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Ich wurde 1970 geboren. Verschont von Knochenbrüchen trotz ausgeprägter fussballerischer Leidenschaft, kannte ich Ärzte zwischen den 1970er und 2000er Jahren nur aus der "Zunge raus und ´Aaaah´"-Perspektive, nachdem diese hin und wieder meine grippalen Infekte im Rachenraum begutachteten. Die Ärzte wirkten in ihren makellos sauber gebügelten Kitteln immens klug und völlig unantastbar. Sie wussten stets, welches Medikament mir guttut und wie ich sehr schnell gesunden würde. Und sie hatten mit Ihre Empfehlungen auch immer recht behalten.
Erschütternd für mich war dann schließlich, als ein Familienmitglied jungen Alters an Gehirntumor als Folge eines Melanoms verstarb. Es war neu für mich, dass Ärzte nicht immer das Schlimmste verhindern konnte. Auch wenn das damals jugendlicher Leichtsinn war, Ärzte als fast „übermenschlich“ zu sehen: im Vergleich zu heute ist es unvorstellbar, wie sich mein Weltbild verschoben hat.
Mit 48 lag ich dann nach einem Autounfall 14 Tage auf einer niederösterreichischen Intensivstation und durchlief danach erstmals die klassischen Stationen unseres Gesundheitssystems, um im wahrsten Sinne wieder auf die Beine zu kommen. Als seit mehr als 10 Jahren für das Gesundheitswesen beruflich aktiver Vater einer 14-jährigen Tochter, die bereits fünf verschiedene Gipser im Linzer Kepler Klinikum kennenlernen durfte, sehe ich heute nicht vieles, sondern tatsächlich alles völlig anders.
Warum? Nein, nicht, weil ich als Erwachsener mit ein paar Erfahrungen mehr darauf blicke. Sondern weil das Medium Internet in den letzten 20 Jahren eben genau einiges - und zwar komplett - verändert hat. Tatsächlich wurde endlich auch die Gesundheitsversorgung vor wenigen Jahren durch den Beginn einer gewaltigen Digitalisierungswelle ergriffen. Wir sehen uns heute von einer unüberblickbarer Vielfalt von digitalen Gesundheitsleistungsangeboten umgeben. Patienten aller Altersgruppen finden heute Zugang zu medizinischem Wissen (oder zumindest Scheinwissen) auf Knopfdruck vor. Früher schlug man im "Volks-Brockhaus" oder im "Meyers enzyklopädisches Werk" nach, um seine Verunsicherung hinsichtlich auftretender Symptome zu lindern. Man vertraute darauf, dass die Herren in Weiß genau wissen, was sie tun. Heute surfen Patienten - meist startend bei Wikipedia - alle Websites ab, die seriös genug erscheinen, um Informationen rund um die aufgetretenen gesundheitlichen Beschwerden bzw. unerwünschten Anzeichen zu finden.
Seit wenigen Jahren klar, dass diese neue Mündigkeit des Patienten nur der Start ist und sich das Gesundheitswesen weiter rasant verändern wird. Nämlich in Richtung einer Patientenzentriertheit, die Mediziner – ob angestrebt oder nicht – immer mehr zu Consultants, Coaches oder Servicepartnern machen wird, auf die man zugreift, wenn man sie benötigt.
Der Patient wird also immer mehr zum Manager seiner Gesundheit: Schließlich gehört sie ihm, seine Gesundheit. Nur er kann über den Körper bestimmen. Es sind auch sind und nur seine Patientendaten.
Besonders interessant erscheint, dass durch das Abbröckeln vom Status der Medizinier der Patient nicht wirklich in eine bessere Situation gelangt ist. Heute ist Patienten viel klarer als früher, wie ausgeliefert man ist, wenn man tatsächlich schwer erkrankt. Nicht, dass Ärzte „auch nur Menschen“ sind: sie stehen unter viel größerem Druck als früher und die digitalen Helfer sind teilweise leider absolut nicht am Stand der Technik. Veraltete Informationssysteme auf der einen Seite, fehlende Budgets auf der anderen.
