Deutschland

Warum die TI für Pflegeeinrichtungen unverzichtbar ist

18. März 2025 | Beata Luczkiewicz
Fröhliche Pflegekraft lächelt in die Kamera, im Hintergrund ein lachender Patient.

Die Pflegebranche steht vor großen Herausforderungen: In Deutschland fehlen Pflegekräfte, besonders in der Altenpflege. Das Statistische Bundesamt hat schon im Jahr 2024  gemeldet, dass der Bedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2049 im Vergleich zu 2019 voraussichtlich um ein Drittel auf 2,15 Millionen steigen wird und dass im Jahr 2049 zwischen 280.000 und 690.000 Fachkräfte fehlen werden. Hauptursache dafür ist der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge, sowie die zunehmende Anzahl an Pflegebedürftigen. Angesichts des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels sind digitale Innovationen unverzichtbar, um Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten, Prozesse zu automatisieren und die Pflegequalität auf ein neues Niveau zu heben.

Digitale Unterstützung als Antwort auf aktuelle Herausforderungen

Die Digitalisierung der Pflege im Rahmen der Telematikinfrastruktur (TI) steckt noch in den Anfängen.  Erst ein Bruchteil der rund 31.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland ist bislang im Verzeichnisdienst der TI gelistet. Wer nicht an die TI angebunden ist, kann auch KIM, die sichere „Kommunikation im Medizinwesen“ per E-Mail, nicht nutzen. Dies bedeutet, dass der Großteil der Einrichtungen weiterhin auf ineffiziente Kommunikationswege wie Fax und Telefon angewiesen ist. Doch der Druck zur digitalen Transformation wächst: Die steigenden Anforderungen an Dokumentation, Kommunikation und Abrechnung erfordern moderne Lösungen. Der Gesetzgeber schreibt daneben vor, dass alle ambulanten und stationären Pflegedienste und Pflegeeinrichtungen bis zum 01. Juli 2025 an die TI angebunden sein müssen.

Die Anbindung an die TI bietet Pflegeeinrichtungen große Vorteile:

  1. Effiziente Kommunikation und weniger Bürokratie
    Der Einsatz von KIM (Kommunikation im Medizinwesen) vereinfacht den Austausch zwischen Pflegeeinrichtungen, Ärzten und Apotheken. Elektronische Verordnungen, Befunde und Medikationspläne können sicher übermittelt werden, wodurch Bearbeitungszeiten verkürzt und Fehlerquellen minimiert werden.
  2. Elektronische Abrechnung mit Pflege- und Krankenkassen
    Die Abrechnung vieler Pflegeleistungen erfolgt bislang über manuelle Prozesse, die zeitaufwendig und fehleranfällig sind. Die geplante eAbrechnung wird diese Abläufe erheblich beschleunigen und vereinfachen, wodurch finanzielle Engpässe vermieden werden.
  3. Verbesserung der Versorgungsqualität
    Der direkte Zugriff auf relevante medizinische Informationen in der elektronischen Patientenakte der Klientinnen und Klienten ermöglicht eine individuellere und bedarfsgerechtere Pflege. Notwendige Anpassungen in der Medikation oder Pflegeplanung können ohne Verzögerung umgesetzt werden.
  4. Vereinfachter Verordnungsprozess
    Die Verordnung häuslicher Krankenpflege stellt heute oft einen langwierigen Prozess dar, der viel administrative Zeit in Anspruch nimmt. Mit der eVerordnung beschleunigt sich der Prozess maßgeblich.
  5. Mehr Sicherheit durch digitale Prozesse
    Aktuelle elektronische Medikationspläne und die automatische Prüfung auf Wechselwirkungen zwischen Medikamenten verringern das Risiko von Fehldosierungen und erhöhen die Patientensicherheit.
  6. Standardisierung der Leistungsnachweise
    Der eLeistungsnachweis standardisiert die Prozesse bei der Erfassung und Übermittlung von Leistungsnachweisen und wird den Stundeneinsatz der Administration deutlich nach unten korrigieren.

Fazit

Kaum ein Gesundheitssektor ist so vielfältig und heterogen wie die Pflege. Die Bandbreite reicht von multimorbiden, pflegebedürftigen 60-Jährigen bis hin zu fitten 85-Jährigen, die sich selbstständig versorgen. Ebenso vielfältig wie die Klienten sind die Möglichkeiten der Digitalisierung. Entscheidend sind Lösungen, die einen echten Mehrwert für die Pflege bieten.

Die Telematikinfrastruktur ist ein essenzieller Baustein für eine effiziente und sichere Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen. Dabei profitieren nicht nur die Pflegekräfte, sondern auch Pflegebedürftige und deren Angehörige von optimierten  Versorgungsprozessen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Weichen für eine digitale Zukunft in der Pflege zu stellen.

Quellen:

  • Meldung Statistisches Bundesamt (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_033_23_12.html)
  • gematik: https://www.gematik.de/pflege
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