Radiologische Bilddaten auf der Überholspur durch den Westdeutsche Teleradiologieverbund
Aus Fakten wurden Ideen – aus Ideen wurde Realität, so ungefähr kann man die Entstehung des Westdeutschen Teleradiologieverbundes (TRV) vor nun mehr als 10 Jahren beschreiben.
Die besondere Bevölkerungs- und Versorgungsdichte im Ruhrgebiet spiegelte schon zu Beginn der 2000er-Jahre die zahlreichen und heterogenen Wege im Behandlungsverlauf der Patienten:innen wieder. Die Konsequenz war, dass Voruntersuchungen bei allen Behandlern zur Verfügung stehen mussten. War das nicht der Fall, war man in der Pflicht, diese (zeit-)aufwendig zu besorgen oder der Patient wurde einer Doppeluntersuchung unterzogen. Doch gerade bei teleradiologischen Untersuchungen waren (und sind es heute noch) Doppeluntersuchungen belastend. Nicht nur, weil man Patient:innen mehrfach den Strahlungen bei einer Untersuchung aussetzte. Sondern auch, weil oft wertvolle Zeit in der Behandlung verloren ging. Bilder der radiologischen Untersuchungen wurden auf CDs oder DVDs gespeichert und meistens den Patient:innen als Übermittler ausgehändigt. Die Folge war nicht selten, dass diese beim Empfänger nicht ankamen, defekt waren oder das Format nicht eingelesen werden konnte.
„Aus diesen Fakten wurde die Idee geboren, einen online-Transfer für radiologische Bilddaten zu entwickeln, um zeitnah und kostengünstig bilddiagnostische Informationen behandelnden Ärzten zugänglich zu machen und hierzu einen Teleradiologieverbund aus Mitgliedern der Industrie, dem Gesundheitsnetz und teilnehmenden radiologischen Partnerinstitutionen zu gründen“,
so erörtert Prof. Lothar Heuser, ehem. Direktor des Instituts Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum und Initiator des Westdeutschen Teleradiologieverbundes, die Anfänge des TRV.
Der Start des Pilotbetriebes mit 21 Teilnehmern wurde auf dem RadiologieKongressRuhr 2010 verkündet. Im folgenden Jahr stieg die Zahl der Teilnehmer bereits auf 35 Teilnehmer und das übertragene monatliche Datenvolumen auf 160 GB.
Seitdem hat sich der Verbund stetig weiterentwickelt. Gegenwärtig umfasst er über 600 Mitglieder, darunter auch vier Klinken aus den Niederlanden. Rund eine dreiviertel Millionen Untersuchungen (über 200 TB) werden in diesem Jahr über die gemeinsame Plattform ausgetauscht. Und das so einfach wie das Versenden einer E-Mail: Klick auf den Datensatz, Klick auf die Adresse des Empfängers und Klick auf den Sende-Button. Und statt vieler 1:1-VPN-Datenleitungen gibt es nur eine Verbindung zur zentralen Mailserverstruktur. Durch niedrige Einstiegshürden und gegebene Interoperabilität kann jede Institution ohne viel Aufwand vom dem TRV profitieren. Dabei ist der Nutzen der Plattform vielfältig: Unterschiedlichste Abteilungen der eingetragenen Mitglieder bedienen sich der Dienste des TRV. So übermitteln z. B. Kardiologien an Herzchirurgien, Unfallchirurgien in ihren Traumanetzwerken, Neurologien in Stroke-Netzen ihre Bilddaten über die Plattform des TRV. Ebenso sehen Reha Kliniken einen Mehrwert in der Mitgliedschaft des TRV, um Folgebehandlungen schon im Vorfeld der Patientenaufnahme vorbereiten zu können oder während der Reha aktuelle Untersuchungen mit den Vorbehandlern zu besprechen.
Der Teleradiologieverbund ist nach wie vor eng mit dem Gesundheitsnetzwerk MedEcon Ruhr verknüpft. Gemeinsam mit MedEcon Ruhr, dem technischen Partner VISUS Health IT und Gesundheitseinrichtungen der Region wurden in den letzten Jahren viele Projekte angestoßen und durchgeführt, unter anderem das Offene Videosystem in der Medizin (o.VID). Hier wurde die Software von CGM erfolgreich eingesetzt. Als Mitglied der Gesundheitsnetzwerkes an des Ruhr, MedEcon Ruhr, hat die CompuGroup Medical einen engen Bezug zum TRV.
Auch heute werden noch Bilddaten im Notfall mit dem Taxi über die Straße geschickt. Ein Umstand, der nicht sein müsste, und in den Kerngebieten des TRV eine absolute Ausnahme geworden ist.
Für die Zukunft erhofft sich der TRV, weitere Netzwerkpartner zu finden. Vor allem, um geographisch zu wachsen und damit die so wichtige Vernetzung voranzutreiben. Inhaltlich möchte der Verbund ebenfalls auf der Überholspur bleiben. Anwendungen und Services sollen stetig verbessert werden, zum Wohle der Patienten:innen und für einen noch besseren Nutzen der Teilnehmer.