Das wirkliche Problem aber scheint jenes zu sein, dass Patienten über eine viel zu geringe Gesundheitskompetenz verfügen und gleichzeitig viele Medizinern die „Digitalkompetenz“ fehlt. Was hilft das modernste Arztpraxissystem in Anbindung an ELGA, wenn das durchaus sinnvolle System nicht umfänglich genutzt wird? Was bringt dem Patienten seine Gesundheits-App, wenn die Daten nicht in einer zentralen Patientenakte nutzbar sind? Beginnend beim Zeitgewinn und bei der Qualitätsverbesserung im Prozess der Anamnese im Krankenhaus wäre es im Sinne des Klinikmanagements, wenn valide Daten dabei helfen, schneller und effizienter zu arbeiten. Es gibt wohl keinen Ansatzpunkt im Krankenhaus, wo ein höherer Digitalisierungsgrad nicht unmittelbar zu mehr Patientensicherheit und schnellerer sowie höherwertiger Behandlung führen würde.
Technologie ist heute verfügbar. Ja, sie wird täglich besser. Aber sie limitiert uns nicht mehr. Was fehlt, ist der Druck der Gesellschaft, die richtigen Rahmenbedingungen zu fordern, um die Technologien sinnvoll einzusetzen.
Wenn der Patient wirklich im Mittelpunkt stehen soll und er das Gesundheitssystem zu seinem eigenen Nutzen weiterbringen soll, wäre ein Patientenportal ein guter Schritt. ELGA war überfällig, keine Frage. Aber wir leben im Jahr 2021. Jetzt geht es um die Frage, wie der Bürger mittels Cockpit selbst der aktive Steuermann seiner Gesundheit sein kann. ELGA kann dazu wertvolle Infrastruktur sein, löst aber nur Teile der kommenden Anforderungen. Medikationen, Rezepte, Impfungen sind wichtig, klar. Aber Bewegung, Ernährung und individueller Lebensstil mindesten genauso.
Im deutschen Krankenhauszukunftsgesetz wird das Patientenportal als eine der expliziten Förderthemen aktuell gepushed. CGM bietet mit dem CGM Patientenportal eine tolle Lösung für deutsche Kliniken an, welche die drei Kernelemente Information, Dokumentation und Services abdeckt. Das Portal deckt sowohl dem Patienten als auch allen weiteren am Behandlungsprozess beteiligten Akteuren z.B. niedergelassenen Ärzten, mobilen Pflegekräften, Physiotherapeuten) einen sicheren webbasierten Zugriff auf die geschützten Daten und Dokumentation. Dabei hat der Patient die Möglichkeit, die verschiedenen medizinischen Informationen sehr fein granular freizugeben. Der Patient wird in sämtlichen Phasen der medizinischen Behandlung, beispielsweise vor der klinischen Aufnahme oder nach der Beendigung des stationären Aufenthalts, unterstützt. Dies können u. a. Fragebögen zur Vorgeschichte/Vorerkrankungen, Sozial-/Familien-Anamnese und Medikamenten sein.
Der Patient hat die Möglichkeit zur Selbstdokumentation von Vitalparametern (z.B. Herzfrequenz, Temperatur, Puls, Gewicht, Blutdruck oder Blutzucker), Medikamenteneinnahme oder Schmerzverläufen (Schmerztagebuch). Die Anbindung von Wearables (z.B. Fitness Tracker) und Apps zum Gesundheits- und Aktivitätstracking (wie „Health“ von Apple oder „Google Fit“) ermöglicht es dem Patienten, weitere wichtige Gesundheitsdaten in das System zu übertragen.
Mal sehen, wie sich das Thema des Patientenportals in Österreich in den kommenden Jahren entfalten wird. Ich bin jedenfalls sehr gespannt darauf. Mir hätte es nach meinem Autounfall sicher geholfen, mich anhand eines digitalen Schmerztagebuchs über meine Fortschritte zur Bewältigung meiner 9 Rippenbrüche und meiner Schlüsselbeinfraktur zu tracken. Aber ich wäre heute auch im normalen Alltag ein interessierter Nutzer solch eines umfassenden Angebots.