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Daten sind die einzige Möglichkeit, die Versorgungsknappheit zu überbrücken

25. September 2023 | Maximilian Hermann

Interview mit Dr. Eckart Pech, geschäftsführender Direktor des Geschäftsbereichs Consumer and Health Management Information Systems (CHS) innerhalb der CGM zur Notwendigkeit einer ausgewogenen Datennutzung im Gesundheitswesen.

Herr Dr. Pech, wofür benötigt das Gesundheitssystem Versorgungsdaten?

Auch wenn das Beispiel schon sehr oft bemüht wurde, ist die Corona-Pandemie eine gute Veranschaulichung, was passiert, wenn Versorgungsdaten nicht effizient genutzt werden. Wir waren in Deutschland sehr stark abhängig von Daten, die in anderen Ländern erhoben wurden, insbesondere im Bereich des Monitorings und der Forschung. Das sind Bereiche, in denen sehr viel von einer validen Datenbasis abhängt. Aber auch unabhängig von COVID-19 ist Transparenz fundamental wichtig. Wie und wo breiten sich gerade Krankheiten aus? Wo entstehen Lieferengpässe? Durch Störungen der Lieferketten entstehen beispielsweise aktuell leider immer wieder Lücken in der Medikamentenversorgung. Nur durch eine Betrachtung von Versorgungsdaten lässt sich eine effektive Allokation von Ressourcen gewährleisten. Zwar kann die Produktion nicht kurzfristig angepasst werden, aber man kann die Bestände wesentlich effektiver nutzen, wenn man weiß, wo etwas zu welchem Zeitpunkt gebraucht wird.  

Inwiefern profitieren Patientinnen und Patienten durch den Zugang zu und die Nutzung von Versorgungsdaten? 

Indem eine höhere Versorgungsqualität ermöglicht wird! Es ist von jeher das Anliegen von CGM, dass niemand leiden oder gar sterben soll, nur weil einmal irgendwann eine medizinische Information fehlt. Ganz konkret sorgen die Digitalisierung und die Nutzung von Versorgungsdaten dafür, dass sich der Zugang zur medizinischen Versorgung verbessert. Als Patientin oder Patient kann ich zum Beispiel ärztliche Praxen in meiner Nähe finden und die Termine direkt online buchen. Behandelnde profitieren von der Möglichkeit automatisierter Prozesse in den Arztinformationssystemen: Bei der Gefahr von Kontraindikationen durch die Einnahme unterschiedlicher Medikamente erscheinen vor der Verordnung Warnhinweise. Außerdem unterstützen wir bei der Diagnose Seltener Erkrankungen: Durchschnittlich dauert es fünf Jahre, bis eine Seltene Erkrankung diagnostiziert wird und in nicht wenigen Fällen sogar sehr viel länger, was bei Betroffenen und Angehörigen oftmals zu viel Leid führt. eAU und eRezepte sorgen zudem für einfachere Abläufe und Transparenz über die Verfügbarkeit von Medikamenten und ersparen unnötige Umwege und Rückfragen für Behandelnde und Behandelte.

Welche anderen Protagonisten des Gesundheitssystems können an welcher Stelle von Daten profitieren? 

Da die einzelnen Teilnehmer am Gesundheitsmarkt mehr oder weniger interdependent sind, können meist alle von Fortschritten beim jeweils anderen profitieren. So ist es auch in Bezug auf Versorgungsdaten. Patientinnen und Patienten erhalten einen besseren Zugang und eine höhere Versorgungsqualität. Ärztinnen und Ärzte erhalten Unterstützung u. a. im Zeitmanagement, beispielsweise durch die digitalisierte Terminplanung oder  durch automatisierte Prüfungen im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit. Dadurch, dass mehr Informationen zur Verfügung gestellt werden können, verbessern sich auch die Möglichkeiten der Beratung in Apotheken, die zudem schneller abrechnen können. Versicherungen hingegen können durch digitale und effizientere Prozesse Kosten einsparen, während pharmazeutischen Unternehmen zu schnelleren und valideren Forschungsergebnissen gelangen, Informationen direkt bei den Patientinnen und Patienten platzieren und ihre Ressourcen effektiv steuern können. 

Immer öfter ist die Rede von einer Wissens- und Versorgungslücke im Gesundheitswesen. Was ist damit gemeint?

Positiv ist zunächst natürlich erst einmal, dass die Gesundheitsforschung stetig voranschreitet und uns immer neue Erkenntnisse bietet. Wie bei fast allen Entwicklungen ist dies aber nicht nur mit Vorteilen verbunden, denn durch die immer neuen Erkenntnisse wird medizinisches Wissen auch zunehmend komplexer. Das Gesundheitswesen steht zusätzlich vor der Herausforderung, dass die Gesellschaft immer älter wird und die Zahl der Krankheiten im Alter zunimmt. Die Zeit, die ein Arzt für die Behandlung eines Patienten zur Verfügung hat, beträgt aktuell fünf bis zehn Minuten und dürfte eher noch abnehmen. Im Zusammenspiel führt das dazu, dass es für Ärztinnen und Ärzte immer schwerer wird, sich in ihrer ohnehin mehr als knappen Zeit intensiv mit dem komplexeren Wissen und den neuen Erkenntnissen zu beschäftigen. Daten bieten eine Lösung, um die Schere zwischen medizinischen Möglichkeiten und Erkenntnissen auf der einen Seite und den Ressourcen der Behandelnden auf der anderen Seite zu schließen.

