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StuPoli Hamburg – Medizinische Hilfe, wo sie dringend gebraucht wird

7. November 2024 | Beata Luczkiewicz
Jil Bodeit im Eingangsbereich der StuPoli Hamburg.

Hamburg. Ein stürmischer Freitagnachmittag auf St. Pauli. Während draußen der Wind die Straßen leerfegt, strömen die Menschen in das CaFée mit Herz – ein sicherer Hafen für all jene, die sonst keine Zuflucht finden. Im Herzen des Viertels, öffnet die Studentische Poliklinik (StuPoli) ihre Türen für die, die das Gesundheitssystem vergessen hat. Drinnen herrscht geschäftiges Treiben: Bedürftige finden nicht nur Wärme, sondern auch dringend benötigte medizinische Versorgung – ein Ort der Hoffnung inmitten der Großstadt.

Hier, in der selbstorganisierten Poliklinik, bieten Medizinstudierende kostenlose Gesundheitsversorgung für Menschen an, die im regulären Gesundheitssystem oft durchs Raster fallen. „Wir haben viele Patientinnen und Patienten, die keine Krankenversicherung haben oder die nicht zu Arztpraxen gehen wollen“, erklärt Jil Bodeit, eine der engagierten Medizinstudentinnen, die die StuPoli mitbetreut. „Für diese Menschen sind wir eine wichtige Anlaufstelle.“

Die Poliklinik, die 2018 auf Initiative von Studierenden ins Leben gerufen wurde, ist ein Leuchtturmprojekt in Hamburg. Inspiriert von ähnlichen Initiativen wie der StuPoli in Frankfurt, bietet das Projekt eine Möglichkeit für Studierende, praktische Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig soziale Verantwortung zu übernehmen.

Steckbrief der Praxis
  • Name der Praxis: StuPoli Hamburg
  • Praxisinhaber: Die „StuPoli Hamburg“ ist ein gemeinnütziges studentisches Projekt in Zusammenarbeit mit dem Asklepios Campus Hamburg und dem CaFée mit Herz in St. Pauli. 
  • Fachbereich: Allgemeinmedizin
  • Standort: Hamburg (St. Pauli)
  • Praxissoftware: CGM TURBOMED

Ein sicherer Raum für alle

Das Besondere an der StuPoli: Hier kann jeder anonym und ohne Angst vor Diskriminierung Hilfe suchen. „Wir behandeln viele Patientinnen und Patienten, die in der Obdachlosigkeit leben oder unter psychischen Erkrankungen leiden“, erzählt Bodeit. „Es ist für sie oft schwer, in normalen Kliniken oder Arztpraxen die Hilfe zu bekommen, die sie brauchen.“ Die Medizinstudierenden haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in schwierigen Lebenslagen mit Würde und ohne Vorurteile zu behandeln.

Die Bandbreite der Erkrankungen, die hier behandelt werden, ist groß. „Wir sehen viele orthopädische und dermatologische Fälle“, berichtet Bodeit. „Besonders in der kalten Jahreszeit haben viele unserer Patientinnen und Patienten Atemwegsinfekte, aber auch Fußprobleme und schlecht heilende Wunden gehören zu den häufigen Krankheitsbildern.“ Die Versorgung dieser Erkrankungen ist für die Obdachlosen von zentraler Bedeutung, da sie oft unter schwierigen hygienischen Bedingungen leben.

