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Adipositas ist eine weltweit immer häufiger auftretende, chronische Erkrankung mit schwerwiegenden Folgen für das kardiovaskuläre System. Ein Forschungsteam um Gerhard Prager, Leiter der Adipositas-Ambulanz der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie der MedUni Wien, erhob nun in einer Langzeit-Studie anhand der Gesundheitsdaten junger Männer bei der Stellung beim österreichischen Bundesheer, dass die Prävalenz für Übergewicht gestiegen ist und vor allem Adipositas Grad 2 und 3 überproportional zugenommen haben. Das bedeutet in der Folge auch eine Zunahme kardiovaskulärer Erkrankungen und Diabetes sowie eine verkürzte Lebenserwartung. Weiters zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen erhöhtem BMI und einem niedrigeren Bildungsgrad sowie sozioökonomischen Status. Die Studie wurde im Fachjournal Obesity Surgery publiziert.
Gemäß Statistik Austria sind in Österreich 3,7 Millionen Menschen über 15 Jahre übergewichtig und rund 17% von ihnen haben bereits Adipositas. Bereits im Alter von acht Jahren sind jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen übergewichtig oder adipös. Ein Team um den Viszeralchirurgen Gerhard Prager, Professor für Bariatrische Chirurgie und Leiter der Adipositas-Ambulanz der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie der Medizinischen Universität Wien, analysierte die Gesundheitsdaten junger Männer zwischen 2003 und 2018.
Grundlage waren die Messungen von Größe und Gewicht bei der Stellung von 874.220 Männern im Alter von 18 Jahren, um den Body Maß Index (BMI) und die "Waist to Height Ratio", also das Verhältnis Bauchumfang zu Körpergröße, zu ermitteln. Es ergab sich, dass der durchschnittliche BMI von 22,0 ± 3,95 kg/m2 im Jahr 2003 auf 22,8 ± 4,69 kg/m2 im Jahr 2018 angestiegen war. Übergewicht und Adipositas I-III stiegen von 15,3 %, 4,2 %, 1,2 % und 0,4 % (2003) auf 20,4 %, 7,1 %, 2,5 % bzw. 0,8 % (2018).
Zusammenfassend ergab die Studie also, dass der BMI und das damit einhergehende Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in den vergangenen 15 Jahren bei österreichischen männlichen Jugendlichen kontinuierlich gestiegen ist. Es wurde eine signifikante Verschiebung von Normalgewichtigen zu Übergewichtigen beobachtet, während sich höhere Adipositas-Grade in diesem Beobachtungszeitraum verdoppelten. Zudem zeigte sich auch ein signifikanter Zusammenhang zwischen BMI, Tabakkonsum und niedrigerem Bildungsstatus.
Gerhard Prager: "Problematisch ist, dass Jugendliche die Adipositas ins Erwachsenenalter mitnehmen. Je länger man stark übergewichtig ist, desto wahrscheinlicher kommt es zu Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Störungen des Fettstoffwechsels".
Je höher der BMI sei, desto höher wäre auch die Anzahl der Begleiterkrankungen. Problematisch sei es auch, dass Adipositas "noch immer nicht als ernstzunehmende chronische Erkrankung gesehen wird, sondern als Lifestyle-Angelegenheit", so Prager weiter. Für Menschen mit Adipositas sei es kaum möglich, mittels Nahrungsreduktion und Bewegung dauerhaft an Gewicht zu verlieren. In der Therapie werde nach einem "Stufenplan" vorgegangen, so Prager. Zuerst versuche man, den Lebensstil zu ändern, wodurch langfristig fünf bis zehn Prozent an Gewichtsverlust möglich wären. Die nächste Stufe sei eine medikamentöse Therapie, die mittelfristig 15 Prozent an Gewichtsverlust leistet.
Prager: "Es gibt gut wirkende Medikamente, doch diese werden derzeit nicht von den Gesundheitskassen übernommen. Das sollte geändert werden".
Ebenfalls änderungsbedürftig sei für den Chirurgen, dass in der Stufe drei, wo es um Operationen zur Verkleinerung des Bauchumfanges gehe, jede einzelne Operation bewilligungspflichtig ist.
Prager appelliert grundsätzlich, Adipositas als gesellschaftliches Problem und als Erkrankung mit schwerwiegenden Folgen anzuerkennen. Es gehe für alle darum, den Lebensmodus zugunsten mehr Bewegung zu ändern:
Experten der Medizinischen Universität Wien sowie Betroffene bieten anlässlich des Welt-Adipositastags am 4. März 2022 sachkundige Informationen aus erster Hand und schlagen Lösungen vor, wie man die Lebensqualität und Gesundheit erhalten oder zurückgewinnen kann. SpezialistInnen gehen dem Zusammenspiel von Adipositas und Hormonen auf den Grund, und es werden neue Therapieoptionen von Diäten über medikamentöse Behandlungen bis zur bariatrischen Chirurgie diskutiert. Auch das Thema Adipositas bei Jugendlichen wird in zwei Vorträgen behandelt, ebenso wie der Zusammenhang zwischen Adipositas und schweren Verläufen bei einer COVID-19 Erkrankung.
Infos unter https://www.meduniwien.ac.at/adipositastag
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