Können datengestützte Lösungen denn auch Deutschland als Pharmastandort stärken und wenn ja, wie?

Definitiv können sie das, und zwar in vielerlei Hinsicht! In der Forschung können sie dabei unterstützen, eine höhere Qualität zu erreichen und Prozesse zu vereinfachen. Mithilfe von Real-World Evidence, also versorgungsnahen Daten, liefern sie der pharmazeutischen Industrie wertvolle Zusatzinformationen, die Forschungsprojekte verschlanken und dadurch die Kosten reduzieren. Darüber hinaus helfen datenbasierte medizinische Scorings dabei, potenzielle Teilnehmende für klinische Studien zu identifizieren und zu vermitteln. Dort sind die Prozesse an vielen Stellen noch sehr komplex, obwohl ohne Studienteilnehmende die Forschung nicht möglich ist. Generell ist die private Forschung durch pharmazeutische Unternehmen wirtschaftlich ein wichtiger Baustein für Innovationen. Zusätzlich verbessern die datenbasierten Insights und Analysen die strategische Planung sowie die Ressourcenzuweisung. 

Wie generiert CGM Real-World-Daten und inwiefern kann das Gesundheitswesen davon profitieren?

Real World Evidence, also versorgungsnahe Daten, tragen dazu bei, den sinn- und forschungsstiftenden Nutzen von Gesundheitsdaten zu erschließen. Gerade für die Entwicklung und Auswertung von Medikamenten und Therapien sind diese Daten enorm wichtig. Die CGM kann versorgungsnahe Daten fast in Echtzeit zur Verfügung stellen. Entlang der gesamten Patientenreise erhalten wir dank unserer originären Datenquellen wichtige Erkenntnisse und bieten der Wissenschaft im Rahmen des Datenschutzes anonymisierte Daten an, die sowohl eine medizinische als auch eine versorgungsforscherische Arbeit mit Real-World-Daten ermöglichen. Da die Praxisverwaltungssysteme der CGM alle über eine hohe Reichweite verfügen, können wir, natürlich nur unter Voraussetzung der Zustimmung der Ärztinnen und Ärzte, eine Vielzahl von Daten in allen Gesundheitsbranchen sammeln und miteinander vernetzen. Auch bezogen auf die Abgabe von Produkten verfügen wir über umfangreiche Möglichkeiten, Einblicke zu generieren. Diese Quellen umfassen Apothekenrechenzentren, den pharmazeutischen Großhandel und das größte Apothekenpanel Deutschlands, das aus rund 7.000 berichtenden Apotheken besteht.

Was macht die CGM für den Schutz sensibler Patientendaten?  

Bei der Nutzung von Gesundheitsdaten sind Datenschutz und Datensicherheit nicht verhandelbar. Gerade im Bereich der Gesundheit sind die Daten besonders sensibel, weshalb zurecht sehr hohe rechtliche Maßstäbe angelegt werden. Bei CGM setzen wir auf unsere jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit sensiblen Daten:  Wir investieren seit jeher intensiv in profunde Datenschutz- und Sicherheitskonzepte, Anonymisierungsstandards und die IT-Sicherheit im Allgemeinen. Wichtig ist allerdings auch, dass es eine einheitliche, pragmatische Regulierung gibt, die die richtige Balance zwischen den Vorteilen der Datennutzung für das Gesundheitswesen und den fundamental wichtigen Belangen des Datenschutzes und der Datensicherheit findet. Wir sind davon überzeugt, dass sich beides gut in Einklang bringen lässt. Denn, so muss man es sagen, ohne die Nutzung von Versorgungsdaten kann ein modernes Gesundheitswesen nicht funktionieren.

Wie genau bringt sich CGM ein, um die zuvor beschriebenen Herausforderungen zu adressieren?  

Wir haben verschiedene digitale Möglichkeiten, um damit besser umgehen zu können. Unser Produkt GHG Praxisdienst bietet Ärztinnen und Ärzten eine Plattform für medizinisches Wissen. Direkt im Praxisverwaltungssystem können sie auf wertvolle Informationen zugreifen. Außerdem unterstützt der GHG Praxisdienst bei der durchaus mühsamen Rekrutierung von Studienteilnehmenden. Häufig erscheinen bei Studienzentren viele mögliche Teilnehmende, die letztendlich dann doch ungeeignet für die Studie sind. Das führt zu signifikanten Zeitaufwänden und hohen Kosten. Mit dem GHG Praxisdienst werden direkt in der Arztsoftware verschiedene Kriterien geprüft und Ärztinnen und Ärzte erhalten bei geeigneten Patientinnen und Patienten einen entsprechenden Hinweis. So gelangen am Ende nur geeignete Teilnehmende bis zu den Studienzentren. Hier sehen Sie, wie unsere digitalen Tools dazu beitragen können, die Attraktivität Deutschlands als Pharmastandort zu verbessern und in der Forschung aufzuschließen.

