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Der demografische Wandel schreitet schnell und unaufhaltsam voran und wirkt sich dabei auf viele Gesellschaftsbereiche aus. Besonders stark betroffen davon ist die Pflege, insbesondere die Altenpflege.
Die immer größer werdende Anzahl an älteren und pflegebedürftigen Menschen wird in den nächsten Jahren weiterhin anwachsen. Im Jahr 2030 werden bereits 23,2 % der Österreicherinnen und Österreicher 65 Jahre und älter sein [1], die Anzahl der über 85-Jährigen wird sich mehr als verdoppeln. Diese oft chronisch kranken Menschen sind auf eine professionelle Pflege durch hochqualifizierte Pflegefachkräfte angewiesen. Doch gerade an diesen fehlt es zusehends. Prognosen zufolge wird es bis zum Jahr 2030 in Österreich an bis zu 76.000 Pflegekräften mangeln. 42.000 Stellen müssen aufgrund von Pensionierungen nachbesetzt werden, 34.000 Pflegepersonen werden zusätzlich benötigt, 21.000 davon im Langzeitbereich [2]. Der aktuell überdimensionale Ausbau von stationären Betreuungsplätzen verstärkt den bereits vorhandenen Pflegekräftemangel zusätzlich und widerspricht auch den Ansprüchen von pflegebedürftigen Personen. Diese Menschen wünschen sich vermehrt, möglichst lange selbstständig und vor allem selbstbestimmt im gewohnten Umfeld – dem eigenen Zuhause – leben zu können [3, 4, 5]. Die notwendige niederschwellige Versorgung kann jedoch meist aufgrund fehlender Strukturen (z.B. Pflegefachkräfte, Finanzierung) nicht in Anspruch genommen werden. Durch die Vielfalt der Anbieter im geriatrischen Bereich wird es für ältere Personen außerdem zusehends schwieriger, sich im fragmentierten österreichischen Gesundheitssystem zurechtzufinden. Vor allem geriatrische Patientinnen und Patienten benötigen ein breites Spektrum an Leistungen, welche in der Regel nicht von einem Anbieter erbracht werden und daher einer Koordination bedürfen.
Möglichst lange und selbstständig zu Hause leben und dabei den gewohnten Lebensstil aufrechterhalten – das ist der Wunsch der älteren Generation. Die steigende Lebenserwartung und die Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung erfordern es, Maßnahmen zur Förderung eines gesunden und aktiven Alterns zu ergreifen. Aktuelle Statistiken zeigen, dass Österreicherinnen und Österreicher bei gesunden Lebensjahren im europäischen Vergleich unter dem Durchschnitt liegen. So verbringen in Österreich Frauen rund 59,3 Jahre und Männer 58,2 Jahre in Gesundheit. Demgegenüber liegt Schweden bei der Erwartung gesunder Lebensjahre sowohl bei den Frauen (72,7 Jahre) als auch bei den Männern (72,8 Jahre) an der Spitze [6]. Auch leben Frauen und Männer in Schweden – im Vergleich zu Österreich – ab 65 Jahren rund acht (Frauen) bzw. sieben (Männer) Jahre länger [7]. Um auch in Österreich diese hohe Anzahl an gesunden Lebensjahren und ein aktives Altern zu erreichen, bedarf es eines Paradigmenwechsels hin zu einem niederschwelligen Versorgungssystem mit dem Fokus auf Gesundheit und Gesunderhaltung.
Mit zunehmendem Alter steigt die Anfälligkeit für Erkrankungen bzw. Multimorbidität. Diese oftmals chronischen Krankheiten bedürfen der Vernetzung aller betreffenden Leistungsträger in der jeweiligen Versorgung. Den Mittelpunkt dieses optimierten Behandlungsprozesses bildet neben der Einbindung der Patientinnen und Patienten auch die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse. Oftmals sind bei Erkrankungen und Einschränkungen im Alter punktuelle, akut versorgende und pflegende sowie rehabilitative Maßnahmen ausreichend. Der Fokus auf Prävention und Erhalt der Unabhängigkeit sowie Pflege, die auf die gesamte Bandbreite der Bedürfnisse eines Menschen abgestimmt ist, anstatt der Fokus auf einzelne Krankheiten stellen den Schlüssel einer erfolgreichen integrierten Versorgung dar (8). (s. Abb. 1)
Das Grazer Gesundheitsmodell stellt den Menschen mit all seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt und bietet ein bedarfsgerechtes abgestuftes Angebot aus Beratung, Information, Versorgung, Steuerung, (Nach-)Behandlung sowie Betreuung am Best Point of Care zur Verbesserung der Lebensqualität. Das Versorgungsangebot reicht hier von niederschwelligen Angeboten (z.B. Tageszentren) bis hin zu stationären Einrichtungen wie Akutgeriatrie/Remobilisation, wobei die Vernetzung und Abstimmung weiterer Gesundheitsdiensteanbieter essenzieller Bestandteil ist. Im Rahmen dieser vernetzten Kooperation, bei gleichzeitigem Fokus und Einbindung des zu versorgenden älteren Menschen, kann eine optimierte Betreuung und bedarfsgerechte Versorgung gelingen. (s. Abb. 2)
Quelle: QUALITAS 02/2023, Springer-Verlag.
Literatur: