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Ein von Laien bedienbarer halb automatischer Defibrillator könnte in Zukunft per Drohne binnen Minuten am Einsatzort ankommen. Damit soll die Überlebensrate von Menschen mit einem plötzlichen Herzstillstand erhöht werden. Eine Testreihe in Südtirol spricht für ein solches System.
"Die weltweite Häufigkeit eines Herzstillstands außerhalb eines Krankenhauses beträgt im Durchschnitt 55 pro 100.000 Menschen und Jahr. Die Mortalität beträgt ca. 90% (...) Eine Defibrillation durch Augenzeugen mit einem automatisierten externen Defibrillator (AED; Anm.) innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten vor Eintreffen des Rettungsdienstes kann die Überlebensrate auf 50 bis 70% erhöhen, wenn diese effektiv zu einem nahe gelegenen öffentlich zugänglichen Defibrillator (PAD) geleitet werden können", schrieben jetzt Michiel van Veelen (Institut für Bergnotfallmedizin/Bozen und Institut für Sportwissenschaft/Universität Innsbruck) und seine Co-Autoren im American Journal of Emergency Medicine (doi: 10.1016/j.ajem.2024.09.036).
Während schon in Ballungszentren seit Jahren darum gekämpft wird, solche Defis an öffentlichen Orten dicht zu installieren, ist ein solches Unterfangen in ländlichen Regionen de facto hoffnungslos. Doch neue Technologien könnten eventuell helfen. Dazu gehören auch neue Transportmittel für Defibrillatoren an den exakten Einsatzort. Die Wissenschaftler haben deshalb im Südtiroler Naturpark Fanes-Sennes-Prags (auch in der Umgebung von Toblach) ein neues System erprobt.
"Unser Ziel war es, die Machbarkeit der autonomen Lieferung automatisierter externer Defibrillatoren (AED) durch Drohnen in einem nicht-städtischen Gebiet mit physischen Barrieren zu beurteilen und die Zeit bis zur Defibrillation (TTD) mit der Bergung durch Passanten von einem öffentlich zugänglichen Defibrillatorpunkt (PAD) und der von einem Arzt des Rettungshubschraubers (HEMS) durchgeführten Defibrillation zu vergleichen", heißt es in der wissenschaftlichen Arbeit.
Das Experiment wurde mit zwölf Freiwilligen durchgeführt. In zufälliger Reihenfolge fanden insgesamt 36 Simulationen mit Besorgen eines Defis und Start der Defi-Verwendung statt. Die an dem Test Beteiligten wandten die Geräte in zufälliger Reihenfolge jeweils zweimal an. Einmal lieferte eine Drohne von einem Stationsort aus den Defibrillator direkt zum Einsatzort. Einmal musste ein "Augenzeuge" den Defi von einem fixen Punkt zu Fuß holen. Zwei Ärzte führten schließlich einen simulierten Bodenanflug per Helikopter durch.
Der Versuch fand im Südtiroler Naturpark Fanes-Sennes-Prags statt, einem Ort mit mehr als 17.000 Besuchern pro Tag in der Hochsaison, die zumeist einen vier Kilometer langen Rundwanderweg um einen See benützen. Das Gebiet liegt auf einer Höhe von 1.496 Meter und ist rund 33 Kilometer von der nächstgelegenen Rettungshubschrauberbasis in Brixen entfernt. Als Einsatzorte wurden sechs Punkte um den See gewählt, die 50 Meter bis 1,6 Kilometer von einem öffentlich zugänglichen Defi-Standort bzw. vom Drohnen-Startplatz entfernt waren.
Die Ergebnisse sprechen für einen automatisierten Drohneneinsatz für einen Defi-Transport im akuten Herz-Kreislauf-Notfall. So betrug die Zeit vom Alarm bis zur Anwendung des Defi bei Anlieferung per Drohne im Mittel nur 2,2 Minuten. Hingegen dauerte es im Durchschnitt 12,4 Minuten, wenn ein "Augenzeuge" des angenommenen plötzlichen Herzstillstands erst zu Fuß zu einem fixen Defi-Standort laufen musste, um das Gerät zu holen. Bei der Anlieferung durch einen Notarzthubschrauber lag die Zeitspanne zwischen Alarm und Eintreffen sogar bei im Durchschnitt 18,2 Minuten.
Die Testpersonen berichteten in speziellen Fragebögen auch von einer dramatisch geringeren körperlichen Belastung bei Anwendung eines Defis, der per Drohne angekommen war. Das Drohnenmodell Q4X (MAVTech) flog automatisch die Koordinatenpositionen aus dem telefonischen Notruf per Handy an. Über dem Einsatzort gab sie eine Styroporbox mit dem Defi frei, der dann an einem Fallschirm zu Boden glitt.