Doch die Arbeit in der StuPoli stößt auch an ihre Grenzen. „Wir sind keine Klinik“, betont Bodeit. „Wenn Patientinnen und Patienten mit ernsten Erkrankungen wie einem Darmverschluss oder einer Blinddarmentzündung zu uns kommen, müssen wir sie an ein Krankenhaus verweisen. Solche Fälle übersteigen unsere Möglichkeiten.“

Unterstützung durch erfahrene Ärzte

Neben den Studierenden spielen auch erfahrene Ärztinnen und Ärzte eine zentrale Rolle in der StuPoli. Sie fungieren als Mentoren und stehen den angehenden Medizinern beratend zur Seite. „Unsere Aufgabe ist es, den Studierenden so viel Verantwortung wie möglich zu überlassen“, erklärt eine erfahrene Ärztin. „Nur wenn es notwendig wird, greifen wir ein.“ Für angehende Medizinerinnen und Mediziner ist die Mitarbeit in der StuPoli eine einmalige Chance, sich wertvolles praktisches Wissen anzueignen und dabei auch noch den sozialen Aspekt ihres Berufs kennenzulernen.

„Die Ärztinnen und Ärzte übernehmen eine Supervisor-Rolle“, erklärt Bodeit. „Sie helfen bei komplexen Fragen, etwa bei der Dosierung von Medikamenten, und sind verantwortlich für die Ausstellung von Rezepten“. Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner lernen hier nicht nur die Theorie, sondern auch den Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenslagen. Für viele Studierende ist die Arbeit in der StuPoli eine wertvolle Erfahrung, die sie auch nach ihrem Studium prägen wird.

Herausforderungen im Gesundheitssystem

Die Arbeit in der StuPoli bringt die Studierenden nicht nur medizinisch weiter, sondern schärft auch ihr Bewusstsein für die Probleme des deutschen Gesundheitssystems. „Wir sehen hier hautnah, wie viele Menschen in unserer Gesellschaft keinen ausreichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung haben“, sagt Bodeit nachdenklich. „Es gibt einfach einen eklatanten Personalmangel und nicht genügend Ressourcen.“ Viele Patientinnen und Patienten, die in die StuPoli kommen, sind nicht nur gesundheitlich angeschlagen, sondern auch von den Mängeln des Systems betroffen. Für sie bietet die Poliklinik oft die einzige Chance auf medizinische Versorgung.

„Das deutsche Gesundheitssystem hat ein Strukturproblem“, erklärt Bodeit weiter. „Viele Menschen fallen durch das Raster, weil sie keine Krankenversicherung oder Angst haben, ihre persönlichen Daten preiszugeben. Hier in der StuPoli können sie anonym bleiben und trotzdem medizinische Hilfe bekommen.“

Jil Bodeit, Medizinstudentin und „Junior-Ärztin“ in der StuPoli
Viele Menschen fallen durch das Raster, weil sie keine Krankenversicherung oder Angst haben, ihre persönlichen Daten preiszugeben. Hier in der StuPoli können sie anonym bleiben und trotzdem medizinische Hilfe bekommen.

Jil Bodeit, Medizinstudentin und „Junior-Ärztin“ in der StuPoli

Die digitale Unterstützung – CGM TURBOMED als Meilenstein

Ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung der StuPoli war die Einführung des neuen Praxissystems CGM TURBOMED. „Früher haben wir alle Patientendaten handschriftlich festgehalten“, berichtet Bodeit. „Das war extrem zeitaufwendig und oft unübersichtlich.“ Mit CGM TURBOMED hat sich das geändert. Das neue System ermöglicht eine strukturierte und effiziente Erfassung der Patientendaten und erleichtert die Arbeit der Studierenden enorm.

„Wir können jetzt nicht nur die Anamnese und Befunde besser dokumentieren, sondern auch Fotos einfügen, um den Behandlungsverlauf nachvollziehbar zu machen“, erklärt Bodeit begeistert. „Das ist besonders wichtig bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Wunden. Jetzt können wir den Heilungsverlauf besser überwachen und den Patientinnen und Patienten gezielt weiterhelfen.“ Dank der digitalen Dokumentation können auch Statistiken erstellt werden, die zeigen, welche Diagnosen am häufigsten auftreten und welche Medikamente besonders oft benötigt werden. „Das hilft uns, unsere Ressourcen besser zu planen und sicherzustellen, dass wir immer genügend Material zur Verfügung haben.“