Ich bin zuvor auch schon kurz auf die Allokation von Ressourcen eingegangen. Der Market Movement Monitor der INSIGHT Health ermöglicht es Anwendenden, Einblicke in die Medikamentenvorräte zu erhalten und mögliche Lieferengpässe abschätzen zu können. Dann können die nötigen Vorkehrungen getroffen werden, um Entwicklungen zu erkennen und die Allokation von Beständen zu steuern und vorbereitet zu sein. Wenn sich zum Beispiel die Ausbreitung einer Erkältungswelle beobachten lässt, können im besten Fall frühzeitig Medikamente gelagert werden.

Was macht die CGM zu einem attraktiven Partner in der Gesundheitsbranche?

Generell machen uns unser jahrzehntelanger Erfahrungsschatz in der Gesundheitsbranche, die Kompetenz in Bezug auf verschiedenste Anwendungen in unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitssystems sowie unsere internationale Vernetzung zu einem guten Ansprechpartner für fast alle Themenfelder in der Branche. So sammeln wir beispielsweise auch Vergleichswerte und Best Practices aus anderen Ländern. Wir stehen mit unseren Kundinnen und Kunden aus den einzelnen Branchen in einem sehr engen Austausch und profitieren davon, auch aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln blicken zu können.   

Warum sticht die CGM im medizinischen Sektor besonders hervor?  

Da wir mit unseren digitalen Möglichkeiten wie bereits beschrieben die gesamte Patientenreise abdecken können, sind wir in der Lage, uns ein vielseitiges Bild zu verschaffen. Uns liegen anonymisierte Daten von der Anamnese bis zur Behandlung vor, die wir analysieren und weiterverwenden können. Zusätzlich sind wir als internationales Unternehmen weit vernetzt und profitieren von dem Zusammentreffen ganz unterschiedlicher Erfahrungen. Uns zeichnet unser breites Spektrum an Spezialisten aus verschiedenen Fachbereichen aus, die jeden Tag an der Digitalisierung des Gesundheitssystems arbeiten und ihren Beitrag dazu leisten.

Wir haben Zugang zu einzigartigen Datenquellen, die uns wichtige Erkenntnisse liefern, um die Forschung vorantreiben zu können. Nicht zuletzt arbeiten wir daran, eine Plattform für medizinisches Fachpersonal mit unseren Lösungen aufzubauen, in der weitere Mehrwertlösungen gebündelt werden sollen.

Unsere Kombination aus Reichweite, medizinischer und analytischer Kompetenz ist auf dem Markt einzigartig. Indem wir zudem die Möglichkeiten der KI nutzen, heben wir uns auch deutlich von unseren Wettbewerbern ab. Unser klares Ziel ist es, diese leistungsstarke Technologie zu nutzen und sie zu einem leistungsstarken Co-Piloten für Beschäftigte im Gesundheitswesen weiterzuentwickeln.

Und was bedeutet das ganz konkret für die hiesige Pharmaindustrie?

Mit unseren Kommunikationslösungen erreichen wir jeden Tag etwa jede zweite niedergelassene ärztliche Praxis, jede vierte Apotheke sowie Millionen von Patientinnen und Patienten. Zudem nutzen wir weitentwickelte Analysetools für die beste Qualität. Unsere höchst kompetenten Mitarbeitenden garantieren eine hervorragende Beratung. Unser Closed-Loop-Portfolio bietet Lösungen in allen Bereichen: Analyse, Bewertung, Beratung, Durchführung, Reporting und Tracking sowie in der Optimierung und Kommunikation. In diesem Bereich schaffen wir die optimale Verbindung.

Welche Lösungen der CGM tragen besonders dazu bei, die Versorgungssicherheit und den Pharmastandort zu stärken? 

Unser Tool GHG Praxisdienst ist sowohl für Ärztinnen und Ärzte als auch für Studienzentren eine ungemeine Entlastung bei der Rekrutierung von Studienteilnehmenden. Neben den vielen weiteren Modulen der Anwendung, die u. a. bei der Identifikation seltener Erkrankungen unterstützen, wissenschaftliche Informationen bieten oder Medical Scores errechnen, können damit bestenfalls wieder mehr Studienteilnehmende rekrutiert und neue Forschungsergebnisse gewonnen werden. Gerade aufgrund der eingangs genannten Situation hinsichtlich der bestehenden Lieferengpässe kann auch der Market Movement Monitor ungemein unterstützen. Wenn Lieferengpässe frühzeitig erkannt werden und Vorkehrungen getroffen werden können, ist das ein wichtiger Schritt für die Pharmaindustrie und für die Versorgung der Menschen.

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