Ein sicherer und schneller Informationsaustausch über die Sektorengrenzen im Gesundheitswesen hinweg ist ein zentrales Ziel der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Hierfür wurde der Kommunikationsdienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) etabliert, der schon bald vom TI-Messenger unterstützt wird.
Während die Leistungserbringer KIM primär als Kommunikationskanal (E-Mail) für automatisierte Standardprozesse wie z. B. die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) oder den E-Arztbrief nutzen, soll der TI-Messenger das sichere und interoperable Versenden von Sofortnachrichten (Instant-Messaging) übernehmen. Damit wird auf die aus dem Alltag bekannten Kommunikationswege gesetzt, jedoch basierend auf Standards und eingebettet in einen sicheren, eigens für das Gesundheitswesen geschaffenen Rahmen: die Telematikinfrastruktur (TI).
Jeder Leistungserbringer und Akteur, der an die TI angeschlossen ist, verfügt über Komponenten, die höchsten Sicherheitsanforderungen entsprechen. Dazu zählen die sichere Verbindung in die TI mittels Konnektor oder Rechenzentrumslösung, ein Kartenterminal sowie der elektronische Heilberufsausweis (eHBA) und die SMC-B-Karte, die der Authentifizierung dienen und für die qualifizierte elektronische Signatur (QES) benötigt werden.
Um KIM nutzen zu können, benötigen Einrichtungen des Gesundheitswesens neben einem Anschluss an die TI ein KIM-Modul im Primärsystem, ein KIM-Clientmodul und eine KIM-Adresse. Idealerweise liefert die Praxissoftware, wie z. B. die CGM-Arzt- und Zahnarztinformationssysteme, ein vollintegriertes KIM-Modul. Die KIM-Adressen beantragen Leistungserbringer bei ihrem KIM-Anbieter (z. B. CGM). Im letzten Schritt erfolgt der Eintrag im Verzeichnisdienst (VZD) der gematik. Damit wird die KIM-Adresse im Adressbuch der TI veröffentlicht und ist für andere TI-Teilnehmer sichtbar. Hier gilt: Der Netzwerkeffekt des VZD wird größer, je mehr Leistungserbringer dort eingetragen sind. So lassen sich über den VZD schnell und einfach KIM-Adressen von anderen, an die TI angeschlossenen Akteuren im Gesundheitswesen finden.
Bald wird der Teilnehmerkreis nochmals größer: Ab dem 1. April 2024 wird der Fachdienst KIM für Apotheken zur Pflicht, um die volle TI-Pauschale zu erhalten.
Neben E-Mails zählen unkomplizierte Kurznachrichten z. B. via WhatsApp zu den beliebtesten Kommunikationsmitteln im Alltag. Ihr wesentliches Kennzeichen ist die formlose und asynchrone Kommunikation ebenso wie die Verwendung von Zeichensprache (daumenhoch für das Wort „okay“) und Emojis. Nicht nur angesichts der fehlenden Interoperabilität zwischen den unterschiedlichen kommerziellen Messenger-Anbietern ist der Einsatz dieser Anwendungen im Gesundheitswesen aber problematisch. Vor allem ist aufgrund der fehlenden einheitlichen Zertifizierung und Vorgaben zu Authentifizierung keine ausreichende Sicherheit gewährleistet.
Aus diesem Grund hat die gematik den TI-Messenger spezifiziert. Damit können künftig alle an die TI angebundenen Gesundheitsberufe miteinander kommunizieren. Hierfür greift der Messenger auf den Verzeichnisdienst, ein gemeinsames bundesweites Adressbuch, zurück, in dem nur authentifizierte Leistungserbringerorganisationen und Leistungserbringende gelistet werden. Die Übertragung der Nachrichten findet Ende-zu-Ende-verschlüsselt statt und wird damit den höchsten Sicherheitsansprüchen gerecht.
Im Laufe des Jahres 2024 können z. B. Ärztinnen und Ärzte, Klinikpersonal, Apothekerinnen und Apotheker sowie Pflegepersonal den Dienst nutzen, um ortsungebunden, in Echtzeit und sektorenübergreifend miteinander zu kommunizieren. Der TI-Messenger unterstützt u. a. Einzel- und Gruppenchats sowie Bild- und Dateiversand. In weiteren Ausbaustufen ist die Aufnahme der Krankenkassen und Versicherten geplant sowie die Abbildung der Videochatfunktion.
Nicht nur, wenn es um Patientinnen und Patienten geht, ist der Kommunikationsbedarf von Leistungserbringern über Sektorengrenzen hinweg groß. KIM und der TI-Messenger fördern diesen notwendigen Austausch durch einheitliche und sichere Standards. Geht es um strukturierte Informationen, die automatisiert in Primärsysteme eingelesen werden können oder sollten, ist KIM die erste Wahl. Wer hingegen informell, formlos und kurzfristig kommunizieren will, nutzt künftig den TI-Messenger.