, bei allen Arten von Aufklärungsgesprächen oder der onkologischen Nachsorge. Auch Verena Beck will die Videokonsultation nicht missen. Was geht und was geht nicht, das können sie und ihre Assistentin und auch schon so mancher Patient bereits bei der Terminvereinbarung abklären. „Die Telemedizin hat spürbare Vorteile bei chronischen Erkrankungen, bei Befundbesprechungen oder auch wenn Patienten im Urlaub sind.“
Ebenfalls nützlich sieht Beck den Einsatz der Telemedizin bei kleinen Kindern bzw. deren Eltern. „Vielfach ist es ein Riesenaufwand für Eltern einen Termin einzuhalten. Da ist die Videokonsultation deutlich entspannter.“ Die Telemedizin habe aber auch ihre Grenzen. Angelegenheiten wie die Hautkrebsvorsorge bleiben der persönlichen Ordination vorbehalten.
„Eine Beurteilung kann ich nur mit dem Auflichtmikroskop machen, so gut Handykameras heute auch sind“, erzählt die Dermatologin. Und sie warnt: „Wenn die Erkrankung neu ist und ich per Telemedizin nur das Kameraauge hab, gibt es Unsicherheiten. Da bin ich immer sehr vorsichtig und bestelle die Patienten lieber gleich in die Ordination ein.“
Ein „Zurück“ zu digitalfreier Versorgung werde es wohl nicht mehr geben, ist der Lektor für Telemedizin Florian Stummer überzeugt: „Dafür hat die Krise zu sehr den Sprung von Entwicklung zu Anwendung katalysiert.“ Er glaubt aber auch nicht an „eine rein digitale Versorgung. Die Zukunft wird hybrid.“