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Digitale Lehr- und Lernformen verändern den Ablauf der Pflegeausbildung. Mithilfe von Tablets, Clouds und Videocalls lernen die Pflegenden, mit digitalen Werkzeugen im Beruf umzugehen.
"In den letzten Jahren hat die Digitalisierung im Pflegebereich rasant Einzug gehalten“, fasst Martina Bruckner den Status Quo zusammen. Die Pflegewissenschaftlerin ist Leiterin der Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG). Digitale Werkzeuge sind selbstverständlicher Teil des Arbeitsalltags von Pflegenden. Sie verweist dabei auf den gelungenen Wechsel von der analogen hin zur digitalen Pflegedokumentation im Krankenhausinformationssystem. Auch die Nutzung von digitalen Devices oder die zunehmende Zahl digitaler Besprechungen sind für Martina Bruckner weitere Belege für die gelebte Digitalisierung in ihrem Beruf. Martina Bruckner ist neben ihrer Leitungsfunktion in der OÖG seit über zehn Jahren operative Pflegedirektorin im Klinikum Schärding.
Die kommenden Generationen an Pflegenden erleben die neuen Technologien hautnah: In den neun Schulstandorten der OÖG waren im Jahr 2022 exakt 593 Auszubildende gemeldet. Der größte Teil, etwa zwei Drittel davon, war auf dem Weg zur Pflegefachassistenz. Die zweitgrößte Gruppe belegte die kürzer dauernde Ausbildung zur Pflegeassistenz.
Das Bildungsangebot folgt dabei generell dem Konzept des „Blended Learning“ (integriertes Lernen). Präsenzlehre und Online-Unterricht wechseln sich ab, entsprechende Methoden und Medien gelangen zum Einsatz. Martina Bruckner unterstreicht die Vorteile dieser Kombination: „Die Effizienz eines Unterrichts hängt nicht zwingend von der physischen Präsenz der Lernenden ab.“ Für Lehrpersonen sei es wichtig, ein Repertoire an Unterrichtsmethoden bedienen zu können. Der Methodenmix ist entscheidend: Blended Learning sieht den Einsatz von Lernvideos und Lernarrangements vor sowie den freien Zugang zu Online-Literatur. Damit soll der Unterricht lebendig bleiben: „Aus der Neurobiologie wissen wir, dass die Aufmerksamkeitsspanne von Lernenden enden wollend ist,“ führt die Pflegewissenschaftlerin aus. Ein Wechselspiel zwischen lehrkraftzentriertem und selbstgesteuertem Unterricht soll dem entgegenwirken.
Alle Lehrenden und die Auszubildenden der OÖG verfügen über einen Teams-Zugang, der ihnen zur Verfügung gestellt wird. Außerdem sollen diverse Apps die Ausbildung erleichtern. Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Online-Lizenz für einen Verlag, der Fachliteratur verfasst. Darüber hinaus steht ihnen online eine Lernplattform für Präsentationen, Lernblätter und Skripten zur Verfügung.
Der traditionelle Frontalunterricht rückt dann in den Hintergrund, wenn Vorwissen über interaktive Kartenabfragen generiert wird oder wenn Inputs über das Scannen eines QR-Codes auf dem Handy erscheinen. Zur Vertiefung des Gelernten kommen Quiz-Programme zur Anwendung. Sie ersetzen mitunter die gefürchteten Stundenwiederholungen aus vergangenen Tagen.
Zudem gibt es an allen neun Schulstandorten in Oberösterreich die Gelegenheit an sogenannten „High-Performance-Simulatoren“ Erfahrungen zu sammeln. Die Auszubildenden lernen mithilfe einer Puppe, in Notfallsituation zu bestehen und sogar mit invasiven Maßnahmen umzugehen. Die „Patienten-Puppe“ ist durch eine Funkverbindung zur Ausbildnerin verbunden und kann sogar „sprechen“. Bereits in Dienstkleidung treten die Auszubildenden dabei ihren Unterricht an und sind vorab über die Situation, die sie erwartet, unterschiedlich gut informiert. Für eine Simulation, die einen Notfall als Thema hat, wird den Schülerinnen und Schülern eher weniger verraten. Umso wichtiger ist es, für die im Anschluss stattfindende Reflexionsarbeit genügend Zeit einzuplanen.
Einer potenziellen Nervosität begegnen die Lehrerinnen und Lehrer mit dem Verweis darauf, dass es sich um eine Übung in geschütztem Rahmen handelt. Fehler dürfen also passieren, daraus zu lernen ist vorgesehen. Diese Performance kann von einzelnen Schülern durchgeführt werden, genauso aber im Tandem oder in der Gruppe. Ein intensives Briefing zu Beginn und ein ausführliches Debriefing am Schluss jeder Einheit erleichtern die Akzeptanz dieser Methode und die Ernsthaftigkeit beim Einsatz. Die OÖG verwendet in ihren Schulen standardisierte Drehbücher für Simulationspatienten und -patientinnen, um ganz speziell die sozial-kommunikativen Kompetenzen zu trainieren.
Wie hoch ist der Anteil an Präsenzunterricht idealerweise? Wie viel Distance Learning ist wünschenswert? Auch dazu hat die OÖG klare Vorstellungen. Die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Pandemie hatten dazu geführt, dass man sich gänzlich dem Distance Learning verschreiben musste. Demgegenüber stehen Erfahrungen aus der reinen Präsenzlehre. Die Konsequenz für die Schulstandorte war, dass man nach dem angemessenen Ausgleich zwischen den Extremen suchte: „Distance Learning darf die Präsenzlehre, gerade in unseren heterogenen Lerngruppen, nicht ablösen“, sagt Martina Bruckner. Man habe jedoch gelernt, dass der gezielte Einsatz von Online-Unterricht an manchen Tagen zu einer höheren Zufriedenheit bei Lernenden wie Lehrenden führt. An manchen Standorten führte man daraufhin Distance Learning an fixen Wochentagen ein. Dadurch entspannt sich bei manchen Auszubildenden die Situation rund um die Kinderbetreuung ihres Nachwuchses. Dennoch setzt man bei der Leitung der OÖG vor allem auf Präsenzunterricht, denn der Pflegeberuf hat höchste Ansprüche an soziale und kommunikative Kompetenz.
Quelle: ÖKZ, 64. JG, 5/2023, Springer-Verlag.