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Unangenehme Situation?

4. März 2021 | Walter Zifferer
Mann wartet auf Bewerbungsgespräch
Mann wartet auf Bewerbungsgespräch

Es soll ja Personen geben, die es geradezu genießen, ihren Marktwert in Form eines Vorstellungsgespräches neu zu erkunden. Ich gehöre nicht zu dieser Gattung von Menschen, war aber nicht deshalb erst drei mal in meinem Leben in einem Vorstellungsgespräch. 

Der Grund liegt eher darin, dass ich mir von jeher sehr genau überlegt hatte, welchen Dienstgeber ich wähle. Das hat sicher auch einiges mit meiner Grundeinstellung zu tun - und ein "Draufgänger" war ich nie wirklich. In jungen Jahren hätte ich durchaus den einen oder anderen Jobwechsel machen sollen, denke ich mir heute zwar manchmal - andererseits hat es eben so sein sollen, wie es war: ich war immer lange und gerne bei den Unternehmen, für die ich arbeitete.

Dass ein Bewerbungsgespräch aber dennoch nicht zu meinen absoluten Lieblingsfreizeitaktivitäten gehört, ist die Wahrheit. Schließlich hatte ich mich stets immer nur bei solchen Jobs beworben, die mich wirklich angesprochen haben. Und außerdem liefen nicht alle Bewerbungsgespräche ganz so rund ab...

Bereits im allerersten ging schon mal einiges vorab schief: die Adresse, an der mich vorstellen sollte, war zu meiner großen Überraschung eine Auslieferungsrampe für LKWs. Denn ausgeschrieben war ein Job in einer IT-Firma, nicht jener in einer Spedition. Als der richtige (nicht beschriftete und von außen auch nicht als solcher erkennbare) Haupteingang am anderen Ende des Firmengeländes dann endlich gefunden war, war ich 15 Minuten zu spät zu meinem Termin - guter erster Eindruck! Dass ich dann besonders nervös war, ist klar. Den Job bekam ich dennoch. 

So ganz überzeugend war das Ganze aber nicht für mich, weshalb ich mich ein Jahr später bei einer anderen IT-Unternehmung bewarb. Da hatte ich den Job schon, alles war startklar und ich erfuhr kurz nach meiner Kündigung, dass die Zentrale der neuen Firma gerade im Begriff war, von Linz nach Wien zu übersiedeln. Dies wurde mir aber nicht mitgeteilt und die alte Firma wollte mich halten - so passierte es, es wurde eine neue Abteilung für mich gebaut und ich ersparte mir dabei gleich das nächste Bewerbungsgespräch, da diese damals sehr erfolgreiche Firma gerade von Siemens gekauft wurde (was ich auch nicht wusste bzw. wissen durfte).

Dann folgten 12 tolle Konzernjahre, als mir ein (damals noch Print)-Inserat in den OÖN auffiel. "Die schreiben ja genau meinen Traumjob aus" , dachte ich mir damals. Die Firma - CompuGroup Medical - war mir überhaupt kein Begriff, noch nie gehört. Besonders verlockend war neben der internationalen Verantwortung für Marketing & Kommunikation insbesondere zwei Dinge: Erstens die Gesundheitsbranche. Diese strahlte für mich etwas ganz besonderes aus. Nach zahlreichen Jahren im IT-Umfeld mit den Zielgruppen Industrie- und Handel reizte mich diese Branche enorm! Und zweitens war die damalige CGM-Website so veraltet, dass ich mir dachte: "Die können mich brauchen, da kann ich mich einbringen - da hab ich richtig was zu bewegen!"

Und da war es wieder: das Bewerbungsgespräch! Das Erstgespräch werde ich nie vergessen - der Personaldienstleister unterzog mich einem 90-Minütigen Intelligenz-/Stress-/Eignungstest. Das eigentliche Problem dabei war aber, dass an diesem unglaublich heißen Julitag die Klimaanlage in diesem Linzer Büro streikte (zumindest wurde mir das so erklärt, vielleicht gehörte es aber auch zum Setup...). 

Ich weiß noch, wie mir die Schweißperlen die Stirn runter liefen und auf die Tatstatur tropften. Mit Krawatte und Sakko ausgerüstet fragte ich mich in diesen 90 Minuten mehrfach, warum ich mir das überhaupt antue. Das persönliche Gespräch danach verlief dann aber sehr angenehm und ich wurde schnell zum Zweitgespräch vor Ort in Steyr, direkt mit den Verantwortlichen für den Central Eastern Europe Bereich, eingeladen.. Und dieses Meeting war dann wirklich angenehm. Auch wenn es zahlreiche Mitbewerber für die Position gab: den Job bekam ich - und das ist gut so! Waren es damals um die 1.000 Mitarbeiter, die CGM groß war, so sind wir in diesen 10 Jahren auf über 8.000 angewachsen und der Umsatz hat sich ver-x-facht.

Auch wenn es grundsätzlich keine angenehme Situation ist, in der man sich als Jobsuchender befindet: die berühmte Aussage "Es kommt selten etwas besseres nach..." trifft vielleicht auf viele Lebensbereiche zu - aber nicht auf einen neuen Job, von dem man überzeugt ist - der zu einem passt. Ich habe jedenfalls keinen meiner Jobwechsel (bzw. meiner Versuche, den Job zu wechseln - jedes Mal hat´s ja wie erläutert nicht geklappt) bereut. Denn wie heißt es so schön in einem anderen, etwas treffenderem, berühmten Sager von Victor Hugo: "Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren richtiger Zeitpunkt gekommen ist!"

Und auf der Suche nach einem neuen Job ist eines ganz sicher: Am besten wählt man einen, der inhaltlich wertvoll ist und wirklich Sinn macht!

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