Für die Studierenden ist das neue System nicht nur eine Erleichterung, sondern auch eine wichtige Vorbereitung auf ihre spätere berufliche Laufbahn. „Die Digitalisierung ist die Zukunft der Medizin“, sagt Bodeit. „CGM TURBOMED zeigt uns, wie viel Potenzial in digitalen Lösungen steckt. Wir können schneller und effizienter arbeiten, und das kommt letztlich den Patientinnen und Patienten zugute.“

Motivation durch Dankbarkeit

Trotz der vielen Herausforderungen bleibt die Motivation bei den Studierenden und Ärzten der StuPoli ungebrochen. „Man bekommt so viel Dankbarkeit zurück“, sagt Bodeit. „Für viele unserer Patientinnen und Patienten sind wir die letzte Anlaufstelle. Sie haben oft schlimme Erfahrungen im regulären Gesundheitssystem gemacht und sind froh, hier auf Verständnis zu stoßen.“ Die Arbeit in der StuPoli ist für die Studierenden nicht nur eine medizinische, sondern auch eine persönliche Bereicherung. „Wir lernen hier nicht nur, wie man Krankheiten behandelt, sondern auch, wie wichtig es ist, den Menschen hinter der Patientin oder dem Patienten zu sehen“, erklärt die Junior-Ärztin.

Auch die Zusammenarbeit im Team trägt zur Motivation bei. „Wir unterstützen uns gegenseitig“, sagt Bodeit. „Es gibt einen starken Zusammenhalt unter den Studierenden, und die erfahrenen Ärztinnen oder Ärzte sind immer da, wenn wir Fragen haben oder Unterstützung brauchen.“

Blick in die Zukunft

Die Zukunft der StuPoli sieht vielversprechend aus, auch wenn noch einige Hürden zu überwinden sind. „Unser großer Traum ist es, die Sprechstunden von zwei auf drei pro Woche zu erweitern“, sagt Bodeit. „Aber dafür brauchen wir mehr personelle und finanzielle Ressourcen.“ Der Betrieb der StuPoli wird ausschließlich durch Spenden finanziert, und obwohl die Initiative viel Unterstützung erfährt, ist die Zukunft stets von der Finanzierung abhängig.

Ein weiterer Traum des Teams ist es, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. „Wir haben mit CGM TURBOMED einen großen Schritt in Richtung Effizienz gemacht“, sagt Bodeit. „Aber es gibt noch so viel Potenzial, das wir ausschöpfen könnten. Die digitale Dokumentation spart uns nicht nur Zeit, sondern verbessert auch die Qualität unserer Arbeit.“

Langfristig hofft das Team der StuPoli, dass das Projekt noch mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält. „Unsere Arbeit zeigt, wie wichtig niedrigschwellige medizinische Angebote sind“, erklärt Bodeit. „Wir hoffen, dass unser Modell auch in anderen Städten Nachahmer findet.“

Ein Leuchtturm der Hoffnung

Die StuPoli ist mehr als nur eine medizinische Einrichtung – sie ist ein Ort der Hoffnung für Menschen, die im regulären Gesundheitssystem oft keine Stimme haben. „Wir sehen hier, wie wichtig es ist, dass jeder Zugang zu medizinischer Versorgung hat“, sagt Bodeit. „Und wir sind stolz darauf, Teil dieses Projekts zu sein.“

Die Arbeit in der StuPoli ist fordernd, aber auch unglaublich erfüllend. „Jeder Dienst hier ist ein Erfolg“, betont Bodeit. „Wir helfen Menschen, die sonst nirgendwo hingehen könnten. Das motiviert uns alle, weiterzumachen.“ Die Zukunft der StuPoli mag von Spenden und personellen Ressourcen abhängen, doch der Einsatz und das Engagement der Studierenden und Ärzte lassen keinen Zweifel daran, dass dieses Projekt noch lange fortbestehen wird.

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