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Erfahren Sie alles über die Vision, Mission sowie die Menschen, die die CompuGroup Medical weltweit prägen.
Große Visionen, die uns bewegen: Immer und überall wissen Ärztinnen, Pflegende, Fachärzte alles, was sie wissen müssen, um zu behandeln. Wie weit sind wir inzwischen eigentlich gekommen? Schwierige Frage! Ein Versuch auf einen Punkt zu kommen: Mittels der e-Medikation kann mit ELGA das Risiko bei Verschreibungen gesenkt werden. Das war ein wichtiges politisches Ziel, das wesentlich zum Entstehen des Gesundheitstelematikgesetzes beigetragen hat. Mittlerweile gelangen monatlich Millionen von Einträgen in die Medikationsliste in ELGA. Welche Wirkung haben wir damit erzielt? Aus 2012 kennen wir den Abschlussbericht der Evaluierung des Pilotbetriebes durch Prof. Wolfgang Dorda und Prof. Eske Ammenwerth. Seitdem gibt es keine ausführliche Untersuchung. Wollen wir das nicht genauer wissen?
Gemeinsam mit vielen Partnern im Gesundheitswesen sind wir an der Fachhochschule Technikum Wien seit Jahren aktiv in der Vernetzung medizinischer Systeme. Nach so langer Zeit müssen wir uns fragen, ob unsere Bemühungen auch Früchte tragen. Einfach weiter wie bisher? Wo finden wir Erfolge und Potenziale, welche Herausforderungen sind zu überwinden? Wo müssen wir unsere Vorgangsweisen anpassen?
Daneben laufen weitere sehr heterogene IT-Systeme, die schwerer zu integrieren sind. Politik, Administration und Betroffene tun sich immer schwerer, die steigende Innovationsrate mitzulaufen.
Das Österreichische e-card-System hat rasch und erfolgreich den Krankenschein abgelöst und die letzte digitale Meile überbrückt. Mittlerweile arbeiten die niedergelassenen Praxen überwiegend mit Software. Neue Anforderungen werden in zwei Updates pro Jahr laufend eingepflegt.
Die österreichische elektronische Gesundheitsakte ELGA hat sich als Plattform für den Austausch von medizinischen Befunden im österreichischen Gesundheitswesen mittlerweile stark etabliert.
Weltweit sind diese Systeme anerkannt, wir werden vielfach beneidet. Mit dieser stabilen Infrastruktur war es möglich, auch besondere Anforderungen während der COVID-Pandemie rasch und erfolgreich zu erfüllen: Innerhalb weniger Wochen konnte 2020 am Beginn der Pandemie auf kontaktlose Medikation umgestellt werden, und damit die Medikamentenversorgung mit geringerem Risiko durch Sozialkontakte gesichert werden. Ein weiteres Beispiel: Durch Datenabgleich aus mehreren Quellen konnten Minister Faßmann und Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas im September 2021 genaue Zahlen zu Impfungen bei Lehrerinnen und Lehrern vorlegen.
Das Austrian Micro Data Center (AMDC) und die Plattform Registerforschung (www.registerforschung.at) arbeiten ebenfalls daran, die Datenlage im Gesundheitsbereich zu verbessern.
Die EU Datenschutzgrundverordnung stellt, bei aller Komplexität, die europäischen Werte zur Datenverwendung nochmals klarer und eindeutiger dar. Sie bietet damit weltweit eine wesentliche Orientierungshilfe, die auch bereits wirkt. Das europäische „Once Only Prinzip“ gibt vor, dass Daten, die bereits erfasst worden sind, für die weitere Verwendung geteilt werden müssen und nicht nochmals erfasst werden sollen. Dokumente wie Führerscheine werden per App im europäischen Raum am Handy verfügbar, elegant und enorm hilfreich.
