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Chronische Krankheiten: Hohe Belastung für Patienten und das Gesund­heits­sytem

23. Oktober 2024 | Walter Zifferer
Patient konsultiert Physiotherapeuten wegen wiederkehrenden Rückenschmerzen.
Patient konsultiert Physiotherapeuten wegen wiederkehrenden Rückenschmerzen.

In Europa sind zahlreiche chronische Erkrankungen rapide auf dem Vormarsch. Die Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen stellt aber nicht nur die Betroffenen vor große gesundheitliche Herausforderungen, sondern führt auch zu einer enormen Kostenbelastung in ohnehin bereits weitgehend ausgereizten Sozialsystemen. 
 

Vier gesellschaftliche Trends fördern generell die Entwicklung von chronischen Krankheiten in Europa:

  • Alterung der Bevölkerung: 
    Einer der wichtigsten Treiber für den Anstieg chronischer Erkrankungen ist die wachsende Anzahl älterer Menschen.
  • Lebensstilveränderungen: 
    Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Rauchen begünstigen die Verbreitung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs.
  • Umweltfaktoren: 
    Luftverschmutzung, insbesondere in Städten, und Klimawandel verschlechtern die Gesundheit vieler Menschen, besonders im Bereich der Atemwegserkrankungen.
  • Psychische Belastungen: 
    Der steigende Druck durch moderne Lebensstile und die Folgen der COVID-19-Pandemie haben zu einer Zunahme psychischer Erkrankungen geführt.
     

Folgende chronischen Erkrankungen stellen hierzu die besonders besorgniserregenden Entwicklungen dar und werden durch die angeführten Faktoren weiter angetrieben:
 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall)

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache in Europa, obwohl die Sterblichkeitsraten aufgrund verbesserter medizinischer Behandlungen gesunken sind. Ein Anstieg von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen und Diabetes begünstigt die Verbreitung dieser Krankheiten.

Faktoren: Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Stress in urbanisierten Umgebungen tragen dazu bei. Gleichzeitig führt der medizinische Fortschritt dazu, dass Menschen länger mit diesen Erkrankungen leben, wodurch die Prävalenz steigt.

 

Diabetes mellitus (vor allem Typ 2)

Die Zahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes nimmt in Europa stetig zu. Ursachen sind die steigende Adipositas, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährungsgewohnheiten. Die Internationale Diabetes-Föderation (IDF) schätzt, dass die Zahl der Diabetiker in Europa zwischen 2021 und 2045 um etwa 13% ansteigen wird.

Faktoren: Übergewicht und Adipositas, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, sind Schlüsselfaktoren. Es wird erwartet, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, da immer mehr Menschen an den zugrundeliegenden Risikofaktoren leiden.

 

Krebs (verschiedene Krebsarten)

Krebs bleibt eine der führenden Todesursachen in Europa, wobei sich die Anzahl der Fälle aufgrund der alternden Bevölkerung und der Frühdiagnose erhöht. Die am häufigsten diagnostizierten Krebsarten in Europa sind Brust-, Lungen-, Prostata- und Darmkrebs. Die Krebshäufigkeit hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, und die Europäische Kommission schätzt, dass es bis 2035 zu einem Anstieg der Krebsfälle um etwa 25% kommen wird.

Faktoren: Alterung, Umweltfaktoren, Lebensstiländerungen wie Rauchen und Ernährung sowie eine verbesserte Früherkennung tragen zu dieser Entwicklung bei.

 

Chronische Atemwegserkrankungen (COPD, Asthma)

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Asthma gehören zu den am schnellsten zunehmenden Atemwegserkrankungen in Europa. Der weltweite Anstieg der Luftverschmutzung, vor allem in städtischen Gebieten, sowie Rauchen und die alternde Bevölkerung treiben die Häufigkeit dieser Krankheiten in die Höhe.

Faktoren: Rauchen bleibt der Hauptfaktor für COPD, während Umweltverschmutzung und genetische Prädispositionen zu Asthma beitragen. Zudem zeigt der Klimawandel, insbesondere durch extreme Wetterereignisse und längere Pollensaisons, Einfluss auf die Zunahme von Atemwegserkrankungen.

 

Adipositas und Übergewicht

Die Rate der Adipositas in Europa ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Laut der WHO sind mehr als 50% der Erwachsenen in Europa übergewichtig, und etwa 23% sind adipös. Kinder und Jugendliche sind besonders betroffen, was sich langfristig negativ auf die Häufigkeit anderer chronischer Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken wird.

Faktoren: Ungesunde Ernährung, übermäßiger Konsum von zuckerhaltigen Getränken und verarbeiteten Lebensmitteln sowie Bewegungsmangel spielen eine entscheidende Rolle. Die Modernisierung und Urbanisierung haben die Lebensweise vieler Menschen negativ beeinflusst.

 

Demenz und Alzheimer

Die Demenz, insbesondere Alzheimer, nimmt in Europa rapide zu, insbesondere durch die alternde Bevölkerung. Die Anzahl der Menschen mit Demenz könnte sich bis 2050 verdoppeln. Bereits heute leben über 10 Millionen Europäer mit einer Form von Demenz.

Faktoren: Das zunehmende Alter der Bevölkerung, genetische Veranlagungen sowie potenziell veränderbare Faktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bewegungsmangel beeinflussen die Verbreitung von Demenz.

 

Depressionen und psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen nehmen in Europa stark zu. Die WHO schätzt, dass Depression bis 2030 die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit sein wird. Die Pandemie hat diesen Trend zusätzlich beschleunigt.

Faktoren: Stress, Arbeitsbelastung, soziale Isolation und die Unsicherheiten, die durch den Klimawandel und wirtschaftliche Krisen entstehen, tragen zur Zunahme von psychischen Erkrankungen bei. Besonders junge Erwachsene sind betroffen.

 

Nierenerkrankungen (chronische Niereninsuffizienz)

Chronische Nierenerkrankungen sind ebenfalls auf dem Vormarsch, oft als Folge von Diabetes und Bluthochdruck. Die steigenden Raten dieser Grunderkrankungen wirken sich direkt auf die Prävalenz von Nierenerkrankungen aus.

Unkontrollierter Bluthochdruck und schlecht eingestellter Diabetes führen langfristig zu Nierenfunktionsstörungen.
 

Es wird erwartet, dass diese Trends in den kommenden Jahren weiter zunehmen und eine erhebliche Herausforderung für die öffentlichen Gesundheitssysteme Europas darstellen.

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