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Einführung in die Telematikinfrastruktur (TI): Chancen für die Pflege

15. April 2025 | Beata Luczkiewicz

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran – und mit ihr gewinnt die Telematikinfrastruktur (TI) zunehmend an Bedeutung. Gerade für die Pflegebranche, die mit hohem administrativem Aufwand und knappen personellen Ressourcen zu kämpfen hat, bietet sie enorme Potenziale. Doch was genau verbirgt sich hinter der TI? Welche Chancen ergeben sich für Pflegeeinrichtungen und welche gesetzlichen Vorgaben müssen beachtet werden?

Was ist die Telematikinfrastruktur (TI)?

Die Telematikinfrastruktur ist ein sicheres digitales Netzwerk, das die Akteure im deutschen Gesundheitswesen miteinander verbindet. Ziel ist es, den Austausch medizinischer und pflegerischer Informationen effizienter und sicherer zu gestalten. Die Teilnahme an der TI ermöglicht den Zugang zu wichtigen digitalen Anwendungen wie der elektronischen Patientenakte (ePA), dem E-Rezept oder dem sicheren E-Mail-Dienst der TI, der Kommunikation im Medizinwesen (KIM).

Bedeutung der TI für die Pflege

Personalmangel, steigende Anforderungen an Dokumentation und zunehmende Bürokratie erschweren den Versorgungsalltag: Die TI kann hier Abhilfe schaffen, da Pflegekräfte mit ihrer Hilfe Informationen schneller abrufen und austauschen können.

  • Erleichterte Kommunikation: Pflegeeinrichtungen können sich über sichere E-Mail (KIM) oder Messenger-Dienste (TI-Messenger) digital mit Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken digital austauschen, was Abstimmungsprozesse deutlich beschleunigt und Fehler reduziert.
  • Zugriff auf relevante Patientendaten: Die Einsicht in die ePA ermöglicht es Pflegekräften, Medikationspläne oder Behandlungshistorien einzusehen.
  • Weniger Bürokratie: Digitale Prozesse ersetzen die papiergebundene Dokumentation, das spart Zeit und schont Ressourcen. So können Pflegeleistungsnachweise und Rechnungen künftig vollelektronisch bei den Pflegekassen eingereicht werden. Die Papierflut wird reduziert und der Bewilligung- und Abrechnungsprozess deutlich vereinfacht.  
  • Sicherheit und Datenschutz: Die TI basiert auf höchsten Sicherheitsstandards, um den Schutz sensibler Gesundheitsdaten zu gewährleisten.

Besondere Herausforderungen und Chancen für die Pflege

Die Pflege unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen Bereichen des Gesundheitswesens und stellt daher spezielle Anforderungen an die TI.

  • Höhere Mobilität des Pflegepersonals: Während Krankenhäuser feste IT-Infrastrukturen nutzen, arbeiten viele Pflegekräfte mobil. Die TI bietet daher z. B. mit dem TI-Messenger flexible Anwendungen, die einen sicheren Zugriff von unterwegs ermöglichen. So kann beispielweise direkt vom Haus des Klienten mit der Apotheke über Dosierungsfragen oder mit der Arztpraxis über eine neue Verordnung gechattet werden.
  • Enge Einbindung von Angehörigen: In der Pflege spielt die Einbindung von Angehörigen eine zentrale Rolle. In keinem anderen Sektor wird so intensiv mit den Betroffenen kommuniziert. Die TI wird hier über den TI-Messenger, der in seiner zweiten Ausbaustufe ab dem 15. Juli 2025 auch die Kontaktaufnahme von Patienten und Angehörigen per Chat ermöglicht, eine Entlastung der Pflegedienste bedeuten. Ein typischer Fall: Die Mutter liegt im Krankenhaus, Pflege ist nicht erforderlich? Die Tochter ist zu Besuch und wird sich am Abend selbst um die Pflege kümmern. Die Informationen können schnell per Chat ausgetauscht und bestätigt werden und die Routenplanung kann optimiert werden.

Gesetzliche Vorgaben und Fristen

Der Gesetzgeber treibt die Einführung der TI konsequent voran. Im Gesetz für den Schutz elektronischer Patientendaten in der Telematikinfrastruktur (PDSG) ist die schrittweise Anbindung der Pflegeeinrichtungen sowie die Nutzung der elektronischen Patientenakte festgeschrieben. Seit Juli 2023 haben Pflegeeinrichtungen die Möglichkeit, sich freiwillig an die TI anzuschließen, ab Juli 2025 ist dies verpflichtend. Der Gesetzgeber hält die TI dabei für so wichtig, dass er alle zur Teilnahme an der TI verpflichteten Institutionen umfassend finanziell unterstützt. So erhalten auch alle angebundenen Pflegeeinrichtungen, die KIM im Einsatz haben, eine Förderung. 

Fazit: Dank Telematikinfrastruktur mehr Zeit für die Pflege

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist längst kein optionaler Fortschritt mehr, sondern eine Notwendigkeit. Ineffizienz und steigende Kosten gefährden die Versorgung und stellen insbesondere die Pflege vor enorme Herausforderungen. Die TI bietet hier eine tragfähige Lösung: Sie schafft verbindliche Standards, reduziert den Verwaltungsaufwand und verbessert die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Gerade in der Pflege, wo Zeit ein kritischer Faktor ist, kann die TI entscheidend dazu beitragen, Ressourcen gezielter einzusetzen und die Patientensicherheit zu erhöhen. Damit ist die TI ein zentraler Baustein für eine zukunftssichere Versorgung.

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