Weitere Vorhaben der EU rund um Datensicherheit und künstliche Intelligenz sind noch in Entwicklung. Die EU Data Spaces bieten die Hoffnung, die Datenlandschaft in Europa wesentlich zielgerichteter zu erfassen und zu nutzen als bisher. Im Idealfall übernimmt Österreich mit erfolgreichen Systemen und Know-how hier rasch eine führende Rolle. Alternativ überholen uns schnellere Akteure, oder wir ersticken gemeinsam in überbordenden Regulatorien.
Die österreichische Gesundheitsakte ELGA schlägt den Takt für die Entwicklung von Standards zur Vernetzung von IT-Systemen. Vor 15 Jahren war der Aufwand für die ersten ELGA-Befunde und die Errichtung der Infrastruktur noch sehr groß. Mittlerweile sind die Methoden voll etabliert. Österreichische Expertinnen sind auch auf internationaler Ebene anerkannt und gestalten aktiv mit. Was früher Pionierarbeit war, ist heute gut planbare Routine. Innovative Softwarelösungen und Know-how aus Österreich sind EU-kompatibel und weltweit einsetzbar. Zunehmend werden auch mobile Anwendungen gut möglich.
Seit Jahrzehnten erleben wir dramatische Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz für die Medizin. Zahlreiche Medizinprodukte sind bereits am Markt, vor allem in der Radiologie. Die Entwicklung schreitet rasch voran, immer schneller kommen weitere Produkte auf den Markt. Generative KI wie ChatGPT erweitert die Möglichkeiten beträchtlich. In einem Beispiel haben Mehnen et al. ChatGPT an 50 klinischen Fallvignetten getestet, darunter 10 seltene Falldarstellungen. ChatGPT konnte in 90% der Fälle eine korrekte Diagnose erstellen.
Auch bei der wissenschaftlichen Analyse von Daten aus unterschiedlichen Quellen unterstützt generative KI schon heute sehr stark. Forscherinnen und Forscher nutzen ChatGPT als „digitalen Coach“, um moderne Verfahren auszuwählen und anzuwenden für die explorative Datenanalyse, die Bereinigung von Rohdaten, die grundlegende und weiterführende Datenanalyse und die Vernetzung unterschiedlicher Datenbestände. Der Aufwand von Rohdaten zur leicht verständlichen Darstellung von Zusammenhängen aus der vorhandenen Evidenz sinkt damit beträchtlich. In Österreich haben sich in diesem Bereich Teams mit herausragender Kompetenz etabliert, auch in den Bereichen Modellbildung und Simulation und Komplexitätsforschung. Es gibt viel zu ernten auf einem fruchtbar bestellten Feld!
Software wird erfolgreich, wenn Anwenderinnen und Anwender innerhalb klarer Rahmenbedingungen von den ersten Anforderungen über die Implementierung bis zu Tests aktiv mitgestalten. ELGA und e-card haben wesentliche Infrastrukturkomponenten errichtet, sind für Anwenderinnen und Anwender jedoch unsichtbar und unbekannt. Viele Projekte sind da deutlich aktiver: Das Leitprojekt LinkedCare (linkedcare.at) für die mobile Pflege ist ein Beispiel, wie intensive Benutzerbeteiligung Nutzen und Freude bewirken kann. Oberste Priorität wurde der Medikation eingeräumt. Zahlreiche Wege, Telefonate, nachfragen, Zeitverlust wurden lange diskutiert. Die LinkedCare Projektpartner konnten sich auf gemeinsame Lösungswege einigen, die Aufwand, Zeit und Frustration einsparen. Ein Pilotversuch 2024 soll zeigen, ob diese diese Erwartungen tatsächlich eintreten. Auch die jüngste Initiative des Gesundheitsministeriums und anderer Partner „digital vor ambulant vor stationär“ scheint ähnliche Ansätze zu verfolgen. Nicht nur für Anwenderinnen und Anwender, auch für Entscheidungsträger verschwimmen die Zusammenhänge. Wir können Gesundheitsstadtrat Hacker gut verstehen, wenn er am Gesundheitswirtschaftskongress 2023 bemerkt, dass Entscheidungen verschlafen werden aufgrund von fehlenden Daten.
Quelle: ÖKZ, 64. JG, 11/2023, Springer-Verlag.