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Obwohl alle Möglichkeiten dazu vorhanden wären, sind Herzinfarktpatienten in vielen Fällen weiterhin viel zu mangelhaft nachbehandelt. Sie bekommen teilweise nicht die notwendigen Medikamente verschrieben, erreichen bei Cholesterin und Blutdruck nicht die optimalen Werte zur Verhinderung eines weiteren Infarkts. Das haben jetzt deutsche Wissenschafter in einer Studie an 150 Zentren herausgefunden.
Uwe Zeymer (Institut für Herzinfarktforschung/Ludwigshafen) und seine Co-Autoren haben ihre wissenschaftliche Untersuchung im European Heart Journal veröffentlicht. Im Rahmen der Studie wurden 2.509 Patienten im Alter von durchschnittlich 66 Jahren nach einem Herzinfarkt und vorangegangener Akutbehandlung an einem von 150 deutschen Herzzentren untersucht. Die Aufnahme in die Untersuchung erfolgte neun bis zwölf Monate nach der lebensgefährlichen Erkrankung. Die Kranken wurden nachuntersucht - samt Interview und Analyse der weiterhin erfolgenden Behandlung.
Wie sich bei der Studie herausstellte, ist man von den Zielwerten offenbar noch immer weit entfernt: Nur 16,3% der 2.503 Herzinfarktpatienten, deren Daten ausgewertet werden konnten, erreichten den optimalen Zielwert von weniger als 55 Milligramm "böses" LDL-Cholesterin pro Deziliter Blut. 38,8% wiesen den empfohlenen systolischen Blutdruckwert von unter 130 mmHg auf. Trotzdem meinten 87,8% der Probanden, über ihre Risikofaktoren und die Maßnahmen zur Verhinderung eines weiteren Herzinfarktes (sogenannte Sekundärprävention) gut informiert zu sein.
Die Leitlinien der kardiologischen Fachgesellschaften fordern, dass möglichst alle Patienten nach einem Herzinfarkt langfristig fünf verschiedene Arzneimittel verschrieben bekommen und sie auch regelmäßig einnehmen sollten:
Die Wissenschaftler zogen allerdings eine eher bedenkliche Bilanz: "Während 80% der Patienten diese den Leitlinien entsprechenden Medikamente verschrieben bekamen, erhielten sie dann wirklich nur rund 50%. Empfohlenes regelmäßiges körperliches Training wurde nur von einem Drittel der Patienten absolviert."
Ein wichtiger Hebel wäre mehr und auch auf seine Korrektheit nachgefragtes Wissen. Es stellte sich nämlich heraus, dass nur rund 38% der Probandinnen und Probanden die Blutdruckwerte kannten, deren Erreichen für sie notwendig gewesen wäre. Noch schlechter sah es mit den Cholesterinwerten aus: Nur 8,2% wussten hier ihre Zielwerte. Es sei jedenfalls weiterhin "Luft nach oben" in der Verbesserung der Information der Patienten und bei der Anwendung der geltenden Leitlinien zur Verhinderung weiterer Herzprobleme, stellten die Wissenschaftler fest.