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Warum digitale Lösungen im Gesund­heits­wesen wichtig sind

4. August 2022 | Walter Zifferer

Unser Gesundheitssystem ist vielen Belastungen ausgesetzt. Die Zunahme chronischer Erkrankungen, gefährliche unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln, der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und die weitreichenden Folgen der COVID-Pandemie setzen den Akteuren mächtig zu, um die Versorgung von Patienten aufrecht erhalten zu können. Insbesondere die Nutzung der Digitalisierung kann einen erheblichen Beitrag leisten, um zu entlasten. Hier finden Sie ein paar Gedankenanstöße dazu.  

 

Die Unterstützung von chronischen Patienten 

Laut Umfragen des "Statista Research Department" [1] im Jahr 2019 gaben rund 38% der Befragten Personen an, unter chronischen Gesundheitsproblemen bzw. Krankheiten zu leiden. In der Schweiz litten 2017 32,7% der Befragten unter einer chronischen oder andauernden Erkrankung. In Deutschland ergab eine 2021 durchgeführte Untersuchung der "Stiftung Gesundheitswissen", dass die Anzahl der Patienten mit einer chronischen Erkrankung bei 45,5% lag – Tendenz steigend. Besonders Menschen ab dem 65. Lebensjahr leiden unter Erkrankungen wie Hypertonie, Arthrose, Rückenleiden und Schilddrüsenerkrankungen – in dieser Altersgruppe liegen die Betroffenenzahlen unter Frauen wie Männern bei über 50%! Aber auch bis zu 20% der jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren sind betroffen.

Digitale Lösungen haben das Potential, die Patientenversorgung zukunftsfähig zu machen, indem sie die Kommunikation zwischen alle Beteiligten beschleunigt und erleichtern. Die Grundlage der Kommunikation zwischen den Gesundheitseinrichtungen ist eine digitale Infrastruktur, die ein gemeinsames Datenmanagement der betroffenen Leistungserbringer möglich macht. Die Speicherung von Medikationen und Diagnosen auf der elektronischen Gesundheitskarte können bei einem Notfall für Behandler höchst relevant sind. Daneben stellen digitale Lösungen wesentliche Faktoren bei einem stärkeren Einbezug und der medizinischen Versorgung der Patienten dar. So können Gesundheitsapps chronisch Kranke digital begleiten und die generierten Gesundheitsdaten dabei frühzeitig helfen, Verschlechterungen des Gesundheitszustandes zu identifizieren oder lästige Doppeluntersuchungen zu vermeiden.   

 

Mit intelligenten Services unerwünschte Arzneimittelwirkungen verhindern 

Bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen handelt es sich um unbeabsichtigte Reaktionen von Personen auf Medikamente. Bis zu 10% der Notfall-Krankenhauseinweisungen sind auch in Österreich jährlich auf unerwünschte Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zurückzuführen. Weiters sterben bis zu 800 Personen jährlich an den Folgen einer unerwünschten Arzneimittelwirkung. Auch im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) gibt es heute schon wirksame Add-Ons zur Praxissoftware sowie wirkungsvolle Applikationen in Krankenhausinformationssystemen wie etwa CGM CLINICAL - die Software prüft die ausgewählte Medikation im Rahmen der Verordnung im Hintergrund und trägt kann so zu einer sichereren Patientenbehandlung bei. 

 

Mit effizienter Digitalisierung den Fachkräftemangel abfangen 

Wie auch viele andere Wirtschaftssektoren ist der Gesundheitssektor von einem akuten Fachkräftemangel betroffen. Bis 2030 wird sich die Personallücke im medizinischen Bereich dramatisch vergrößern. Die Coronapandemie hat für den Sektor zusätzlich enorme Belastungen mit sich gebracht: Gesundheitseinrichtungen leiden unter beträchtlichen Personalausfällen, Pflegekräfte arbeiten über die Grenzen ihrer Einsatzfähigkeit und auch die Verwaltung ist überlastet. Die Pandemie hat aber auch die Entwicklung digitaler Lösungen stark beschleunigt. Die Nutzung digitaler Anwendungen steigt rasant und bietet effiziente Ansätze zur Entlastung. Sei es in der Personaleinsatzplanung, in der Kommunikation (Spracheingabe) oder bei der Vereinfachung von administrativen Aufgaben für medizinisches Personal. Daneben entlasten Videosprechstunden Praxisteams und Wartezimmer. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche – die medizinische Versorgung. 

 

Seltene Erkrankungen schneller erkennen 

Anders als es der Name selten vermuten lässt: Etwa 400.000 Menschen leiden in Österreich an einer seltenen Erkrankung, was fast 5% der Gesamtbevölkerung entspricht. In der Europäischen Union gilt eine Erkrankung als selten, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind. Da es mehr als 6.000 unterschiedliche Seltene Erkrankungen gibt, ist die Gesamtzahl der Betroffenen trotz der Seltenheit der einzelnen Erkrankungen hoch. Bis zu einer Diagnose sucht ein Patient im Schnitt sieben Ärzte auf. Es vergehen fünf bis 30 Jahre – in denen er oder sie keinerlei Besserung erfährt. Durchschnittlich werden bis zur richtigen Diagnose sieben Ärzte aufgesucht!

Datenbasierte Lösungen können hier bereits einen Unterschied machen: Ein sogenannter Rare Disease Finder unterstützt Mediziner bei einer Diagnose. Dazu werden mittels aggregierter Daten und künstlicher Intelligenz Anzeichen für Seltene Erkrankungen automatisch identifiziert und angezeigt. 

 

  1. Dies ist die derzeit aktuellste Studie von "Statista Research Department"  - sie wird alle 5 Jahre neu durchgeführt.

Quelle: Judith Kolb: ""Die Notwendigkeit von digitalen Lösungen im Gesundheitswesen", 2022

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