Interview: Können Betriebsärzte das Impfen in Deutschland beschleunigen?
Die Einbindung der Hausärzte hat das Impftempo deutlich erhöht. Bald schon sollen daneben auch die Betriebsärzte größerer Firmen eingebunden werden. Nach Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen sie ab Juni einsteigen.
Unternehmen bereiten sich bereits auf Covid-19-Impfung vor
Viele Firmen haben bereits Maßnahmen getroffen, um betriebsintern die Impfung gegen das Coronavirus anbieten zu können. Dort stehen die Werks- und Betriebsärzte bereits in den Startlöchern. Auch Interessensvertretungen, wie der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e. V. (VDBW) haben sich bereits positiv zum Thema „Covid-19-Schutzimpfung durch Betriebsärzte“ ausgesprochen. Wir haben bei VDBW-Präsident Dr. med. Wolfgang Panter nochmals nachgefragt.
Herr Dr. Panter, welche Chancen sehen Sie, wenn Betriebsärzte in die aktuelle Impfkampagne einbezogen werden?
Die Betriebsärzte haben direkten Zugang zu den Beschäftigten in den Betrieben und erreichen damit ca. 40 Millionen abhängig Beschäftigte in der Republik und können die Hausärzte bei dem Thema Impfen zu Covid-19 unterstützen. Damit kommt es zu einer erheblichen Steigerung der bisherigen pro Tag erreichten Impfzahlen. Dies gilt sowohl für große Unternehmen die kurzfristig in der Lage sind, als auch für kleine und mittlere Unternehmen die auch innerhalb weniger Tage in der Lage sind durch Betriebsärzte versorgt zu werden.
Haben Betriebsärzte bei der Corona-Impfung eine gute Ausgangsposition (Erfahrung, Organisation, Kenntnis der Mitarbeiter, etc.)?
Durch die Kenntnis der Betriebe und der Abläufe in den Betrieben können solche Impfungen optimal integriert werden, z.B. in Schichtsystemen zu Beginn oder zum Ende von Arbeitszeiten. Durch viele betriebliche Unterstützer können die Abläufe erheblich verbessert werden. Lange Erfahrungen gibt es bei den Betriebsärzten durch Kollektivimpfungen zur Grippe, wo große Mitarbeiterzahlen in kürzester Zeit durchgeschleust worden sind.
Welche Personengruppen würden in Unternehmen zuerst geimpft werden (Stichwort „Impfpriorisierung“)?
Wenn genügend Impfstoff vorhanden ist, sind wir der Auffassung, benötigen wir keine Priorisierung mehr. Damit würde eine wesentliche Verschnellerung der Durchimpfung erreicht werden, da die Priorisierung einen erheblichen Aufwand darstellt. Als mögliche Einstiegsmaßnahme einer einfachen Priorisierung halten wir einen Altersbezug für möglich, z.B. Start mit Ü60, danach die Gruppe Ü50, etc.
Wie bereiten sich Ihre Mitglieder bzw. die Unternehmen bereit heute schon auf die Corona-Impfung vor?
Große Unternehmen haben bereits Impfstraßen soweit durchorganisiert, dass sie übermorgen bei entsprechendem Impfstoff beginnen können. Wir bereiten unsere Mitglieder durch stetige Fortbildung – die nächste wird am 06. Mai zu der konkreten Umsetzung und Durchführung von Covid-19, insbesondere mit den mRNA-Impfstoffen durchgeführt werden - vor. In den Fortbildungen stellen wir auch schriftliches Material zur Verfügung. Wir könnten uns als wesentliche Verbesserungsmaßnahme gut vorstellen, dass es Aufklärungsvideos gibt, diese könnten in den Betrieben gezeigt werden. Damit können wir einen Beitrag zur Stabilisierung der Informationskampagne leisten.
Vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit.